Marlene Suson 3
dieses Haus gebaut hat, hegte eine solche Aversion gegen seine Mutter, daß er sie nicht weit entfernt genug unterbringen konnte. Möchtest du dir das Haus ansehen?“
Auf Danielas Nicken hin saß Morgan ab und half ihr aus dem Sattel. Als sie auf dem Boden stand, hatte er keine Eile damit, seine Hände von ihrer Taille zu nehmen. Sein Blick heftete sich auf ihren Mund.
Er senkte den Kopf und strich mit den Lippen leicht über ih- ren Mund, einmal, zweimal, und weckte wieder dieses nun schon bekannte Sehnen in ihr, das sie nicht verstand. Dann küßte er sie. Das Sehnen verstärkte sich, und ihre Lippen öffneten sich ein wenig.
Morgans Zunge schlüpfte dazwischen und begann ihren Mund zu erforschen. Das Sehnen in Daniela wurde immer drängender.
Was seine Hände mit den oberen Knöpfen ihres Reitkleids trie- ben, merkte sie erst, als er es auseinanderschob und ihren Hals entblößte. Seine Lippen verließen ihren Mund und strichen lieb- kosend an ihrem Hals hinab. Mit jedem Augenblick wurde ihr seltsamer zumute. Sie seufzte leise, und ihre Beine fühlten sich plötzlich so schwach an, daß sie nach Morgans Schultern griff, um sich festzuhalten.
Er schlang die Arme um sie und hob den Kopf. „Ein bißchen taumelig?“ fragte er mit zuckenden Mundwinkeln.
„Ja.“ Ihre Stimme hörte sich ganz fremd und hoch an, und das schien ihn sehr zu amüsieren.
Er nahm sie bei der Hand. „Wollen wir uns jetzt den Witwensitz anschauen?“
Nein, verdammt! Du sollst mich weiter küssen. Er sollte den unerklärlichen Schmerz verscheuchen, der in ihr aufgebrochen war. Doch sie folgte ihm zum Haus, vorbei an Günsel und ro- ten Feuernelken, die den Boden mit einem farbenprächtigen Teppich überzogen. Tief sog Daniela die frische, würzige Luft ein.
Morgan führte sie ins Haus. Es war so sauber, so behaglich möbliert und gut gelüftet, daß Daniela erstaunt fragte: „Ist es bewohnt?“
„Nein, aber Jerome kümmert sich vorbildlich darum, wie er es mit allem tut, was zu Royal Elms gehört.“
Sie kamen in einen kleinen Salon, der sehr geschmackvoll eingerichtet war: mit Schnitzereien verzierte Eichentische und Stühle und mit rotem Damast bezogene kleine Sofas. Durch die ringsum herrschende Stille wurde Daniela bewußt, wie isoliert dieser Ort war. Mit einem anderen Mann hätte sie sich hier zu Tode gefürchtet. Doch Morgan vertraute sie.
Es war recht warm im Haus. Morgan half Daniela aus der Jacke ihres Reitkleides, zog dann seine eigene aus und legte beide über eine Stuhllehne. Daniela nahm ihren Hut mit der kessen grünen Feder ab und legte ihn auf den Sitz des Stuhls.
Morgan entledigte sich seines Jabots und öffnete die oberen drei Knöpfe seines feinen Batisthemdes. Daniela ertappte sich bei dem Wunsch, sein Werk zu vollenden und auch die restlichen Knöpfe zu öffnen. Was war nur in sie gefahren?
Er trat dicht an sie heran und legte die Hände um ihr Gesicht. Dann küßte er sie lange und leidenschaftlich. Eine heftige Er- regung erfaßte sie, als er mit den Fingerspitzen ganz leicht über ihre Wangen strich, und sie erwiderte seinen Kuß hingebungsvoll.
Als er ihren Mund freigab, seufzte sie unwillig, doch gleich darauf seufzte sie vor Lust, als sie seine Lippen auf ihrem Hals spürte.
Er hob den Kopf, und die Sehnsucht in ihr wurde unter seinem sinnlichen, verheißungsvollen Blick schier unerträglich.
„Daniela, hör mich an. Rigsby war ein widerwärtiges, abarti- ges Vieh, doch beileibe nicht alle Männer sind so. Laß mich dich von der Angst befreien, die er dir eingejagt hat. Laß mich dir
beweisen, daß die Begegnung zwischen Mann und Frau etwas Wunderschönes sein kann.“
„Warum?“ fragte sie.
„Damit du dich nicht mehr fürchtest, den Antrag eines Man- nes anzunehmen, wenn du einem begegnest, der dir gefällt.“ Er lächelte liebevoll. „Und dann wirst du auch die Kinder haben, nach denen du dich sehnst.“
Ungläubig starrte Daniela ihn an. „Willst du damit sagen, du willst mit mir schlafen, um mich von meinen Ängsten zu befreien, damit ich einen anderen Mann heiraten kann?“
Er strahlte sie an. „Genau das.“
In diesem Augenblick ging ihr Temperament mit ihr durch, und bevor ihr noch bewußt wurde, was sie tat, trat sie ihn heftig vors Schienbein.
„Au-u-u!“ japste er auf. „Warum hast du das getan?“ Betrof- fen und gekränkt sah er sie an. Ganz offensichtlich begriff er überhaupt nicht, weshalb sein Vorschlag sie so wütend machte.
Ja, wieso war sie eigentlich so
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