Mars 03 - Kriegsherr des Mars
Brust zu führen und laut schreiend den Schalter wieder in die alte Stellung zurückzudrehen versuchte; doch er hatte noch nicht einmal die Hand richtig danach ausgestreckt, als ihm schon meine Schwertspitze das Herz durchbohrte.
14. Die Wogen des Kampfes
Aber Solans letzter lauter Schrei war nicht ganz zwecklos gewesen.
Einen Moment später barst eine Gruppe von mindestens zehn Mann Palastwachen in den Raum. Es war mir gerade noch gelungen, den Schalter soweit zu verderben, daß man ihn nicht so ohne weiteres mehr in die alte Stellung zurückdrehen konnte. Der Magnet der Zerstörung war also mindestens für einige Zeit unwirksam gemacht.
Die Ankunft der Palastwachen hatte mich gezwungen, mich im erstbesten Korridor zu verstecken, den ich erreichen konnte, aber leider war es keiner von denen, die ich schon kannte.
Die Soldaten mußten gehört oder gesehen haben, wohin ich verschwunden war, denn ich war erst ein kurzes Stück weitergekommen, als ich Verfolger hinter mir hörte. Ich hatte keine Lust, mich mit einem Kampf gegen diese Männer aufhalten zu lassen, da doch überall in der ganzen Stadt Kadabra Kämpfe stattfanden, mit denen für meine Leute und mich viel mehr erreicht werden könnte, als mit dem nutzlosen Abschlachten dieser Männer in einem Korridor unter dem Palast.
Sie kamen mir aber immer näher und kannten ja auch den Weg. Bald mußten sie mich also einholen, außer ich fand einen Platz, an dem ich mich verstecken konnte, bis sie vorüber waren. Dann konnte ich auf dem kürzesten Weg entweder zum Turm zurückkehren, oder auch einen Ausgang zur Stadt finden.
Der Korridor war sehr steil angestiegen, verlief aber nun eben, gerade und hell erleuchtet soweit ich sehen konnte. Sobald meine Verfolger dieses gerade Stück erreichten, sahen sie mich ja, und ich hatte keine Aussicht mehr, ihnen unentdeckt zu entkommen.
Zum Glück entdeckte ich eine ganze Reihe von Türen, die an beiden Korridorseiten lagen, und alle sahen gleich aus. Ich versuchte es mit der ersten Tür, durch die ich in ein kleines, sehr luxuriös eingerichtetes Zimmer kam; es schien das Vorzimmer eines Audienzsaales oder eines anderen offiziellen Raumes zu sein.
Dieser Tür gegenüber war eine andere Tür, an der schwere Vorhänge hingen. Dahinter vernahm ich das Summen von Stimmen. Ich huschte sofort hinüber, schob die Vorhänge auseinander und schaute in einen großen Raum hinein.
Etwa fünfzig prächtig gekleidete Edelmänner und Hofleute standen vor dem Thron, auf dem Salensus Oll saß. Der Jeddak der Jeddaks sprach zu den Edelleuten: »Die Stunde ist nun gekommen, und wenn auch die Feinde in den Mauern Okars sind, so wird doch nichts und niemand Salensus OH daran hindern können, seinen Willen durchzusetzen. Die große Zeremonie muß entfallen, damit nicht ein Mann unnötig der Verteidigung entzogen wird. Nur die fünfzig Edelleute, welche von unseren Gebräuchen vorgeschrieben sind, werden Zeugen sein dafür, daß Okar eine neue Königin erhält.
Diese kleine Zeremonie wird uns nicht lange aufhalten, so daß wir in den Kampf zurückkehren können. Sie, die jetzt noch die Prinzessin von Helium ist, wird dann vom Turm der Königin herabschauen und Zeugin der Niederlage ihrer früheren Landsleute werden. Dann wird sie erst die Größe ihres Gatten erkennen.«
Nun wandte er sich an einen Höfling, dem er etwas zuflüsterte.
Der Mann eilte zu einem kleinen Tor am entgegengesetzten Ende des Raumes und öffnete es weit. »Weg frei für Dejah Thoris, die künftige Königin von Okar!« rief er laut.
Zwei Mann der Leibgarde erschienen, welche die unfreiwillige Braut zum Altar zerrten. Ihre Hände waren ihr noch am Rücken gefesselt, damit sie keinen Selbstmordversuch unternehmen konnte. Ihr Haar war ungeordnet und ihr Busen wogte. Offensichtlich hatte sie sich trotz der Fesselung erbittert zur Wehr gesetzt.
Als Salensus Oll sie sah, stand er auf und zog sein Schwert. Die Schwerter der fünfzig Edelleute flogen aus den Scheiden und formten einen Bogen, unter dem die arme, schöne Dejah Thoris in ihr Verhängnis gezerrt wurde.
Ein grimmiges Lächeln umspielte meine Lippen, als ich an das rauhe Erwachen dachte, das dem Herrscher von Okar bevorstand, und es juckten mir die Finger, die um den Knauf meines Schwertes lagen.
Die Prozession bewegte sich langsam dem Thron entgegen. Sie bestand nur aus ein paar Priestern, die Dejah Thoris und den beiden Leibwächtern folgten. Ich bemerkte auch flüchtig ein schwarzes Gesicht, das zwischen
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