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Markttreiben

Markttreiben

Titel: Markttreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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Schütze in ganz
Afrika. Ich schieß aber auch nicht schlecht.« Sein Blick streifte Gerhard.
    Um eins saßen sie alle beim Mittagessen, Gespräche flirrten durch
die Luft, Gott, hatte er Hunger! Gerhard langte ordentlich zu, die Herren
prosteten sich mit Bier zu. Helen verordnete eine Mittagspause, um halb vier
sollte die Zählung beginnen. Piet wollte mit Paul noch schnell zu einer
Nachbarfarm, und der Pick-up rumpelte vom Gelände. Gerhard wartete, bis es
still wurde. Alle dösten rum um den Pool, wie zufällig schlenderte Gerhard
davon, Piets Privathaus im Blick. Er hoffte, dass die Angestellten auch Siesta
hielten. Die Terrassentür stand offen. Gerhard rief: »Hallo!« Gäbe jemand
Antwort, würde er sich schnell eine tolle Geschichte ausdenken müssen. Es blieb
still. Leise und vorsichtig betrat er den Raum, der eine Art Wohnzimmer war. Er
ließ seine Augen über die Bücherwand gleiten, Bücher über Tiere, über die Jagd;
was Gerhard interessant fand, war, dass hier auch deutsche Bücher standen. Las
der Engländer deutsche Bücher? Aber das würde als Beweis kaum gelten, die
Bücher hatten dann eben einem Gast gehört.
    Nebenan war das Büro. Gerhard fuhr den Computer hoch, der sofort
nach einem Passwort verlangte. Piet hatte seines Wissens keine Freundin, der
Hund vielleicht? »Amber« war es leider nicht. Auch das Lieblingspferd »Jack the
Ripper« öffnete ihm nicht das Herz dieses Computers. Gerhard war auf den
Bürosessel gesunken. Ein Mann kam in einer Lawine fast um. Er tauchte unter und
hatte doch all die langen Jahre – beim Gedanken an lange Jahre zuckte er
zusammen – mit seiner Mutter Kontakt gehabt. Jeder Mensch war sentimental,
jeder Mensch liebte seine Mutter, irgendwie, auch wenn es Probleme gab. Gerhard
tippte »Maria«, der Desktop flackerte auf. Auch das war kein Beweis! »Maria«
war ein Allerweltsname!
    Gerhard schoss durch den Kopf, dass der Computer doch sicher melden
würde, wann eine Datei zum letzen Mal geöffnet worden war. Sei’s drum, er
öffnete ein paar Verzeichnisse. Bestandslisten von Tieren. Es gab Fotos, alle
aber nur von Wildtieren, Gästen und Pferden. Verdammt, Piet war sehr
vorsichtig. Oder aber er hatte gar nichts zu verbergen, und er, Gerhard, jagte
eben doch einem Hirngespinst nach.
    Gerhard zog die drei Schreibtischschubladen auf, das übliche
Durcheinander von Stiften, Zetteln, da waren zwei alte Ausweise.
Südafrikanische Ausweise – hatte er erwartet, einen deutschen Pass zu finden?
Da lagen Feuerzeuge, ein paar alte Uhren, ein starkes Schmerzmittel und ein
altes Schulfedermäppchen. Eins, das jeder gehabt und fast jeder bei den Umzügen
über die Jahre mitgenommen hatte. Oft waren noch die alten Buntstifte drin.
Ohne recht zu wissen, warum er das tat, zog Gerhard den Reißverschluss auf. Da
waren die Buntstifte und ein Tintentod. Ein deutscher Tintentod, eingetrocknet.
Ein Faber-Castell-Füller, eingetrocknet. Ins Stoffinnenleben hatte jemand mit
Tinte in Kinderschrift hineingekrakelt. Die Schrift war verblasst, aber noch
lesbar. »Peter Paulus, 3 a, 8922 Peiting, Bahnhofstraße«. Die alte PLZ , das alte Leben! Er war ein
sentimentaler Knochen, der Paulus. Die Mama und das Federmäppchen, das war
übrig von seiner alten Identität.
    Aber was sollte Gerhard nun machen? Er konnte Paulus ja nicht
einfach verhaften. Er hatte auch kein Zutrauen zu den Behörden in Südafrika. Er
war hier hinter hohen Zäunen in der Einöde. Wie sollte er nach Johannesburg
kommen? Das würde mehr Aufsehen erregen, als gut war. Und selbst wenn: Die
würden seine seltsame Geschichte womöglich gar nicht glauben. Das erneute
Schlagen der schweren alten Stehuhr riss ihn aus den Gedanken. Es war Viertel
vor drei. Gerhard fuhr den Computer hinunter, schloss die Schubladen. Dann
verließ er das Haus und lief in einem weiten Bogen weg von der Lodge. Er wollte
nicht aus Piets Richtung kommen. Als er aus der entgegengesetzten Ecke auf das
Haus zustrebte, holte ihn der Pick-up ein.
    »Hey, gar nicht müde?« Paul lachte.
    »Eher im Gegenteil. Ich dachte, wenn ich mich hinlege, komm ich gar
nicht mehr auf die Füße.« Das ging Gerhard ganz leicht über die Lippen.
    Piet beugte sich rüber. »Schlafen können wir, wenn wir tot sind,
oder? Bis gleich!«
    Wieder dieser Blick. Was für ein Satz! Konnte Piet denn wissen, wer
er war? Außer Piets Mutter konnte ihn keiner gewarnt haben, und Maria Paulus
lag im Bett. Wie hätte sie etwas ahnen sollen? Er litt wahrscheinlich an Paranoia.
Er durfte

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