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Marlene Suson 3

Marlene Suson 3

Titel: Marlene Suson 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mitternachts-Rächer
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Stephens Kinderfrau erschien, um ihn für sein Mittags- schläfchen hereinzuholen, erhob er tränenreich und so lautstark Protest, daß Morgan es durch das offene Fenster hören konnte.
    Daniela schloß ihn in die Arme und sprach mit begütigender, leiser Stimme auf ihn ein.

Morgan konnte die Worte nicht verstehen, doch was immer sie dem Kerlchen zugeflüstert hatte, tat offensichtlich seine Wir- kung. Der Kleine drückte ihr einen schmatzenden Kuß auf die Wange und ging dann artig mit der Nanny hinein.
    Daniela schaute Stephen mit einem so wehmütigen Ausdruck nach, daß es Morgan ins Herz schnitt. Sie sollte heiraten und selbst Kinder haben.
    Doch ihre unüberwindliche Furcht vor der ehelichen Zwei- samkeit würde das verhindern. Daniela war von Natur aus so warmherzig und tapfer, sie verdiente ein wenig Glück. Trotzdem würde sie es nie erleben, wenn sie ihre Angst vor Männern nicht überwand.
    Getrieben von einem plötzlichen Entschluß, wandte Morgan sich vom Fenster ab und verließ mit energischen Schritten das Zimmer.
    Nachdem der kleine Stephen ins Haus gegangen war, wanderte Daniela den mit Lilien und Maiglöckchen gesäumten Weg ent- lang, den sie so oft vom Erker des kleinen Eßzimmers aus bewundert hatte.
    Als sie das Wäldchen erreichte, atmete sie tief die würzige, vom Duft der Blumen durchwehte Luft ein.
    „Darf ich Euch begleiten, Mylady?“
    Daniela fuhr zusammen, als sie Morgans Stimme so dicht hin- ter sich hörte. Sie hatte gar nicht bemerkt, daß er ihr gefolgt war. „Ja, gern.“ Seine Gesellschaft war ihr immer willkom- men.
    Er erwiderte ihr Lächeln und nahm ihren Arm. Schweigend gingen sie weiter. Morgan schien tief in Gedanken zu sein, und seine Stirn war umwölkt. Er sorgte sich vermutlich wegen der Audienz, die der König seinem Bruder gewährt hatte. Jerome war am frühen Morgen nach London aufgebrochen.
    „Es ist so schön hier“, sagte Daniela, um das Schweigen zu brechen.
    Für einen Augenblick fragte sie sich, ob Morgan sie überhaupt gehört hatte, doch dann raffte er sich zu einem abwesenden „M ... hm“ auf.
    Diese einsilbige Antwort war nicht gerade ermutigend, und so machte Daniela keinen Versuch mehr, eine Unterhaltung anzuknüpfen.
    Morgan schien das Schweigen gar nicht zu bemerken.

Während sie unter den Bäumen dahinwanderten, fragte Da- niela sich, wo sein allzeit bereites Lächeln, das sie so an ihm liebte, geblieben sein mochte. Er war heute auffallend still und ernst. Weshalb hatte er ihr seine Begleitung angeboten, wenn er doch seinen eigenen Gedanken nachhängen wollte?
    Sie kamen zu einer Bank, die im Schatten zweier ausladender Rotbuchen stand. Morgan wies mit einer auffordernden Geste auf die Bank. Daniela ließ sich nieder, und er setzte sich so dicht neben sie, daß ihre Schenkel sich berührten. Daniela spürte, wie es sie heiß und kalt überlief.
    Sie versuchte, ein Stück zur Seite zu rücken, mußte jedoch feststellen, daß das nicht möglich war. Sie saß bereits unmittelbar neben der hölzernen Armlehne.
    „Ich habe dich mit dem kleinen Stephen spielen sehen“, sagte Morgan übergangslos. „Du hast eine ausgesprochene Hand für Kinder. Deine eigenen werden von Glück sagen können, eine solche Mutter zu haben.“
    Seine Worte trafen Daniela wie ein Schlag, weil sie sich Kinder doch so sehr wünschte. „Ich werde keine haben.“ Ihre Stimme klang tieftraurig. „Ich werde niemals heiraten.“
    Morgan betrachtete sie mit einem so ernsten Gesichtsausdruck, daß sie voll Unbehagen fragte: „Was hast du?“
    Er öffnete den Mund, schloß ihn dann jedoch wieder, als könnte er nicht die richtigen Worte finden, um ihre Frage zu beantwor- ten. Schließlich sagte er mit belegter Stimme: „Daniela, ich kann die Geschichten, die über dich im Umlauf sind, nicht glauben. Ich wünschte, du würdest mir die Wahrheit darüber sagen, was damals zwischen dir und Rigsby wirklich passiert ist.“
    Daniela erstarrte. Scham, Angst, Schmerz und der ganze Schrecken jener Nacht fielen mit geballter Wucht über sie her. Sie wollte fliehen, vor der Gemeinheit und den Lügen davonlaufen.
    Doch Morgan war der erste Mann, der bereit schien, ihr zu glauben. Der Rigsbys Version über die Geschehnisse in dieser fürchterlichen Nacht in Frage stellte. Glaubte Morgan wirklich daran, daß man sie fälschlich beschuldigte? Das wäre zu schön, um wahr zu sein. Daniela beschloß, ihn auf die Probe zu stellen.
    „Was, wenn du dich täuschst und die Geschichten über mich

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