Marlene Suson 2
Ernüchterung in seinen Augen sprach für sich.
„Trotzdem gut, daß du mitgekommen bist, Peter“, knurrte Quentin.
Fragend sah Megan ihren Bruder an.
Stephen, der genau wußte, was Quentin meinte, wollte schon protestieren, doch dann besann er sich anders. In den vergange- nen Stunden, als er um Megans Leben gebangt hatte, war ihm klargeworden, wie sehr er sie liebte. Ausgerechnet er, der nie an die Liebe geglaubt hatte! Erst recht nicht an die eheliche Liebe.
Jetzt wußte er, was für ein Tor er gewesen war.
Er wollte sie heiraten. Reverend Burnaby sollte seines Am- tes walten, da er schon einmal hier war. So schnell würde kein anderer Prediger vorbeikommen.
Megan hatte noch immer nicht begriffen. „Wieso ist das gut, Quentin?“
„Weil Peter dich mit diesem Mistkerl trauen wird, wenn du schon mit ihm schläfst.“
„Mach dich nicht lächerlich.“ Vorsichtig tastete Megan mit den Fingern ihren Hinterkopf ab. Als sie die Beule berührte, stöhnte sie unterdrückt auf. Sie hatte im Augenblick keinen Sinn für die dummen Witze ihres Bruders. Dazu tat ihr Kopf zu weh.
„Peter wird euch trauen, sobald ihr etwas am Leibe habt. Wie mir scheint, ist es bereits höchste Zeit dafür.“
Völlig entgeistert starrte Megan ihren Bruder an. Allmächtiger, er machte ja gar keine Witze! Aber sie wollte nicht mit einem Mann verheiratet werden, der sie nur als Mätresse begehrte. Ein Mann, der Treulosigkeit für normal und üblich hielt.
Und der womöglich auch noch ein deportierter Sträfling war.
Nein, einen solchen Mann würde sie nicht heiraten. Das wollte sie sich und ihren ungeborenen Kindern nicht antun. „Nein! Ich will ihn nicht heiraten.“ Sie sah Stephen zusammenzucken, als hätte sie ihn geschlagen. „Einen wie ihn will ich nicht zum Ehemann.“
Stephens Gesicht verfinsterte sich. „Wenn du glaubst, daß dieser Gottesmann dich noch heiraten wird, dann bist du auf dem Holzweg.“
Meg machte sich nicht das geringste aus Peter Burnaby, doch das stand jetzt nicht zur Debatte. „Wenn du glaubst, daß ich dich an seiner Stelle heirate, dann bist du auf dem Holzweg.“
„Meg, Sie müssen ihn heiraten“, sagte Peter Burnaby be- schwörend. „Einer Frau, die mit einem Mann so . . . hm . . . vertraut ist, bleibt gar nichts anderes übrig.“
Am liebsten wäre Meg dem „Gottesmann“ an die Gurgel ge- fahren. Wenn er sich auch noch auf Quentins Seite schlug, war sie verloren. „Ich heirate ihn aber nicht“, wiederholte sie trotzig.
„Warum nicht?“ grollte Quentin.
Da Meg ihren cholerischen Bruder kannte, wagte sie nicht, ihm die Wahrheit über den Mann zu gestehen, der neben ihr lag. Es war nicht auszuschließen, daß Quentin ihn auf der Stelle über den Haufen schoß. Ihr Kopf dröhnte, als würde er mit einem Hammer bearbeitet.
Sie sah Stephen an in der Hoffnung, daß er ihr zu Hilfe kom- men würde. Er sollte Quentin bestätigen, daß auch er sie nicht heiraten wollte.
Zu ihrer Bestürzung sagte Stephen kein Wort. Wahrscheinlich wagte er es nicht angesichts des auf ihn gerichteten Gewehrlaufs.
„Stephen will mich ebenso wenig heiraten“, erklärte Meg des- halb an seiner Stelle und fuhr zu ihm gewandt fort: „Sag Quentin selbst, daß du nicht daran denkst.“
Ohne den Blick von der Waffe zu wenden, antwortete Stephen sanftmütig: „Ich habe nichts dagegen, dich zu heiraten.“
„Nichts dagegen?!“ Wie eine Furie fuhr Megan auf ihn los. „Sieh mal an, der Herr hat nichts dagegen!“ In ihrem ganzen Leben war sie noch nicht so beleidigt worden. So ein „Heirats- antrag“ war ja wohl die Höhe! Sie verzichtete auf einen Mann, der „nichts dagegen“ hatte, sie zu heiraten. Sie wollte einen, der sich mit Leib und Seele danach sehnte, sie heiraten zu dürfen. Sie wollte einen Mann, der sie liebte und der ihr bis ans Ende ihrer Tage treu blieb. „Nun denn, ich habe etwas dagegen, dich zu heiraten. Ich habe sogar sehr viel dagegen. Und darum werde ich es nicht tun.“
„Ich fürchte, Sie bedrohen mit Ihrer Flinte das falsche Opfer, Quentin“, stellte Stephen trocken fest. „Sieht aus, als wäre Ihre Schwester diejenige, die Sie überzeugen müssen.“
„Du wirst ihn heiraten, Meg“, erklärte Quentin kategorisch.
„Das werde ich nicht.“ Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie Stephen heimlich an der Decke zupfte, um seine Blöße damit zu bedecken, während Quentins Aufmerksamkeit ihr galt. „Ich werde es ganz bestimmt nicht tun.“
„Das hättest du dir überlegen
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