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Mars Live

Mars Live

Titel: Mars Live Kostenlos Bücher Online Lesen
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Beschaffenheit. Sie wirkten beinahe lebendig, aber nicht ganz. Unter Jeffries Taschenmesser zerfiel der Lehm in dünne, flockige Schichten. Er hatte einen vertrauten Geruch, der in ihm die Erinnerung an das Haus seiner Großmutter in Atlanta erweckte.
    Der Duft von Gebackenem? Nein. Wachs? Jeffries schloß die Augen und ließ den Geist schweifen. Er sah die gerüschten, von Sonne erfüllten Gardinen seiner Großmutter. Und auf dem Tisch die alte verschnörkelte Kerosinlampe…
    Jeffries brach ein Stück Lehm ab und biß hinein. »Gefunden«, sagte er.
    »Was haben Sie gefunden?« fragte Natascha Kirow vom Flugdeck her, wo sie darauf wartete, etwas von Sweeney zu hören.
    »Den Treibstoff. Er ist im Lehm«, sagte Jeffries. »Der Lehm hat ihn aufgezehrt.«
    »Übernimm du, Bass«, sagte Natascha Kirow. Sie kletterte über die Basten in den hinteren Teil des Schiffes und zog zwei Marsanzüge von der Wand, von denen sie einen Jeffries zuwarf. »Sie und ich, wir wollen einen Spaziergang machen.«
     
    Das Video erschien und zeigte Sweeney in einem großen Computerraum, mit Bildschirmen über und hinter ihm, die alle erleuchtet waren. Er trug ein weißes Dacronhemd und eine blaue Gabardinehose im NASA-Stil; auf seinem Schreibstifthalter stand ›Morton-Thiokol‹.
    »Ich habe die Zahlen durchlaufen lassen, und es ist möglich«, sagte er. »Was Sie in dem Canyon gesehen haben, könnte die Gagarin sein.«
    »Was wer in dem Canyon gesehen hat?« fragte Glamour.
    »Was ist eine Kackeren?« fragte Greetings.
    »Hurra!« sagte Fonda-Fox.
    »Schschschsch!« sagte Bass. Er führte das Gespräch, während Fonda-Fox und Greetings ihm über eine Schulter sahen und Glamour über die andere filmte.
    Sweeney fuhr fort: »Ich habe eine Reihe von möglichen Konfigurationen durchlaufen lassen, basierend auf den Daten bezüglich der Windverhältnisse und Temperaturen, die Sie mir gegeben haben, und in zwei von sechs Simulationen landete die Gagarin vor der Nordwand jenseits von Candor Mesa. Das ist fünfunddreißig Kilometer oder einundzwanzig Meilen östlich und eintausend Fuß oder dreihundert Meter unter Ihnen, tief unten im Canyon. Die Frage ist, können Sie dort hinunter gelangen? Ich faxe die wahrscheinlichsten zwei von drei Orten durch, aber in der Zwischenzeit kann ich sie Ihnen auf dieser Karte zeigen.«
    Sweeney wandte sich mit seiner Fernbedienung einem großen Bildschirm zu und ließ eine Karte des Mars erscheinen. Er klickte durch Bilder mit Höhenlinienkarten von Vulkanen, zerklüfteten Wüstenlandschaften, Gletschern und verflochtenen Schluchten. Dann schleuderte er die Fernbedienung plötzlich von sich und hob die Hände über den Kopf.
    »Was ist denn mit dem los?« fragte Fonda-Fox.
    Sweeney wich mit erhobenen Händen in den Hintergrund der Videoszene zurück. Ein Mann in einer blauen Uniform drängte ihn zur Konsole, während ein anderer mit gezogener Waffe so heftig auf den Bildschirm deutete, daß Greetings einen Satz rückwärts machte und über eine Kiste stolperte.
    »Tut doch jemand was!« schrie sie. »Jemand soll ihm helfen!«
    »Aussichtslos«, sagte Bass. »Was immer Sweeney da widerfahren mag, es hat sich bereits vor fünfzehn Minuten abgespielt.«
     
    »Leben auf dem Mars?« sagte Jeffries, während er und Natascha Kirow durch die Dünen oberhalb der Ziolkowski stapften. Die Spätnachmittagssonne ließ ihre Schatten auf dem Sand länger werden. »Ich würde den Lehm nicht als Leben bezeichnen. Das erscheint mir eher eine kopierende als eine reproduzierende Form zu sein – eine Art von Kristallstruktur, die nicht wachsen kann. Der Katalysator dafür ist offenbar der Dieseltreibstoff. Meiner Vermutung nach sucht sich der Lehm die höchste Form einer Art von Organismus und kopiert sie.«
    »Die Agnew.«
    »Genau. Für gewöhnlich dupliziert er sich selbst. Doch da er keine genetische Geschichte oder Erinnerung hat, wäre seine eigene Form für ihn nicht vertrauter als jede andere, wenn also etwas Interessantes auftaucht…«
    »…entsteht Leben auf dem Mars.«
    »Nicht Leben. Etwas noch Interessanteres. Ein Mittelding zwischen einem Salzkristall und einer primitiven Zelle.« Sie verließen die Dünen; vor ihnen erstreckte sich ein langer Hang bis zu dem Einschnitt, der den Canyon überblickte. Natascha Kirow machte sich daran, zu diesem hinaufzustapfen, und Jeffries blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
    »Eine der Hypothesen der Theorie des dualen Ursprungs besagt, daß alles mit einer sich

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