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Marlene Suson 3

Marlene Suson 3

Titel: Marlene Suson 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mitternachts-Rächer
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hitzig.
    „Die Belohnung für Gentleman Jacks Ergreifung ist sehr hoch“, gab Yarwood zurück. Er war ein großer, magerer Mann mit klugen grauen Augen und einem festen Auftreten, das Polk mißfiel. Der Agent schien einer dieser rechtschaffenen Dumm- köpfe zu sein, die sich nicht bestechen ließen, auch wenn noch so viel dabei für sie heraussprang.
    „Sie sind nicht der erste, der die Belohnung beansprucht“, fuhr Yarwood fort. „Es haben schon etliche behauptet, Gentleman Jack gefangen zu haben. Deshalb müssen wir uns vergewissern. Ich möchte den Gefangenen sehen.“
    Der Squire hatte dem Boten eingeschärft, das Geschlecht sei- ner Gefangenen in London nicht zu erwähnen. Nun geschah ge- nau das, was er befürchtet hatte. Überrascht riß Yarwood die Augen auf, als er Daniela in der Zelle entdeckte. „Ihr Bote hat nichts davon gesagt, daß es sich bei dem Verdächtigen um eine Frau handelt.“
    „Hat er nicht?“ fragte der Squire mit Unschuldsmiene. „Wie überaus nachlässig von ihm. Er muß es wohl vergessen haben.“
    „Höchst unwahrscheinlich, daß man so etwas vergißt“, be- merkte Yarwood trocken. „Ich bezweifle stark, daß Gentleman Jack eine Frau sein könnte.“
    „Ich bin auch nicht Gentleman Jack!“ schrie die dünne Frau laut durch die Gitterstäbe.
    Polk hätte ihr am liebsten den langen, dürren Hals zugedrückt, um sie zum Schweigen zu bringen. Er persönlich zog Frauen vor, die ein bißchen Fleisch auf den Knochen hatten.
    „Ich habe diesem Mann wiederholt versichert, daß ich Lady Daniela Winslow bin, die Tochter des Earl of Crofton und Schwester des Viscount Houghton.“
    „Haben Sie einen Boten zum Earl of Crofton geschickt, um diese Angaben zu überprüfen?“ fragte Yarwood den Friedens- richter.
    „Ja, natürlich“, log er unverfroren.
    „Und wie war die Antwort?“
    „Er fand ihre Behauptung so lächerlich, daß er sie einer Antwort für unwürdig hielt.“
    „Vielleicht hat der von Ihnen geschickte Bote auch den Weg vergessen“, spöttelte Yarwood.
    „Mr. Yarwood!“ schrie die verdammte rothaarige Hexe aus

ihrer Zelle. „Ich schwöre Ihnen, daß ich Lady Daniela Winslow bin.“
    Der Agent wandte sich zu ihr um. „Schwören Sie auch, daß Sie nicht Gentleman Jack sind?“
    „Natürlich“, gab sie zurück. „Wie Sie schon sagten, Gentleman Jack muß ein Mann sein.“
    „Diese diebische Schlampe schwört doch alles, was Sie wol- len“, kreischte Polk. „Sie weiß, daß sie für ihre vielen Sünden sowieso in der Hölle braten muß. Da macht ein Meineid mehr oder weniger auch nichts mehr aus.“
    Yarwood ignorierte ihn. „Gibt es jemanden, der bezeugen kann, daß Sie Lady Daniela sind?“
    „Sir, der Duke of Westleigh und sein Bruder Lord Morgan Par- nell sind bereits hiergewesen und haben es bezeugt, doch Squire Polk hat sich geweigert, mich freizulassen.“
    „Die Frau lügt!“ schrie Polk erbittert. „Die Männer waren eindeutig nicht der Herzog und sein Bruder. Du meine Güte, Sie hätten sich totgelacht, wenn Sie sie gesehen hätten.“
    Yarwoods Augen wurden schmal. „Ja, wirklich?“
    Eine unbestimmte Angst kroch in Polk hoch. Dies alles lief absolut nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. „Es ist mein einziger Wunsch, der Gerechtigkeit zu dienen“, erklärte er fromm.
    Skeptisch hob Yarwood eine Braue. „Und nicht, die große Belohnung zu kassieren?“
    Polk begann zu schwitzen. Jetzt mußte er sich etwas einfallen lassen, um Yarwood von der Schuld der Frau zu überzeugen. „Wir haben in ihren Satteltaschen unwiderlegbare Beweise für ihre dreisten Diebereien gefunden.“
    „Diese Beweise will ich sehen.“
    „Aber gern. Ich hole sie sofort her.“ Polk wandte sich zur Tür. Er wollte nach Haus reiten und dort rasch Satteltaschen mit Geld und anderen Wertsachen füllen, damit es so aussah, als wären es die Satteltaschen eines Straßenräubers.
    „Wo wollen Sie hin?“ fragte Yarwood.
    „Die Satteltaschen der Frau holen. Ich bewahre sie zur Sicherheit bei mir zu Haus auf.“
    „Ach ja?“ Man sah Yarwood an, daß er ihm kein Wort glaubte. „Dann begleite ich Sie, damit Sie auf dem Rückweg nicht ganz ohne Schutz sind.“
    „Wie freundlich von Ihnen“, druckste Polk mit schwacher

Stimme. „Aber ich versichere Ihnen, daß das nicht nötig ist.“ Der Schweiß drang ihm mittlerweile aus allen Poren.
    „Oh, ich bestehe darauf“, beharrte Yarwood, ohne mit der Wimper zu zucken. „Wollen wir gehen?“
    Verborgen in einem

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