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Marlene Suson 3

Marlene Suson 3

Titel: Marlene Suson 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mitternachts-Rächer
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verzweifeln, als er aus einer der Taschen ihre schwarze Maske hervorzog. Sie hatte ganz vergessen, daß sie sie in die Manteltasche gesteckt hatte.
    „Mir scheint, damit ist klar, wer du bist, Gentleman Jack“, feixte der Konstabler triumphierend.
    „Heißt das, wir kriegen die große Belohnung, wie meine Mum gesagt hat?“ fragte Collis eifrig.
    Die Augen des Konstablers wurden schmal, doch er zuckte nur mit den Schultern.
    „Da soll mich doch der Teufel holen! Wer hätt’ gedacht, daß Gentleman Jack ‘n Frauenzimmer ist“, staunte Collis mit naiver Offenheit.
    „Ich versichere Ihnen, daß ich nicht Gentleman Jack bin. Ich bin Lady Daniela Winslow.“ Ihre Stimme hätte auch dem hoch- fahrendsten ihrer Ahnen Ehre gemacht. „Mein Vater, der Earl of Crofton, und mein Bruder, Viscount Houghton, werden Ihnen das Fell über die Ohren ziehen, wenn Sie nicht augenblicklich mit diesem Unsinn aufhören.“
    Der Konstabler maß sie mit einem unverschämten Blick von Kopf bis Fuß. „Wenn du wärst, was du behauptest, würd’ dein Vater dir das Fell über die Ohren ziehen, weil du so rumläufst.“
    „Wie dem auch sei, das geht nur ihn und mich etwas an.“
    Die Selbstsicherheit des Konstablers geriet ins Wanken. „Wes- halb sollte die Tochter eines Earl allein und mit solchen Kla- motten durch die Gegend reiten?“

„Ich ... ich ...“ Da ihr so schnell keine gute Ausrede einfiel, setzte Daniela auf die Wahrheit. „Ich bin auf dem Heimweg nach Greenmont von einem Besuch bei dem Herzog und der Herzogin von Westleigh auf Royal Elms.“
    Der Gesichtsausdruck des Konstablers verriet ihr, daß er vom Herzog gehört hatte, und daß er sowohl beeindruckt als auch ein bißchen besorgt war, falls sie tatsächlich die Wahrheit sagte.
    „Und wieso hast du dann kein Gepäck dabei und bist in Männerkleidern?“ fragte er herausfordernd.
    Danielas Erfindungsgabe hatte ihre Grenzen. „Ich habe mich gestern abend beim Reiten verirrt.“ Was ja auch stimmte. „Als ich dann heute morgen endlich dahinterkam, wo ich mich be- fand, war ich schon näher bei Greenmont als bei Royal Elms. Deshalb beschloß ich, nach Haus zu reiten.“
    Ihre Erklärung klang nicht sehr glaubhaft, nicht einmal für ihre eigenen Ohren, und die Gesichter ihrer Zuhörer bestätigten das eindeutig.
    „Ich nehme dich in Arrest, weil du Gentleman Jack bist“, schnarrte der Konstabler.
    Daniela kämpfte die in ihr aufsteigende Furcht nieder. „Wie könnte ich Gentleman Jack sein? Ich bin ja nicht einmal bewaff- net. Hat man schon je von einem Straßenräuber ohne Pistolen gehört?“
    Der Konstabler verzog keine Miene, und Daniela mußte ein- sehen, daß sie ihn nicht würde umstimmen können. „Willst dich nur rausreden, um dem Galgen zu entgehen, was? Wirst aber kein Glück damit haben.“
    Panik erfaßte Daniela. Lieber Gott, der Galgen! Ihre Beine fühlten sich plötzlich so schwach an, daß sie kaum aufrecht ste- hen konnte. Aber sie durfte sich nichts anmerken lassen. „Ich bestehe darauf, daß Sie sofort eine Nachricht an meinen Bruder Basil, Viscount Houghton, nach Greenmont schicken, damit er erfährt, wie Sie mich hier behandeln. Ich kann Ihnen versichern, daß er außer sich sein wird.“ Dabei war Daniela nicht einmal sicher, daß er sich überhaupt herbemühen würde, so, wie sie zueinander standen.
    „Hab noch nie ‘ne Frau baumeln sehen“, verkündete Collis.
    Der Konstabler grinste höhnisch. „Die hier wirst du bald genug sehen.“

21. KAPITEL
    Morgan näherte sich hoch zu Roß dem Quartett, das ihn auf den Stufen zum Haupteingang von Royal Elms erwartete. Die Gesichter gaben ihm die Antwort auf die Frage, die er gerade stellen wollte, doch er fragte trotzdem: „Irgendeine Spur von Daniela?“
    „Nein“, antwortete Stephen. Er hatte den Arm um seine Frau gelegt, als müßte er sich vergewissern, daß Megan nicht mit Da- niela verschwunden war. „Wir haben auch niemanden getroffen, der sie gesehen hat.“
    Jerome, der Rachels Hand hielt, sagte: „Ihr schwarzer Wal- lach war nicht mehr da, als der erste Stallbursche noch vor Morgengrauen in den Stall kam. Ich vermute, sie hat sich ge- stern abend gleich, nachdem wir zu Bett gegangen sind, heimlich hinausgeschlichen.“
    Morgan stöhnte auf, als er daran dachte, wie weit Daniela inzwischen schon gekommen sein mochte.
    Falls ihr unterwegs nichts zugestoßen ist! Bei der Vorstellung wurde ihm innerlich ganz kalt. Keine Frau war sicher, wenn sie allein und ohne Schutz durch die

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