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Mars 01 - Die Prinzessin vom Mars

Mars 01 - Die Prinzessin vom Mars

Titel: Mars 01 - Die Prinzessin vom Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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über mich beugte, mir mit dem langen Dolch einen kurzen Stoß versetzte, dabei murmelte: »Es tut mir leid, aber es ist das beste für Barsoom.«
    Als er die Tür meines Gemaches schloß, entzogen sich mir mit ihm gleichzeitig seine Gedanken. Dies kam mir mit meinen geringen Kenntnissen über Gedankenübertragung seltsam vor.
    Was sollte ich tun? Wie konnte ich diesen mächtigen Mauern entkommen? Ich könnte ihn mühelos töten, nun, da ich gewarnt war. Doch wenn er tot war, konnte ich nicht mehr fliehen, und mit dem Aussetzen der Maschinen in der großen Fabrik würde ich gleich allen anderen Einwohnern des Planeten zugrunde gehen - Dejah Thoris gleichfalls, sofern sie überhaupt noch lebte. Auf die übrigen Menschen legte ich nicht den geringsten Wert. Doch der Gedanke an sie trieb mir jeglichen Mordgedanken gegenüber meinem dem Irrglauben verfallenen Gastgeber aus.
    Vorsichtig öffnete ich die Tür meines Raumes und begab mich, gefolgt von Woola, auf die Suche nach der innersten der großen Türen. Ich hatte einen kühnen Plan gefaßt: Ich wollte versuchen, die großen Schlösser mit Hilfe der neun Gedankenwellen zu öffnen, die ich im Gehirn meines Gastgebers gesehen hatte.
    Lautlos schlich ich durch einen Gang nach dem anderen, Treppen hinab, die sich einmal in die eine, einmal in die andere Richtung wandten, bis ich schließlich in der Halle ankam, wo ich am Morgen meine Fastenzeit beendet hatte. Nirgendwo erblickte ich meinen Gastgeber, noch wußte ich, wo er sich des Nachts aufhielt.
    Ich wollte gerade in den Saal treten, als mich ein leises Geräusch in eine dunkle Nische des Ganges zurückweichen ließ. Ich zog Woola hinter mir her und hockte mich hin.
    Bald kam der alte Mann dicht an mir vorbei, und als er in den schwach erhellten Raum bog, den ich gerade hatte betreten wollen, sah ich einen langen, dünnen Dolch in seiner Hand, den er auf einem Stein zu wetzen begann. Seine Gedanken verrieten mir, daß er sich entschlossen hatte, erst die Radiumpumpen zu kontrollieren, was etwa dreißig Minuten in Anspruch nehmen würde, um sich dann in mein Schlafgemach zu begeben und mich umzubringen.
    Als er durch die Halle schritt und im Gang verschwand, der hinunter zu den Pumpen führte, stahl ich mich unauffällig aus meinem Versteck und ging zu der großen Tür, die mich neben zwei weiteren Pforten von der Freiheit trennte.
    Ich konzentrierte mich auf das massive Schloß und schleuderte die neun Gedankenströme dagegen. Atemlos wartete ich auf das Ergebnis, bis sich die große Tür endlich sanft auf mich zu bewegte und dann leise zur Seite glitt. Die übrigen Portale öffneten sich gleichfalls nacheinander auf meinen Befehl, und Woola und ich traten in die Dunkelheit, zwar frei, doch fühlten wir uns nur wenig besser als bei unserer Ankunft. Immerhin waren unsere Mägen jetzt gefüllt.
    Fluchtartig entfernte ich mich von dem riesigen Gebäude und machte mich auf den Weg zur nächsten Kreuzung, um so schnell wie möglich den zentralen Schlagbaum zu erreichen. Es war Morgen, als ich ankam, und auf der Suche nach Bewohnern betrat ich die erste Farm.
    Ich sah flache, unregelmäßig gebaute Steinhäuser, die mit schweren, abweisenden Türen versehen waren, und mochte soviel hämmern und rufen - ich erhielt keine Antwort. Traurig und erschöpft warf ich mich zu Boden und befahl Woola, aufzupassen.
    Kurze Zeit später wurde ich von seinem furchteinflößenden Knurren geweckt, und als ich die Augen aufschlug, erblickte ich drei rote Marsmenschen, die sich uns auf einige Schritte genähert und die Gewehre auf uns gerichtet hatten.
    »Ich bin unbewaffnet und hege keine feindlichen Absichten«, beeilte ich mich zu erklären. »Ich war in Gefangenschaft bei den grünen Menschen und bin nun auf dem Weg nach Zodanga. Alles, worum ich bitte, ist Nahrung, etwas Ruhe für mich und mein Calot, sowie einen Rat, in welche Richtung ich gehen muß.«
    Sie senkten die Gewehre, traten mit freundlicher Miene auf mich zu, legten ihre rechte Hand auf meine linke Schulter, wie es bei ihnen zur Begrüßung üblich ist, und stellten mir viele Fragen über mich und meine Streifzüge. Dann nahmen sie mich mit in das Haus eines von ihnen, das sich unweit von uns befand.
    Die Gebäude, an die ich am frühen Morgen geklopft hatte, waren entweder Ställe oder Speicher, das Wohnhaus selbst lag in einem Hain von riesigen Bäumen und schwebte des Nachts etwa vierzig bis fünfzig Fuß über dem Erdboden wie alle Behausungen der roten Marsmenschen, die

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