Mars 02 - Die Götter des Mars
fesselnde Geschichte zu lenken.
Er lag vor mir, einige Schritte vor den Schalthebeln, wo ich noch immer stand, und sah beim Reden in Richtung Heck. Am Ende seiner Beschreibung der Pflanzenmenschen bemerkte ich, daß seine Augen für kurze Zeit hinter mich starrten. Auch war der schnelle, triumphierende Schimmer untrüglich, der in diesen dunklen Augen für einen Moment aufleuchtete.
Kurz zuvor hatte ich die Geschwindigkeit verringert, denn wir hatten das Tal Dor viele Meilen hinter uns gelassen, und ich fühlte mich recht sicher. Ahnungsvoll warf ich einen Blick hinter mich, und das, was ich zu Gesicht bekam, nahm mir mit einem Schlag die erst kürzlich erwachte Hoffnung.
Ein großes Schlachtschiff, still und düster durch die dunkle Nacht segelnd, ragte dicht hinter unserem Heck auf.
Die Tiefen von Omean
Nun verstand ich, warum der schwarze Pirat mich mit seiner seltsamen Erzählung zu fesseln versucht hatte. Seit Meilen hatte er gespürt, daß Beistand nahe war, und hätte ihn nicht sein Blick verraten, wäre das Kriegsschiff im nächsten Augenblick über uns gewesen, die Mannschaft, die sich zweifellos bereits mittels ihrer Ausrüstung vom Kiel hinabließ, wäre über unser Deck geschwärmt und hätte meiner neu erwachten Hoffnung auf ein Entkommen ein jähes Ende gesetzt.
Ich war ein zu alter Hase im Luftkrieg, als daß mir nicht ein passendes Manöver eingefallen wäre. Ich drehte die Maschinen zurück und ließ gleichzeitig das kleine Flugzeug mit einemmal hundert Fuß nach unten gehen.
Als das Kriegsschiff über meinem Kopf hinwegraste, konnte ich an seinem Kiel Gestalten erkennen. Nun stieg ich im steilen Winkel auf, den Schalthebel für die Geschwindigkeit am Anschlag.
Wie der Pfeil einer Armbrust schnellte mein kühnes Flugzeug, die stählerne Nase voran, direkt auf die surrenden Propeller des Riesen über uns zu. Gelang es mir, diese auch nur zu streifen, wäre der riesige Koloß für Stunden manövrierunfähig, und die Flucht läge wieder im Bereich des Möglichen.
Im selben Augenblick ging die Sonne über dem Horizont auf und eröffnete mir den Blick auf hundert grimmige, schwarze Gesichter, die über das Vorschiff des Kreuzers zu uns hinabschauten.
Als sie uns sahen, erhob sich wütendes Geschrei aus hundert Kehlen. Brüllend wurden Befehle erteilt. Doch es war zu spät, um die riesigen Propeller zu retten, und mit einem Krachen rammten wir sie.
Zeitgleich mit dem Aufprall drehte ich die Maschine zurück, doch mein Bug hatte sich in der Öffnung verkeilt, die er ins Heck des Kriegsschiffes gerissen hatte. Nur eine Sekunde hingen wir fest, bevor wir uns losmachen konnten, doch diese Sekunde genügte, und auf unserem Deck wimmelte es von den schwarzen Teufeln.
Zu einem Kampf kam es nicht. Zunächst, weil es keinen Platz dafür gab. Sie befanden sich einfach in der Überzahl. Als schließlich von allen Seiten Schwerter auf mich gerichtet waren, hielt Xodar seine Leute zurück.
»Bindet sie, doch verletzt sie nicht«, befahl er.
Einige Piraten hatten Xodar bereits von seinen Fesseln befreit. Er kümmerte sich nun persönlich darum, daß ich entwaffnet und gut gefesselt wurde. Zumindest glaubte er, daß die Stricke sicher seien. Bei einem Marsbewohner wäre das auch der Fall gewesen, doch angesichts der dünnen Stränge, die meine Hände zusammenhielten, mußte ich einfach lachen. Wenn die Zeit gekommen war, würde ich sie zerreißen wie Bindfäden.
Nachdem sie auch das Mädchen gefesselt hatten, banden sie uns aneinander. In der Zwischenzeit hatten sie unser Luftschiff längsseits an das beschädigte Kriegsschiff gebracht, und bald führte man uns an dessen Deck.
Reichlich tausend schwarze Männer bildeten die Mannschaft des großen Zerstörers. Die Decks waren überfüllt, da alle, soweit es die Disziplin erlaubte, einen Blick auf die Gefangenen werfen wollten.
Die Schönheit des Mädchens war Anlaß für viele brutale Bemerkungen und vulgäre Gesten. Es war offensichtlich, daß diese Menschen, die sich für vollkommen hielten, den roten Menschen von Barsoom hinsichtlich ihrer Manieren und ihres Edelmutes bei weitem unterlegen waren.
Mein kurzes schwarzes Haar und meine thernartige Hautfarbe wurden reichhaltig kommentiert. Als Xodar seinen Edelleuten von meinen kämpferischen Fähigkeiten und meiner seltsamen Herkunft berichtete, scharten sie sich mit unzähligen Fragen um mich.
Die Tatsache, daß ich die Ausrüstung und das Metall eines Therns trug, den ein Mitglied meiner Gruppe
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