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Markttreiben

Markttreiben

Titel: Markttreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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lachte und strich
eine Haarsträhne hinters Ohr.
    Frau Socher hatte es gewusst, das hatten er und Evi erfahren, und er
war sich sicher, dass Miri genau das erreicht hatte, was sie beabsichtigt
hatte. Für das Rosl war sie das personifizierte Böse.
    »Und Bader?«
    »Rainer und ich sind wirklich uralte Freunde. Wir hatten über die
Jahre mal mehr, mal weniger Kontakt. In Zeiten meiner Ehe sehr wenig, die
Herren mochten sich nicht so …« Sie lachte auf. »Nein, die waren keine Kumpels.
Nach der Trennung war Rainer immer für mich da, mei, die Grenzen bei uns beiden
waren da immer schon fließend …«
    Was hätte er, Gerhard Weinzirl, dazu sagen sollen? Miri beschrieb,
ohne es zu wissen, sein Verhältnis zu Jo. Die Immer-und-ewig-Freunde. Die
langen Pausen, das Anknüpfen an alte Zeiten, als seien keine Jahre
dazwischengelegen. Immer auch Körperkontakt, mal mehr, mal weniger.
Freundschaftliche Umarmungen, Küsse, die immer auch den Beigeschmack von Lust
gehabt hatten. Sex. Immer mal wieder. Immer auch die Bekenntnisse, es nicht
mehr tun zu wollen. Konsequent nur noch Freunde zu sein. Immer die schnelle
Aufgabe dieser Konsequenz.
    »Baders Frau, Effi …«
    Sie unterbrach ihn: »›Effi‹, wie finden Sie das denn? Ist das nicht
superpeinlich, wenn man ›Elfriede‹ auf ›Effi‹ abkürzt? ›Effi Briest‹, ha!
Rainers Frau ist aber sicher keine Fontane-Jüngerin!«
    »Effi ist also nicht Ihr Fall?«
    »Effi kenn ich aus der Schule. Sie war ein Mauerblümchen. Hässlich
wie die mondlose Nacht finster. Unsicher und verklemmt. Ihre letzte Rettung war
die Junge Union. Da stieg sie schnell empor, und ich gebe auch zu, dass sie
gute Gedanken entwickelt hat. Sie ist klug, es war ein klar vorgezeichneter Weg
hin zur Kreisrätin. Ich bin mir auch sicher, dass sie für die nächste
Landtagswahl in den Startlöchern ist. Sie könnte gewinnen, die Männer, die sie
zu schlagen hätte, sind doch alles Witzfiguren.«
    »Mögen oder nicht mögen?«
    »Mei, ich finde sie immer noch ziemlich farblos. Sie ist ja hier
diejenige, die sich um Kulturthemen kümmert, und da drückt sie oftmals noch
Gelder durch, wo ich sie bewundern muss. Kultur ist ja nicht gerade ein
zentrales Thema, wenn Banken sterben, Kurzarbeit herrscht, wenn die Firmen in
Schongau und Peiting gleich mal fünfzehnhundert Arbeitsplätze streichen. Wenn
Griechenland kollabiert, ist regionale Kultur hartes Brot.«
    »Wie kamen Bader und Effi denn überhaupt zusammen?«
    »Gute Frage. Rainer kennt sie auch schon ewig. Und genauso ewig ist
Rainer ein Chaot, der von der Hand in den Mund lebt. Er ist ein begnadeter
Künstler, er hat den untrüglichen Geschmack. Als Innenarchitekt in den
richtigen Kreisen in München wäre er sicher steinreich geworden. Er ist vor
allem ein Lebenskünstler, aber mit zunehmendem Alter nehmen die Bedürfnisse
eben doch zu. Bloß im Wohnwagen zu leben oder in Wohnungen ohne Bad wird
belastend. Alte Bauernhäuser mit Ölöfchen sind im Allgäuer Winter auch eine
Herausforderung.«
    »Sie wollen sagen, Rainer suchte ein warmes Nest und Elfriede einen
Mann?«
    »Das wäre doch zu einfach. Mei, sie haben vor mittlerweile zwölf
Jahren zusammen so ein Schnitzprojekt für behinderte Kinder in der
Herzogsägmühle gemacht. Über sechs Wochen. Da haben sie sich besser
kennengelernt. Und geheiratet. Ich glaube schon, dass die sich gegenseitig
schätzen. Auf eine spezielle Art eben.«
    »Sie stehen also auf dem bayerischen Standpunkt ›Er ganget ja, aber
sie‹?«, fragte Gerhard mit einem Lächeln.
    »Wenn Sie das so gutmütig und wohlmeinend formulieren: Ja. Sie geht
mir eigentlich am Arsch vorbei.«
    »Sie ihr aber nicht? Zurück zum Ausgangspunkt: Wusste Effi Bader von
dem Verhältnis?«
    »Was sagt Rainer denn?«
    »Ich frage Sie, Frau Keller!«
    »Okay, Rainer und ich haben immer konsequent an der Aussage
festgehalten, dass wir uralte Freunde sind. Ich besuche Rainer nur, wenn sie
auf Sitzungen oder Vernissagen ist. Wenn sie in Besprechungen weilt oder auf
wahlkampflichen Selbstbeweihräucherungstrips ist. Sie hat uns sicher nie
erwischt. Wir sind da sehr dezent.«
    »Frau Keller, da war aber die Nummer auf dem Balkon nicht sehr
dezent!« Gerhard hatte die Stirn gerunzelt.
    »Mei, ja. Aber so richtig gesehen hat sicher keiner was!«
    »Doch! Leo Lang, der hatte einen schönen Blick.«
    »Der Leo! Mit dem Fernrohr! So ein Schlawiner.«
    »Der nun tot ist. Ein toter Schlawiner«, sagte Gerhard mit
Nachdruck.
    Sie war aufgestanden und hatte

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