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Marlene Suson 2

Marlene Suson 2

Titel: Marlene Suson 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mitternachts-Lord
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Kleidung peinlich bewußt wurde. Die spöttisch verzogenen Lippen des Sekretärs verrieten deutlich, was er von dem Besucher hielt.
    Stephen fühlte sich in seinem Stolz getroffen und sagte kalt: „Sagen Sie Walter Norbury, daß der Earl of Arlington ihn sprechen will.“
    Der Jüngling schnaubte verächtlich und sagte dann mit einem hämischen Grinsen: „Wenn Sie der Earl of Arlington sind, bin ich der König von England. Sie sind nicht der Earl. Ich kenne den Captain.“
    Den Captain! Demnach schmückte George sich inzwischen mit Stephens Titel. Um das tun zu können, mußte er seinen älteren Bruder für tot erklären lassen. Wie war ihm das gelungen? Die dafür erforderlichen sieben Jahre waren doch noch gar nicht um! Ohne Walter Norburys Hilfe wäre das nicht möglich gewesen. Vielleicht war Norbury ja sogar sein Komplize gewesen!
    Wen mochte George noch bestochen haben, um seinen Bruder beiseite zu schaffen und sich sein Vermögen anzueignen? Stephen durfte gar nicht darüber nachdenken. Wem konnte er überhaupt noch trauen?
    Er durfte jetzt keinen Fehler machen. Sein Leben hing davon ab und auch das seiner Frau.
    Es gab nur einen Menschen auf der Welt, dem er vorbehalt- los trauen konnte: Rachel. Seine Schwester würde ihn niemals hintergehen.

Ihm fiel ein, daß George nach England zurückgekommen sein mußte, wenn dieser Sekretär ihn kannte. „Wo ist der Captain jetzt?“
    „Wieder in Amerika, bei seiner Truppe.“
    Wo er sich nach dem Erhalt von Stephens Brief zweifellos mit Hiram Flynt in Verbindung gesetzt hatte. Schließlich mußte er sich ja von dem unbequemen Bruder befreien, der offenbar doch nicht so leicht umzubringen war, wie George gedacht hatte.
    „Und was ist mit dem älteren Bruder des Captain?“ Mit mir, dem rechtmäßigen Earl!
    „Der ist verschwunden. Ist von einer Europareise nicht zu- rückgekehrt. Wie man hört, wurde seine Leiche aus dem Meer gefischt.“
    Stephen erstarrte. Hatte man irgendeine aufgedunsene, na- menlose Wasserleiche für ihn gehalten? Lag dieser Fremde jetzt in der Familiengruft auf Wingate Hall neben seinen Eltern? Und wo war Rachel? „Lebt die Schwester des Earl noch auf Wingate Hall?“
    „Soviel ich weiß, ja“, gab der Sekretär achselzuckend zurück.
    „Ich muß unbedingt mit Norbury sprechen.“
    „Leute wie Sie empfängt er nicht“, beschied der junge Schnösel ihn sehr von oben herab.
    „O doch, verlassen Sie sich darauf“, knurrte Stephen und stürmte durch die kleine Pforte in dem Trenngitter auf die Tür von Norburys Büro zu.
    Der Sekretär sprang auf und stellte sich Stephen in den Weg. „Er ist nicht da.“
    „Sie können mir viel erzählen“, fuhr Stephen ihn an. Er schob den Mann beiseite und riß die Tür zu Norburys Büro auf, nur um zu entdecken, daß der Sekretär die Wahrheit gesagt hatte. Das Zimmer war leer.
    Er wandte sich zu dem Sekretär um. „Wo, zum Teufel, ist er?“
    Der Zorn in Stephens Gesicht entlockte dem Jüngling die ra- sche Antwort: „Auf dem Land. Er macht dem Duke of Westleigh seine Aufwartung.“ Der Sekretär unterbrach sich. Offenbar er- wartete er, daß Stephen bei diesem Namen ebenso in Ehrfurcht versinken würde wie er selbst. „Er wird nicht vor einer Woche zurück sein.“
    „Norbury arbeitet jetzt für Westleigh?“ fragte Stephen er- staunt.

„Ja.“ Die Brust des Jünglings wölbte sich vor Stolz, als würde die Geschäftsverbindung seines Prinzipals mit einem Herzog seinen eigenen Status in der Welt erheblich aufwerten.
    Völlig niedergeschlagen verließ Stephen Norburys Kanzlei und trat wieder auf die Straße hinaus. Er hatte geglaubt, in Sicher- heit zu sein, sobald er englischen Boden betrat. Doch jetzt wurde ihm klar, daß das ein Irrtum war. Wenn Norbury und die ande- ren an dem Komplott gegen ihn beteiligt waren, dann befand er sich hier in der gleichen Gefahr wie drüben in den Kolonien.
    Was sollte er nur tun? Er hatte fest mit Norburys Hilfe gerechnet.
    Ein schrecklicher Gedanke fuhr ihm durch den Kopf. Wenn es seinen Feinden gelang, ihn aus dem Weg zu schaffen, dann saß seine Frau mutterseelenallein und ohne einen Penny in einem fremden Land!
    Wenn wir erst einmal in England sind, bin ich in Sicherheit. Dann sind wir beide in Sicherheit. Das mußt du mir glauben. Bitte, Megan, komm mit mir.
    Gott im Himmel, wie sollte er ihr jemals wieder in die Augen schauen?
    Und an wen sollte er sich um Hilfe wenden? Sein alter Freund Anthony Denton fiel ihm ein. Der würde ihn sicher nicht im

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