Mars 01 - Die Prinzessin vom Mars
Kerkers verschwunden waren.
Der Kampf in der Arena
Langsam erlangte ich meine Fassung wieder und unternahm einen weiteren Versuch, die Schlüssel an mich zu bringen. Als ich aber im Dunkeln nach dem Leichnam meines früheren Wärters tastete, mußte ich zu meinem Entsetzen feststellen, daß er verschwunden war. Dann wurde mir die Wahrheit schlagartig klar: Die Wesen mit den glühenden Augen hatten mir meine Beute entrissen, um ihn in der Nachbarhöhle verschlingen zu können, so wie sie seit Tagen, Wochen, Monaten, während der ganzen schrecklichen Ewigkeit meiner Gefangenschaft nur darauf gewartet hatten, sich an meinem Kadaver zu laben.
Zwei Tage lang brachte man mir keine Nahrung, dann erschien jedoch ein neuer Wärter, und mein Leben im Kerker ging weiter wie zuvor. Doch ließ ich diesmal nicht zu, daß das grauenvolle Dasein meinen Verstand zermürbte.
Kurz nach diesem Zwischenfall brachte man einen anderen Gefangenen herein und kettete ihn in meiner Nähe an. Im trüben Licht der Fackel sah ich, daß es ein roter Marsmensch war, und ich konnte es kaum erwarten, daß die Wachen verschwanden, um ihn anzusprechen. Als ihre Schritte verklungen waren, rief ich ihm leise das Grußwort des Mars zu, Kaor.
»Wer bist du, der du aus der Dunkelheit zu mir sprichst?« fragte er. »John Carter, ein Freund der roten Menschen von Helium.«
»Ich komme aus Helium, doch kann ich mich nicht an deinen Namen erinnern«, erwiderte er.
Nun erzählte ich ihm meine Geschichte, wie ich sie hier niedergeschrieben habe, ließ nur meine Liebe zu Dejah Thoris unerwähnt. Die Neuigkeiten über die Prinzessin von Helium überraschten ihn sehr, und er meinte, dem Ausgangspunkt nach zu urteilen, wo ich sie und Sola verlassen hatte, wären sie entkommen. Er sagte, er kenne die Stelle gut, da der Hohlweg, durch den die Warhoon gekommen waren, bevor sie uns entdeckten, die einzige gen Süden führende Marschroute sei.
»Dejah Thoris und Sola sind keine fünf Meilen von einer großen Wasserstraße entfernt ins Gebirge gegangen und befinden sich nun sehr wahrscheinlich in Sicherheit«, beteuerte er.
Mein Mitgefangener hieß Kantos Kan. Er war ein Padwar (Leutnant) der Kriegsmarine von Helium, hatte ebenfalls an der mißglückten Expedition teilgenommen, bei der Dejah Thoris den Thark in die Hände gefallen war, und schilderte kurz, was nach der Niederlage der Kampfschiffe vorgefallen war.
Schwer angeschlagen und nur teilweise bemannt, hatten sie sich langsam gen Helium geschleppt, aber als sie in der Nähe von Zodanga vorbeikamen, der Hauptstadt der Erzfeinde von Helium unter den roten Menschen von Barsoom, waren sie von einem großen Trupp Kriegsschiffe angegriffen, und bis auf das Schiff von Kantos Kan entweder alle zerstört oder gefangengenommen worden. Tagelang jagten drei Kriegsschiffe Zodangas hinter ihnen her, doch schließlich konnten sie ihnen während einer mondlosen Nacht entwischen.
Dreißig Tage nach der Gefangennahme von Dejah Thoris, ungefähr zur Zeit unserer Ankunft in Thark, erreichte sein Schiff mit ungefähr zehn Überlebenden von einer ursprünglichen Besatzung von siebenhundert Offizieren und Mannschaften Helium. Sofort wurden sieben große Flotten mit je einhundert mächtigen Kriegsschiffen ausgesandt, um nach Dejah Thoris zu suchen, und von diesen Schiffen blieben zweitausend kleinere ständig draußen und suchten weiter vergebens nach der vermißten Prinzessin.
Die Rächer machten zwei grüne Stämme dem Erdboden gleich, doch von Dejah Thoris fehlte weiterhin jede Spur. Man hatte sie bei den Völkern im Norden gesucht, erst in den letzten Tagen führte ihr Weg gen Süden.
Kantos Kan war in eine Abteilung kleiner Einmannflugzeuge abkommandiert worden, und unglücklicherweise hatten ihn die Warhoon beim Erkunden ihrer Stadt entdeckt. Der Mut und die Kühnheit dieses Mannes flößten mir großen Respekt und Bewunderung ein. Mutterseelenallein war er am Stadtrand gelandet und hatte zu Fuß die am Platz liegenden Gebäude durchstöbert. Zwei Tage und Nächte durchforschte er die Unterkünfte und Kerker auf der Suche nach seiner geliebten Prinzessin, um beim Verlassen der Stadt, nachdem er sich vergewissert hatte, daß Dejah Thoris hier nicht gefangen gehalten wurde, einer Gruppe Warhoon in die Hände zu fallen.
Während unserer Gefangenschaft lernten Kantos Kan und ich einander kennen, und zwischen uns entwickelte sich eine enge und warmherzige Freundschaft. Nach wenigen Tagen schon wurden wir jedoch wegen der
Weitere Kostenlose Bücher