Mars 01 - Die Prinzessin vom Mars
Comas' Kieferknochen verkeilte. Sieger und Besiegter rollten zerschlagen und leblos über das Moos, eine unförmige Masse zerrissenen, blutigen Fleisches.
Bar Comas war tot, und Dak Kova hatte es nur den riesenhaften Bemühungen seiner Frauen zu verdanken, daß er dem verdienten Schicksal entging. Drei Tage später ging er ohne fremde Hilfe zum Leichnam Bar Comas', der gemäß dem Brauch noch dort lag, wo er verschieden war, setzte den Fuß auf den Nacken seines vorherigen Herrschers und übernahm den Titel Jeddak von Warhoon.
Die Hände und der Kopf des toten Jeddaks wurden abgetrennt und dem Schmuck seines siegreichen Widersachers hinzugefügt. Dann verbrannten die Frauen die Überreste unter wildem, schrecklichem Gelächter.
Die Verletzungen von Dak Kova hatten die Kolonne so lange aufgehalten, daß man nun beschloß, den geplanten Feldzug gegen eine kleine Gemeinschaft der Thark, an der man sich für die Zerstörung des Inkubators rächen wollte, auf einen Zeitpunkt nach den großen Spielen zu verschieben. Folglich machte die gesamte, zehntausend Mann starke Kolonne kehrt und begab sich auf den Heimweg nach Warhoon.
Die Art und Weise, mit der sich diese grausamen und blutrünstigen Menschen mir vorgestellt hatten, lieferte lediglich eine kleine Kostprobe der Dinge, die ich während meines Aufenthaltes bei ihnen fast täglich mitansehen mußte. Die Warhoon sind ein kleineres, doch weitaus bedrohlicheres Volk als die Thark. Kein Tag verging, ohne daß sich Angehörige der verschiedenen Stämme nicht auf Leben und Tod bekämpften. Innerhalb eines einzigen Tages wurde ich sogar Zeuge von acht tödlichen Duellen.
Nach etwa dreitägigem Marsch erreichten wir die Stadt Warhoon, wo man mich sofort in einen Kerker warf und an den Wänden sowie am Boden ankettete. Man brachte mir regelmäßig zu essen, doch auf Grund der vorherrschenden Dunkelheit vermag ich nicht zu sagen, ob ich mich Tage, Wochen oder Monate dort befand. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie derart entsetzliche Dinge erlebt, und mir ist bis heute ein Rätsel, daß mein Verstand den Schrecken der pechschwarzen Finsternis widerstand. Überall wimmelte es von Kriechtieren, kalte, schlangenartige Wesen krabbelten über mich, wenn ich mich hingelegt hatte, und gelegentlich erspähte ich in der Dunkelheit glänzende, funkelnde Augen, die mich furchteinflößend anstarrten. Kein Laut drang von oben zu mir. Mein Wächter würdigte mich keiner Silbe, wenn er mir das Essen brachte, obwohl ich ihn zuerst förmlich mit Fragen bombardierte.
Schließlich richtete sich mein zermürbter Verstand mit all dem Haß und der grenzenlosen Verachtung auf diesen einzigen Abgesandten der Horde von Warhoon, jenen fürchterlichen Kreaturen, denen ich meinen derzeitigen Aufenthalt zu verdanken hatte.
Mir war aufgefallen, daß er mit seiner trüben Fackel immer dicht an mich herantrat, um das Essen in meiner Reichweite auf den Boden zu stellen, so daß sich sein Kopf in Höhe meiner Brust befand, wenn er sich bückte. Als ich ihn das nächste Mal kommen hörte, zog ich mich heimtückisch, wie Wahnsinnige sind, in die Ecke meiner Zelle zurück, packte ein Ende der großen Kette, mit der meine Hände gefesselt waren und lauerte ihm wie ein Raubtier auf. Als er sich bückte, um das Essen abzusetzen, holte ich mit der Kette weit aus und ließ sie mit voller Wucht auf seinem Schädel niedergehen. Ohne einen Laut sank er tot zu Boden.
Lachend und schwatzend wie ein Idiot - denn zu einem solchen entwickelte ich mich immer mehr - stürzte ich mich auf den Daliegenden und fuhr ihm an die Kehle. Da ertasteten meine Finger ein kleines Kettchen, woran einige Schlüssel hingen. Bei der Berührung dieser Schlüssel kehrte blitzschnell mein Verstand zurück. Nicht länger war ich ein lallender Irrer, sondern ein gesunder, intelligenter Mensch, der das Mittel zu seiner Flucht in den Händen hält.
Als ich meinem Opfer vorsichtig die Kette über den Kopf ziehen wollte, schaute ich auf und sah sechs Paar feuriger Augen, die mich aus der Finsternis regungslos anstarrten. Langsam kamen sie näher. Ich wich angsterfüllt vor diesem schaudererregenden Anblick zurück, kauerte mich in meine Ecke, hielt schützend die Hände vor mich. Die schrecklichen Augen rückten immer näher, bis sie bei dem Toten vor mir angelangt waren. Dann zogen sie sich allmählich zurück, diesmal aber mit einem merkwürdigen, scharrenden Geräusch, bis sie schließlich wieder in der schwarzen Finsternis meines
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