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Markttreiben

Markttreiben

Titel: Markttreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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einige Überraschungsausrufe und Witzeleien darüber, dass
Rainer Zwick Gerhard eigentlich eher auf der anderen Seite erwartet hätte. Evi
folgte dem Ganzen amüsiert und meinte: »Danke, Herr Bader, da hab ich was, was
ich gegen ihn verwenden kann.«
    »Was kann ich denn für euch tun?«, fragte Bader, der sie an eins der
netten Gartentischchen gebeten hatte und Espresso aus seinem Schuppen gezaubert
hatte.
    »Miri Keller«, sagte Gerhard.
    »Miri?«
    »Ja, Miri, die du ja sicher kennst.«
    Bader nickte.
    Gerhard hielt ihm die Bilder hin, Bader betrachtete sie ruhig und
eingehend. Dann legte er sie wieder hin.
    »Ja, und?«
    »Diese Bilder wurden von einer Standfotografin geschossen, die
während des Filmdrehs fotografiert hatte. Sie zeigen Sie und Frau Keller auf
deren Balkon. Sie wurden ebenfalls von einem Mann beobachtet, der diese Bilder
später ausgedruckt hat. Dieser Mann ist tot.« Evi sprach emotionslos.
    Rainer Bader brauchte nicht lange, um die Absicht zu erkennen. »Ihr
meint, ich hab den Typen ums Eck gebracht, weil mir seine Bilder nicht gefallen
haben?«
    Gerhard mischte sich ein. »Genau! Rainer, war Leo Lang bei dir?«
    »Leo Lang. Das ist der Typ aus Peiting, oder? Dieser Raubmord wegen
der Filmkameras? War in der Zeitung. Und der soll mich erpresst haben?« Er
klang irgendwie komisch. Er zögerte. Dann lachte er.
    »So abwegig ist das nicht und nicht zum Lachen«, rügte ihn Evi.
    »Was will der bei mir schon rauspressen?«
    »Rainer, bei dir vielleicht nicht. Aber wusste deine Frau davon? Sie
steht in der Öffentlichkeit. Sie hat politische Ambitionen. Was, wenn er sie
erpresst hat?«
    Bader nippte an seinem Espresso.
    »Rainer?«
    »Sie wusste es nicht. Miri und ich waren immer sehr diskret.«
    »Bist du sicher?«
    »Nein.«
    »Rainer, das ist eine Scheißantwort.«
    »Ich weiß. Ich dachte, sie weiß nichts. Aber wenn dieser Lang ihr
die Bilder gezeigt hat, dann weiß sie es natürlich. Verdammt.«
    »Das hätten Sie sich früher überlegen müssen«, rotzte ihm Evi hin.
    »Frau Gerhard-Kollegin, pass auf. Miri und ich kennen uns seit
Jahrzehnten. Wir hatten nie vor, mehr draus werden zu lassen. Wir sind Freunde.
Miri hat sonst kein Interesse an mir. Sie hätte sich nie in meine Ehe
gedrängt.«
    »Tolles Abkommen. Praktisch. Aber vielleicht empfand Ihre Frau da
anders?« Evi ließ nicht locker.
    »Was ich nicht weiß …«
    »Ach Herr Bader, das ist ein dummer alter Spruch. Und wie Sie ja
schon selbst gesagt haben: Vielleicht haben die Bilder Sie ja ganz unsanft in
die Realität geholt. Und keine Frau mag es, wenn ihr Mann Sex mit einer anderen
hat. Egal wie es um die Ehe steht.«
    Gerhard mischte sich ein. »Rainer, Evi hat recht. Wenn sie es durch
diese Bilder erfahren hätte, wie hätte sie reagiert? Dich zur Rede gestellt?
Miri zur Rede gestellt? Wäre sie erpressbar gewesen?«
    »Mich hat sie nicht angesprochen. Sie war wie immer.«
    Miri hatte das ganz richtig vorhergesagt. Rainer Bader war eher
wortkarg. Man musste ihm jeden Satz aus der Nase ziehen.
    »Rainer, nimm mal an, Leo Lang hat sie erpresst. Gedroht, diese
Bilder öffentlich zu machen. Was hätte sie getan?«
    »Zur Polizei gehen? Das ignorieren? Was weiß ich denn.«
    »So gut kennen Sie Ihre Frau? Gratulation!« Evi war wütend.
    »Wir leben jeder unser Leben.«
    »Aber das beinhaltet nicht freien Sex für alle, oder, Rainer?«,
sagte nun Gerhard.
    »Nein, das hätte sie nicht akzeptiert, aber sie bringt doch keinen
um. Wenn sie erpresst worden wäre, hätte sie etwas Vernünftiges getan. Effi
macht immer nur Vernünftiges. Ich glaube nicht, dass er sie erpresst hat. Nein,
das hat Leo Lang sicher nicht getan. Nein.«
    Gerhard sah ihn scharf an. Die Antwort kam ihm komisch vor.
    Bader wiederholte: »Er hat sie bestimmt nicht erpresst.«
    Evi schnaubte. Gerhard wurde es langsam müde. Alter Kumpel hin oder
her. Warum hatte er einen Job gewählt, der so zäh war? Zäh wie Kaugummi.
    »Kannte deine Frau Miri Keller denn?«
    »Ja, natürlich. Miri ist eine alte Freundin. Sie kennt Effi auch schon
länger.«
    »Hatte Miri Keller sonst etwas mit deiner Frau zu tun?«, fragte
Gerhard.
    »Na ja …«
    »Na ja, was?«
    »Miri wollte doch wieder als Lehrerin arbeiten, und Effi konnte ihr
da behilflich sein. An einem Privatgymnasium am Ammersee. Effi kennt die Direktorin.
Sie wollte sich für Miri einsetzen.«
    Sie schwiegen alle drei. Sie dachten wohl das Gleiche. Da erfährt
eine Frau von der Affäre ihres Mannes. Und die Geliebte ist

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