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Marlene Suson 3

Marlene Suson 3

Titel: Marlene Suson 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mitternachts-Rächer
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mich reiten lassen. Ich möchte doch nur nicht auf das einmalige Schauspiel verzich- ten.“
    „Und dann kommen Sie mit dem Konstabler zurück, um mich zu verhaften.“
    „Das müßte ich eigentlich.“ Yarwood grinste. „Aber das bringe ich nicht fertig. Nicht heute, nachdem Sie mich so großartig un- terhalten haben. Morgen vielleicht.“ Sein Gesicht wurde ernst. „Sie sagten, der Bursche sei korrupt?“
    „Und ob. Fragen Sie nur die Leute hier. Er lebt wie die Made im Speck, weil er sowohl den Schuldigen als auch den Unschuldigen die letzten Kröten aus der Tasche zieht.“
    „Das habe ich schon vermutet.“
    „Ich kann korrupte Friedensrichter ebensowenig leiden wie geldgierige Betrüger. Besonders dann, wenn sie mich damit belei- digen, eine Frauensperson – noch dazu ‘ne Adlige – als Gentleman Jack auszugeben und die Belohnung für mich zu erschwindeln. Ich finde es genauso schändlich, die Krone zu beklauen, wie die armen Schlucker.“
    Mr. Yarwood lachte. „Hol’s der Teufel, Sie gefallen mir, Gentleman Jack!“
    Als Daniela das Kreischen hörte, sprang sie auf und stellte sich auf die Zehenspitzen, um durch das kleine Gitterfenster ihrer Zelle hinausschauen zu können. Ein dicker Mann, der rückwärts auf einem Esel saß, hüpfte ruckartig auf und ab, während der Esel die Straße hinab auf das Gefängnis zutrabte. Der Mann schrie wie am Spieß.
    Die Leute strömten aus den Häusern und Läden, begafften die Witzfigur und amüsierten sich königlich. Selbst der Schmied ließ seinen Amboß im Stich. Aber kein einziger Zuschauer trat vor, um dem unglückseligen Reiter zu helfen.
    Vom Umfang her mußte es Squire Polk sein. Als der Esel am Gefängnis vorbeitrabte, konnte Daniela sich davon überzeugen, daß es tatsächlich der Friedensrichter war.
    Niemand außer Morgan konnte dem Squire diesen bösen Streich gespielt haben. Das war Gentleman Jacks Handschrift.

Aber Polk war selber schuld. Er hätte nie sagen dürfen, daß er sie freilassen würde, wenn Gentleman Jack wieder zuschlug. Daniela konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Gott segne Morgan!
    Ihre Augen wurden feucht, als sie daran dachte, wie er sie ge- stern in der Zelle begrüßt hatte. Meine geliebte Braut. Es wäre so herrlich, wenn es wahr wäre, doch es konnte nie sein. Das mußte sie akzeptieren. Sie durfte nicht zulassen, daß der Mann ihres Herzens seinen Traum begraben mußte, und daß den Armen ein besseres Los versagt blieb.
    Als der Esel den Dorfanger erreichte, blieb er stehen und be- gann zu grasen. „Bindet mich gefälligst los!“ schrie Polk. „Laßt mich runter.“
    Niemand trat herbei, um ihm den Gefallen zu tun.
    Schließlich griff der Gefängniswärter nach einem Messer und rannte hinaus. Er schnitt das Seil unter dem Bauch des Esels durch und befreite die Beine seines Dienstherrn.
    Steif und unbeholfen rutschte Polk vom Rücken des Esels herab. Der Gefängniswärter ließ das Messer fallen und versuchte den Squire zu stützen, doch das Gewicht des unförmigen Frie- densrichters war zuviel für den schmächtigen Lindsey. Beide fie- len zu Boden, und der bedauernswerte Gefängniswärter wurde von Polks massigem Bauch beinahe erstickt.
    Zum Dank für seine Rettung schimpfte der Squire den armen Lindsey in Grund und Boden.
    Daniela schaute hinüber zu den feixenden Zuschauern, die sich beim Dorfanger eingefunden hatten. Überrascht entdeckte sie unter ihnen Mr. Yarwood, der das Gefängnis mit dem Squire zusammen verlassen hatte. Er stand am Rand der Menge und unterhielt sich mit dem Wirt und dem Schmied.
    Konstabler Hendricks hastete zu den beiden am Boden lie- genden Männern. Nur mit äußerster Mühe gelang es ihm, dem fetten Polk auf die Beine zu helfen.
    Der Squire stapfte davon, ohne den am Boden liegenden Ge- fängniswärter noch eines Blickes zu würdigen. Der Konstabler folgte ihm auf dem Fuß.
    „Was ist passiert?“ rief eine Stimme aus der Menge.
    Polk schoß einen giftigen Blick auf den Mann ab, ging jedoch wortlos weiter.
    Ein anderer rief: „Ich wette um ein Bier, daß der alte Fettwanst dem echten Gentleman Jack begegnet ist.“

Bei diesen Worten nahm Polks ohnehin schon hochrotes Ge- sicht einen violetten Farbton an. Doch er stakste weiter, ohne den Kopf zu wenden.
    „Da haben Sie genau ins Schwarze getroffen.“ Yarwood nickte dem Mann zu. „Der echte Gentleman Jack hat Polk auf den Esel gebunden.“
    Daniela kicherte entzückt, weil ihre Vermutung sich bestä- tigt hatte. Die Umstehenden,

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