Mars 03 - Kriegsherr des Mars
– für immer.
Ich hing ein paar Fuß hoch über der Straße und konnte ihr ein paar hundert Yards weit mit den Augen bis zu einer Biegung nach Osten folgen. Ich hatte schon alle Hoffnung aufgegeben, diesem Biest je entrinnen zu können, als ich um die Kurve einen Roten Krieger kommen sah.
Er ritt eines jener schönen, kleinen Thoats, die von den Roten Marsbewohnern bevorzugt werden und hatte in der Hand eine lange, glänzende, sehr schlanke Lanze.
Erst ritt er ganz gemächlich dahin, doch dann sah er uns, und nun trieb er sein Tier zu einem etwas schlenkernden Galopp an. Die lange Lanze senkte sich ein wenig, und als Thoat und Reiter vorbeijagten, durchbohrte die Lanze den Körper unseres Gegners.
Das Ding schüttelte sich ein wenig und versteifte sich; die Kiefer erschlafften und ließen mich auf die Straße fallen. Dann knallte das Untier mit dem Kopf voran auf die Straße, begrub aber dabei Wula unter sich, der diesen scheußlichen Kopf nicht eine Sekunde losgelassen hatte.
Als ich noch nicht richtig auf den Beinen stand, kam der Reiter schon zu uns zurück. Ich befahl Wula, den toten Feind loszulassen, und er kroch auch richtig unter dem schweren Kadaver heraus. Miteinander stellten wir uns dem Krieger, der von der Höhe seines Reittieres zu uns heruntersah.
Ich begann dem Fremden für seine rechtzeitige Hilfe zu danken, doch er schnitt meine Worte entschieden ab.
»Wer bist du, und wie kannst du es wagen, das Land Kaol zu betreten und in den königlichen Forsten des Jeddak zu jagen?« fragte er.
Dann bemerkte er unter der Kruste aus Blut und Schmutz, die mein Gesicht bedeckte, meine weiße Haut, und seine Augen wurden ganz groß vor Ehrfurcht. »Ist es möglich, daß du ein Heiliger Thern bist?« flüsterte er.
Sicher hätte ich den Mann für eine ganze Weile täuschen können, wie ich auch andere vor und nach ihm getäuscht habe, aber ich hatte in Gegenwart von Matai Shang die gelbe Perücke und das Diadem weggeworfen und wußte außerdem, daß mein neuer Bekannter früher oder später doch entdecken mußte, daß ich gar kein Thern war.
»Ich bin kein Thern«, erwiderte ich also, schlug alle Vorsicht in den Wind und fuhr fort: »Ich bin John Carter, Prinz von Helium, dessen Name dir sicher nicht gänzlich unbekannt ist.«
Erst waren seine Augen riesig groß geworden, und jetzt drohten sie ihm aus dem Kopf zu fallen, da er nun wußte, daß ich John Carter war. Ich griff ein wenig fester um mein Langschwert, denn nun mußte ich mit einem Angriff rechnen. Zu meinem grenzenlosen Erstaunen blieb er jedoch aus.
»John Carter, Prinz von Helium«, wiederholte er langsam, als könne er den Gedanken nicht fassen. »John Carter, der mächtigste Krieger von Barsoom!«
Dann stieg er von seinem Thoat ab und legte mir zum freundlichsten Gruß, den man auf dem Mars kennt, die Hand auf die Schulter.
»Es wäre meine Pflicht und müßte auch mein größtes Vergnügen sein, dich zu töten«, sagte er, »aber in meinem innersten Herzen habe ich immer deine Tapferkeit bewundert, John Carter, und ich glaube auch deiner Aufrichtigkeit, während ich den Therns und ihrer Religion schon seit sehr langer Zeit mißtraue. Würde Kulan Tith meine häretischen Gedanken auch nur ahnen, würde das meinen sofortigen Tod bedeuten. Doch ich will dir zu Dienst sein, Prinz. Du hast Torkar Bar, Dwar der Straße von Kaol, nur zu befehlen.«
Des Kriegers ehrliches Gesicht und seine noble Haltung drückten eindeutige Ehrlichkeit aus, und ich vertraute ihm daher, wenngleich er auch mein Feind hätte sein müssen. Daß er Captain der Straße von Kaol war, erklärte seine Anwesenheit im tiefsten Urwald, denn auf Barsoom wird jede der großen Straßen von edlen, tüchtigen und furchtlosen Kriegern überwacht. Es gibt keinen ehrenhafteren Dienst als den in den einsamsten Gebieten eines Landes, denn er kann nur von aufrechten, unerschrockenen Männern versehen werden.
»Torkar Bar hat schon eine große Dankesschuld auf meine Schultern geladen«, erwiderte ich und deutete auf den Kadaver der Riesenhornisse, aus dem noch immer der lange Speer ragte.
Der Rote Krieger lächelte. »Es war ein glücklicher Zufall, daß ich rechtzeitig kam«, antwortete er. »Ein Sith kann nur mit diesem vergifteten Speer schnell genug getötet werden, um seine Beute zu retten. In diesem Gebiet von Kaol sind wir alle mit diesen Speeren ausgerüstet, denn dessen Spitze ist mit dem Gift präpariert, mit dem das Untier tötet. Kein Gift wirkt nämlich bei diesem
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