Marlene Suson 3
wie sie ihn zum letztenmal gesehen hatte. „Einen grünen Leibrock, schwarze Kniehosen und Stiefel.“
Sie öffnete die Augen wieder und sah Morgan an. „Walter ist an dem Tag früher gegangen, weil er ausgerutscht und gestürzt war. Dabei hat er sich böse verletzt. Er ist mit dem Mund auf dem Sockel einer Marmorstatue aufgeschlagen, und dabei ist von seinem linken Schneidezahn so ein großes Stück abgebrochen.“
Daniela zog mit dem Fingernagel eine Diagonale über ihren eigenen Schneidezahn, um es für Morgan anschaulicher zu ma- chen. „Walter war halb ohnmächtig und ziemlich mitgenommen, so daß Basil ihn schließlich nach Haus schickte. Er meinte, Walter sei in diesem Zustand ohnehin zu nichts zu gebrauchen.“
Als sie Royal Elms erreichten, half Morgan Daniela aus dem
Sattel. Er ließ die Hände besitzergreifend über ihre Hüften glei- ten, und diese sinnliche Berührung erregte Daniela so sehr, daß ihr der Atem stockte.
Er senkte den Kopf und flüsterte ihr ins Ohr: „Siehst du, jetzt brauchst du keine Angst mehr vor den Männern und der Ehe zu haben.“
Danielas glückliche Stimmung verflog. Was sie an diesem Nachmittag im Witwensitz erlebt hatte, war so wunderbar und einmalig gewesen, daß sie fest daran geglaubt hatte, er könnte ihre Gefühle teilen. Doch jetzt erkannte sie, daß es in seinen Augen nur eine erfolgreiche Unterrichtsstunde gewesen war.
Wie sollte Morgan auch wissen, daß er ihr nicht nur bewiesen hatte, wie schön und lustvoll die Liebe sein konnte. Er hatte ihr ebenso bewiesen, daß er der einzige Mann auf der Welt war, den sie je würde heiraten wollen.
20. KAPITEL
Am nächsten Tag ritt Morgan wieder mit Daniela zum Witwen- sitz.
Sie hatte zunächst gezögert. „Du hast mich gestern überzeugt“, versicherte sie ihm. „Ich brauche keine Lehrstunde mehr.“
Morgan grinste übermütig. „Ich will nur sichergehen. Ein gu- ter Lehrer überzeugt sich grundsätzlich von den Fortschritten seines Schülers.“
„Demnach willst du mich unter dem Vorwand, mir etwas bei- bringen zu wollen, doch noch zu deiner Mätresse machen. Ich habe dir schon gesagt, Morgan, daß ich dazu nicht bereit bin.“
Verärgert sah er sie an. „Du kränkst mich, wenn du mir so niedere Motive unterstellst. Das wäre deiner doch gar nicht würdig, meine tapfere Streiterin. Du verdienst einen liebenden, treusorgenden Ehemann und eine Familie. Eines Tages wirst du irgendeinem Glückspilz eine wunderbare Frau und Mutter seiner Kinder sein.“
Aber das wirst nicht du sein.
„Ich will mich nur vergewissern, daß du wirklich ein für alle- mal von dieser tiefsitzenden Angst befreit bist, die jeden Gedan- ken an eine Heirat von vornherein im Keim erstickt hat. Ich weiß genau, daß unser gestriges Beisammensein dir gefallen hat.“
Gefallen – was für eine himmelschreiende Untertreibung! Das sinnliche Versprechen, das aus Morgans Augen leuchtete, erhitzte Danielas Blut. Vielleicht würde sie nie mehr Gelegenheit haben, dieses unvergleichliche Glück noch einmal zu erleben, das sie gestern in seinen Armen gefunden hatte.
Auf dem Weg zum Witwensitz mußte Daniela immer wieder daran denken, wie wunderschön es gestern gewesen war. Als sie das Haus endlich erreichten, verlangten beide schon so heftig nacheinander, daß sie auf dem Weg von der Haustür zum Bett eine Spur hastig abgestreifter Kleidungsstücke hinterließen.
„Ich kann nicht länger warten!“ stieß Morgan hervor, als sie
sich zusammen aufs Bett fallen ließen. Er küßte sie wild und leidenschaftlich. Nach einem kurzen Vorspiel überzeugte er sich mit tastender Hand, daß Daniela ebenso bereit für ihn war wie er für sie.
Ihre Vereinigung war so hitzig und hungrig wie die vorausge- gangenen Küsse. Danielas Verlangen loderte so heftig auf, daß sie sehr bald den Höhepunkt erreichte. Als ihr Körper sich auf- bäumte und von einem heftigen Beben erfaßt wurde, antwortete Morgans Körper in gleicher Weise. Zusammen erklommen sie den Gipfel der Ekstase.
Nachher rollte Morgan sich auf die Seite und betrachtete sie mit einem sonderbaren, irgendwie verblüfften Gesichtsausdruck.
„Stimmt etwas nicht?“ fragte Daniela beklommen. „Warum schaust du mich so an?“
Seine Brauen waren leicht zusammengezogen, was Danielas Beklommenheit noch verstärkte. „Ich habe noch nie erlebt, daß eine Frau so schnell und so lustvoll reagiert hat wie du gerade. Ich ... ich glaube, es hat mich ein bißchen schockiert.“
Danielas Herz wurde
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