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Markttreiben

Markttreiben

Titel: Markttreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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jetzt einfach keinen Fehler machen.
    Gerhard betrat den Bungalow, wo Jo gerade dabei war, ihr Reitoutfit
anzulegen.
    »Mensch, wo bist du denn? Es geht gleich los!«
    Gerhard spielte kurz mit dem Gedanken, von seiner Entdeckung zu
erzählen, aber er unterließ das lieber. Jo trug das Herz auf der Zunge, es war
besser, wenn sie an ihren Touristenstatus glaubte. Das machte sie lockerer, und
außerdem schien sie inmitten all der Tiere die Mission völlig vergessen zu
haben.
    »Ich komm ja schon, nur keine Panik.«
    Bei den Pferden wurden Teams gebildet. Immer ein Gast wurde einem
Guide zugeteilt. Piet wollte mit Gerhard reiten.
    »Mit mir siehst du am meisten!«
    War da nicht wieder so ein Unterton?
    Die Karte wurde studiert, Block und Bleistift waren parat. Unbeschlagene
Hufe klapperten, sie bogen vom Weg ab, hinein in den Busch. Wieder diese schwer
bewehrten Büsche, ratsch, der nächste Kratzer am Unterarm, Blut tropfte.
    »Du musst dich schützen, die langen Lederchaps haben nichts mit
Cowboyspielen zu tun«, sagte Piet.
    »Ja, das macht Sinn, aber wie gesagt, ich reite sonst ja nicht. Nur
Jo.« Zwei Männer reiten plaudernd durch den Busch. Was für ein Irrsinn, dachte
Gerhard.
    »Beruflich viel zu tun?«, fragte Piet wie beiläufig.
    »Ja, tatsächlich.«
    »Was machst du denn? Deine Frau ist Touristikerin, hab ich gestern
gehört. Und du?«
    »Ich bin bei einer Spedition. Ich fahr auch selber Lkw, das werden
oft mehr Stunden als geplant.«
    Diese Story hatte er sich zurechtgelegt. Bei seinem letzten Fall
hatte er es mit einer Spedition zu tun gehabt. Fachfragen bei einem
handwerklichen Beruf ging er damit aus dem Weg, den Akademiker hätte ihm Piet
sicher nicht geglaubt. Gerhard schickte noch ein launiges »Drum ist mein
Englisch auch nicht so toll. Bin halt ein einfacher Mann« hinterher.
    »Ach, dein Englisch ist gut genug, oder?«
    Sie ritten weiter, bis Piet anhielt und die Karte studierte.
    »Wir reiten jetzt in den Sektor fünf, schau her. Da erwarte ich
einige Tiere. Du kannst den Bleistift gespitzt halten. Nie die Aufmerksamkeit
verlieren, Gerhard!«
    War nicht wirklich jeder Satz zweideutig?
    Wieder wie beiläufig fragte Piet: »Ihr seid aus dem Allgäu?«
    »Ja, genau. Viel Schnee hat’s da.«
    »Ich war zweimal in Berlin und einmal in München. Auf
Touristikmessen. Da wird deine Frau ja auch immer sein.«
    »Ja, die ITB . Sehr
anstrengend, sagt Jo.«
    »Ja, das sag ich dir! Ich reite lieber zehn Stunden, als dass ich
drei Stunden über so eine Messe geh. Na ja, so ein Winter ist ja auch hart mit
dem Lkw?«
    »Ja, das Fahren auf Schnee ist wie bei euch das Fahren auf Sand.«
    Piet lachte. »Kann ich mir vorstellen. Und wie heißt deine
Spedition, bei der du arbeitest?«
    »Dachser.« Das kam wie aus der Pistole geschossen. Ein Peter aus
Peiting würde Dachser kennen.
    Bevor Piet noch etwas sagen konnte, deutete Gerhard nach links. Da
stand eine Herde. Alberne lange Nasen hatten diese grauen Tiere.
    »Wildebeests.« Piet lächelte,
und auf einmal war auch sein Gesichtsausdruck anders. Zärtlicher, weicher. In
Reih und Glied marschierten die Tiere vorbei.
    »Neunzehn Stück, davon vier Babys«, sagte Gerhard und schrieb.
    »Wer auf drei zählen kann und weiter, ist klar im Vorteil. Prima,
Kumpel, wir sind die lucky ones !«
    Piet klang fröhlich. Und wieder hatte Gerhard seine Zweifel. Und ja,
der Typ wäre einer, den er sich als Kumpel hätte vorstellen können. Das machte
es nicht einfacher.
    Sie ritten weiter. Und da! Zebras, vier Stuten, etwas entfernt stand
ein Hengst mit zwei weiteren Stuten. Ein schwarz-weiß gestreifter Zebrahengst
starrte auf das schwarz-weiß gefleckte Pferd, das Gerhard ritt. Der Hengst gab
ein markiges Geräusch von sich, das Pferd gab grummelnd Antwort. Könnte man die
Welt jetzt anhalten! Vergessen, wozu er da war.
    »Hast du geschrieben?«
    »Klar.« Gerhard nickte.
    »Okay, und jetzt werden wir die Majestäten treffen. Ich bin mir fast
sicher, dass sie dahinten stehen.«
    Der Busch öffnete sich, weites Grasland lag vor ihnen, nur einige
Baumgruppen lagen über eine schier endlose Ebene verstreut. Auf einmal fühlte
sich Gerhard wie in »Jurassic Park«. Lange Hälse ragten aus dem Buschwerk.
Giraffen! So voller Eleganz, sie schienen sich in Zeitlupe zu bewegen. Vierzehn
waren es, sie ästen in den Bäumen und standen still. Zeit und Raum zerflossen,
bis Piet mal an den Job erinnerte. Und daran, dass es dunkel würde. Gerhard
machte seine Notizen.
    »Verstehst du, warum

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