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Marlene Suson 3

Marlene Suson 3

Titel: Marlene Suson 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mitternachts-Rächer
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bohrenden Blick fixierte. Sie hatte eine große, krumme Nase und einen Mund, dessen Winkel herabgezogen waren und den Eindruck vermittelten, als würde die Frau niemals lächeln.
    „Einen Laib Brot, bitte.“ Da sie ja Männerkleidung trug, be- diente Daniela sich der tiefen, schroffen Stimme, die sie stets anschlug, wenn sie als Gentleman Jack auftrat.
    Anstatt sich über den Kunden zu freuen, beäugte die Frau sie mißtrauisch. „Sie sind nicht von hier?“ Es hörte sich an, als wäre das eine Art Vergehen.
    „Nein, ich bin auf dem Heimweg nach Warwickshire“, ant- wortete Daniela höflich, obwohl es die Frau eigentlich nichts anging, woher sie kam. „Also, was kostet ein Brotlaib?“
    „Collis, komm mal her!“ rief die Frau im Befehlston in den hinteren Teil des Ladens. Ein junger Mann erschien. Aus seiner stämmigen Statur und der großen, krummen Nase schloß Da- niela, daß es der Sohn der Bäckersfrau sein mußte. Auch ihre Au- gen waren von dem gleichen Grau, wobei Collis’ Blick allerdings offener und nicht so mißtrauisch wirkte.
    Schließlich drehte die Frau sich wieder um und beantwortete Danielas Frage. „Zwei Pence.“
    Daniela reichte ihr die Münze und erhielt dafür einen duften- den, noch warmen Brotlaib.
    Als Daniela den Laden verließ, hätte sie am liebsten sofort in

das appetitliche Brot gebissen. Doch sie beherrschte sich, bis sie die Stadt hinter sich gelassen hatte.
    Als sie zu einer Wiese am Ufer des Flüßchens kam, verließ sie die Straße und lenkte ihr Pferd zum Flußufer hinunter. Dann glitt sie aus dem Sattel und ließ Black Jack seinen Durst stillen.
    Die Sonne hatte sich durch die Wolken gekämpft, und es wurde allmählich warm. Daniela zog den dicken Mantel aus und brei- tete ihn auf dem Boden aus. Sie setzte sich darauf und machte sich heißhungrig über das Brot her, während ihr Pferd sich an dem saftigen Gras gütlich tat.
    Als Daniela ihre Mahlzeit beendet hatte, streckte sie sich auf ihrem Mantel aus. Sie wollte ein paar Minuten ausruhen, bevor sie sich wieder auf den Weg machte. Sie legte sich den Hut übers Gesicht, um sich vor der Sonne zu schützen.
    Das nächste, was Daniela wahrnahm, waren harte Püffe in ihre Rippen und eine rauhe männliche Stimme über ihr.
    Erschrocken riß sie die Augen auf. Gleichzeitig wurde ihr der Hut vom Gesicht gefegt, und die Sonne, die senkrecht am Him- mel stand, blendete sie. Der Stand der Sonne verriet Daniela, daß sie über eine Stunde geschlafen hatte.
    „Schau dir bloß das Haar an!“ rief eine jungenhafte Männer- stimme. „Hol’s der Teufel, das ist ja ‘ne Frau!“
    Daniela hob die Hand, um ihre Augen gegen die gleißende Sonne abzuschirmen.
    „Paß auf deine Hände auf“, knurrte die rauhe Stimme. Im Schatten ihrer Hand erkannte Daniela die häßliche Mündung einer Hakenbüchse, die direkt auf ihr Herz zielte. Ein heißer Schreck fuhr ihr in die Glieder. „Was ... was wollen Sie?“ fragte sie mit trockenem Mund.
    „Stell sie auf die Füße“, befahl die rauhe Stimme.
    Kräftige Hände packten Danielas Oberarme und zerrten sie unsanft hoch.
    „Verdammt, die ist aber ganz schön groß“, rief der Mann, der sie festhielt. Als Daniela sich zu ihm umdrehte, erkannte sie Collis, den Sohn des Bäckers.
    Dann sah sie den Mann wieder an, der die Waffe auf sie gerich- tet hielt. Er wirkte wie ein gedungener Strauchdieb, der nichts Gutes im Sinn hatte. „Falls Sie die Absicht haben, mich zu be- rauben, ich habe keine Wertsachen bei mir und nur sehr wenig Geld.“
    „Nicht wir sind die Räuber. So, wie du aussiehst, bist du einer.“

„Verflixt, wer sind Sie?“
    „Hendricks, der Konstabler von Tappenham.“
    Daniela hatte nur ihre Zunge, um sich aus dieser mißlichen Lage zu befreien. Es ging ihr zwar total gegen den Strich, ihre Familie ins Spiel zu bringen, doch sie wußte, daß dies im Moment wohl ihr bester Trumpf war, um dem Konstabler zu entwischen.
    Sie warf den Kopf in den Nacken und erklärte so arrogant und hochnäsig, wie sie nur eben konnte: „Also gut, Mr. Hendricks, ich bin Lady Daniela Winslow, die Tochter des Earl of Crofton, auf dem Heimweg nach Greenmont, dem Landsitz meines Vaters in Warwickshire.“
    „Ha!“ schnaubte der Mann verächtlich. „Wenn das wahr ist, dann ist meine Mum die Königin von England, ‘ne Lady würd’ sich nicht so anziehen. Collis, durchsuch ihren Mantel.“
    Der Bäckersohn hob den Mantel vom Boden auf und durch- suchte die Taschen.
    Daniela wollte schier

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