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Marlene Suson 2

Marlene Suson 2

Titel: Marlene Suson 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mitternachts-Lord
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Vaters. Eine solche Schande konnte sie nicht über ihr eigenes Fleisch und Blut bringen, wie sehr sie den Mann auch liebte.
    Doch wenn sie an das heiße Verlangen dachte, das Stephens Küsse in ihr weckten, zog sich ihr Herz zusammen. Gott, sie war eine noch größere Närrin als ihre Mutter!
    Als sie die Quelle erreichte, war sie innerlich so aufgewühlt, daß sie gar nicht darauf achtete, wohin sie trat.
    Sie glitt auf einer nassen Stelle aus und strauchelte. Wild mit den Armen durch die Luft rudernd, versuchte sie, das Gleichge- wicht zu halten. Doch vergebens. Rückwärts stürzte sie in den Fluß.
    Vor Schreck schrie sie laut auf. Die Strömung, die hier unter dem Wasserfall besonders stark war, erfaßte sie und wirbelte sie herum. Ihr Kopf stieß mit voller Wucht an einen Felsen.
    Tiefe Schwärze umfing sie.

Stephen hörte Megans Schrei und schoß durch die Tür des Block- hauses hinaus in den kalten Morgen. So schnell er nur konnte, rannte er den Weg zum Fluß hinunter.
    Bei der Quelle blieb er stehen, sah sich suchend um und rief laut ihren Namen.
    Keine Antwort. Und er konnte Meg auch nirgendwo erblicken.
    Plötzlich entdeckte er flußabwärts einen grün-gelben Farb- fleck in der wirbelnden Strömung. Das mußte Megan sein!
    Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Er sprang hinunter auf den schmalen Sandstreifen, wo er sie zum erstenmal geküßt hatte. Dann rannte er am Ufer entlang, ohne sich um den scharfen Wind und das dichte Gestrüpp an der Böschung zu kümmern, das ihn immer wieder straucheln ließ. Er mußte unbedingt die- ses leblose, grün-gelbe Bündel erreichen, das von der Strömung rasch davongetragen wurde.
    Stephen schickte ein stummes Stoßgebet zum Himmel. Bitte, lieber Gott, laß sie nicht sterben! Hilf mir!
    Er rannte, so schnell er nur konnte.
    Doch es war nicht schnell genug.
    Er konnte sie nicht einholen. Tiefe Verzweiflung drohte ihn zu überwältigen.
    Aber er konnte, durfte nicht aufgeben. Er hastete weiter. Seine Lungen schmerzten, und sein Atem kam röchelnd und stoßweise.
    Dann, als er schon alle Hoffnung fahrenlassen wollte, verfing ihr Mantel sich in dem Ast eines Baumes, der halb im Wasser stand.
    Als Stephen die Stelle erreichte, sah er, daß Megan mit dem Gesicht nach oben im Wasser lag. Zum Glück waren ihre Nase und ihr Mund frei. Er faßte wieder Mut und stürzte sich in die reißende Strömung. Das Wasser war so kalt, daß er unwillkürlich nach Luft schnappte.
    Mit kräftigen Stößen schwamm er durch den Fluß bis zu dem Baum. Als er ihn erreichte, sah er, wie weiß und still Megans Gesicht war. Im ersten Moment fürchtete er, sie wäre tot, doch dann sah er die dünnen Atem Wölkchen über ihrem Mund. „Dem Himmel sei Dank!“ stieß er erleichtert hervor.
    So schnell er konnte – seine Finger waren von der Kälte ganz steif und gefühllos –, befreite er ihren Mantel von dem Ast.
    Dann schlang er einen Arm um ihren leblosen Körper und schwamm mit ihr zum Ufer zurück.

Als er es erreichte, kletterte er mit Megan in den Armen die Böschung hinauf. In seinen nassen Kleidern vor Kälte zitternd taumelte er am Ufer entlang. Der eiskalte Wind schnitt ihm ins Gesicht. Noch lebte Megan, aber das würde sich ändern, wenn er sie nicht so schnell wie möglich aus ihren triefenden Kleidern schälte. Er mußte sie sofort ins Blockhaus bringen.
    „Stirb mir nicht unter den Händen weg, Megan!“ rief er verzweifelt, als könnte seine Stimme ihre Bewußtlosigkeit durch- dringen, wenn sie nur laut genug war. „Bitte, stirb nicht.“
    Er stolperte weiter mit seiner schweren Last. Angst und Verzweiflung verliehen ihm ungeahnte Kräfte.
    Als er den Pfad erreichte, der zum Blockhaus führte, war er so erschöpft, daß er keuchend nach Luft rang. Doch er zwang sich voran, wobei er ein Stoßgebet nach dem anderen zum Himmel schickte.
    Unmittelbar vor dem Blockhaus verließ ihn die Kraft. Er sank in die Knie, Megan noch immer in den Armen. Er stieß die Tür auf, und ein Schwall warmer Luft kam ihm entgegen. Zu Tode erschöpft legte er Megan auf den Lehmboden im Haus und folgte ihr auf allen vieren. Dann schloß er rasch die Tür hinter sich, um die Wärme im Raum zu halten.
    Er hatte nicht die Kraft, Megan wieder aufzuheben. Deshalb zog er ihren leblosen Körper hinüber zum Kamin. Ihre nassen Kleider hinterließen eine häßliche, schlammige Spur auf dem Boden.
    Als Megan dicht vor dem wärmenden Kaminfeuer lag, kniete er sich neben sie. Sie war ganz blau vor Kälte. Und sie war

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