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Markttreiben

Markttreiben

Titel: Markttreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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auf und warten brav?«
    Sie hatte die Lacher auf ihrer Seite. Sie flirtete eindeutig mit
diesem Piet, der heute in den Safarishorts seine kräftigen, gebräunten Waden
zur Schau stellte.
    »Zu Fuß natürlich nicht, Jo! Die Tiere flüchten sofort. Mit dem
Geländefahrzeug machen wir Zählungen, denn die Tiere sind unsere offenen Safarifahrzeuge
gewohnt. Aber so ein Vehikel kann nun mal nur auf roads bleiben. Wir zählen auch mit dem Helikopter, aber
der surrende Heli bedeutet viel Stress für die Tiere. Bei uns zählt man deshalb
vor allem vom Pferderücken aus. Die Pferde laufen frei, verbringen ihre Nächte
im Busch, da, wo sich Zebra und Giraffe, Njala und Gnu gute Nacht sagen. Man
kennt sich, möchte ich mal sagen!« Er strahlte Jo an. »So, Leute, wir sehen uns
in zehn Minuten an den Fahrzeugen, Paul dürfte auch gleich hier sein.«
    Paul stellte sich als Dr. Paul Huber vor, der Uropa war
Österreicher gewesen. Ein sympathischer, cooler Typ, wie Gerhard fand. Paul und
Piet hatten Unterlagen auf der Heckklappe eines Pick-ups ausgebreitet. Paul
begann seine Medikamente vorzubreiten. Er blieb lässig, scherzte, und doch
spürte Gerhard, dass der Mann hoch konzentriert war.
    »Coole Sau!« Jo war neben ihn getreten.
    »Wer?«
    »Na, der Tierarzt. Voll die coole Sau!«
    »Ich dachte, dir hätte es Piet angetan?«
    »Eifersüchtig, Weinzirl? Piet ist doch ein guter Typ, oder?«
    Ja, dachte Gerhard, wenn man mal davon absah, dass er zwei Menschen
auf dem Gewissen hatte. Sofern er wirklich Peter Paulus war. Gerade jetzt
wieder kam Gerhard das alles so hirnrissig vor. Deutschland war so weit weg,
Peiting noch weiter.
    Jo und er sowie die Amis durften im Jeep von Helen und Paul
mitfahren, Piet lenkte das andere Fahrzeug.
    Helen schepperte in eine der roads . »Straßen« waren ein großes Wort für die sandigen Pisten, wo Fahren
zum Driften wurde. Wie auf Schnee, nur staubiger war das.
    »Cool!«, rief Jo. Ja, es fehlten noch ein »Wow« und ein »Wahnsinn«.
    Das Fahrzeug holperte und schepperte über staubige Buschpisten, die
Tiere rannten kreuz und quer. Paul zielte. Zack, rechte Arschbacke.
    »Just relax«, grinste Paul
und wandte sich zu den Beifahrern um. »Ich hab lediglich einem fünfjährigen
Bullen ein Beruhigungsmittel verpasst. Der ist hochaggressiv und jagt die
anderen sonst nur durch die Gegend«, erklärte er.
    Eigentlich sollten fünf junge Ladys und zwei junge Herren »gedartet«
und später in eine neue Heimat verbracht werden. Helen knüppelte das Auto
rückwärts, dann in immer üblere Hohlwege.
    »Die Kleine in der Mitte«, rief Helen und machte eine vage
Handbewegung, »die brauchen wir.« Die sind alle klein und in der Mitte, dachte
Gerhard. Paul schoss. Zack, rechte Arschbacke, das Tier flüchtete in Panik. Der
Cruiser hinterher, ein zweiter Jeep von der anderen Seite. Das Tier jetzt bloß
nicht aus den Augen verlieren! Ein wunderschönes Tier mit riesigen Augen lag
wehrlos im struppigen Gras.
    Menschen stürmten heran, Helen war als Erste da, dann er, sie
hielten die Hörner fest. Da war auch Piet, und er verband dem Tier die Augen.
Paul hatte ein paar Spritzen gezückt, Impfungen, Entwurmungen,
Zeckenprophylaxe, »wenn die Lady grad mal da ist«.
    Eine Plane wurde ausgerollt, das Tier vorsichtig draufgehoben. »Gebt
acht auf die Hinterbeine.« Fast zärtlich arrangierte Helen das Bein. Alle hoben
an. Acht Mann hoch, Himmel, war diese zarte Antilopendame aber schwer! Gerhard
hatte seinen Fall erst mal vergessen. Es war so großartig, Teil dieser Arbeit
zu sein. Die Antilope kam in einen Trailer, und schon verließ die erste
tierische Fracht das Sable-Camp.
    An dem Vormittag traf Paul noch fünf Mal, zuletzt waren die beiden
jungen Sable-Bullen dran, am Ende lagen sie im Gras. Stolze Tiere, nur etwas
belämmert.
    Paul lachte. »Das ist meine Hausmischung. Ich hab sie über die Jahre
entwickelt, Wirkkombinationen, die für die Tiere den wenigsten Stress bedeuten
und sie sehr schnell wieder auf die Beine bringen.«
    Durchatmen, das alles ging so schnell, so präzise, so unwirklich.
Gerhard spürte Müdigkeit. Dabei hatte er gar nichts Weltbewegendes getan. Paul
grinste mal wieder.
    »Musst du das Schießen üben?«, fragte Jo.
    »Och, ich mach das täglich, das ist Übung genug. Probleme macht nur
die Distanz. Was weiter als sechzig Meter entfernt ist, treff ich zwar, aber
ich muss umso härter schießen, und das ist immer schlecht fürs Tier.«
    Piet hieb ihm auf die Schulter. »Paul ist der beste

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