Mars Live
Natascha Kirow schüttelte den Kopf. Der Klang war zu hoch, wie der einer weit entfernten Glocke. Der Tank hörte sich leer an, doch es gab nur einen Weg, um sicherzugehen. Bass lag auf dem Rücken unter den Tanks; er zog einen Kreuzkopfschraubenzieher aus seinem Stiefelschaft und schraubte die Abdeckung über den Reservetreibstoffspeichern der Agnew ab.
»Genau wie ich befürchtet habe«, sagte er. »Der Tank ist nicht einmal halb voll«, fuhr er fort. »Den flüssigen Sauerstoff können wir mit Hilfe der Prozessoren ersetzen, doch wenn wir nicht noch irgendwo Dieseltreibstoff finden, sitzen wir in der Patsche.«
Fonda-Fox sah die drei Offiziere beunruhigt an. Jeffries machte ein nachdenkliches Gesicht, aber er machte immer ein nachdenkliches Gesicht. Natascha Kirow sah nicht besorgt aus, doch sie sah niemals besorgt aus. Fonda-Fox beschloß, sich keine Sorgen zu machen. Er hatte genügend Filme gemacht, um zu wissen, daß Probleme wie dieses lediglich zu dem Zweck existierten, gelöst zu werden.
»Essenszeit!« sagte Natascha Kirow. »Wir wollen zum Schiff zurückgehen. Fonda-Fox, lassen Sie die Schaufel hier. Niemand wird sie stehlen. Das heißt, wenn ich es mir richtig überlege, nehmen Sie sie doch besser mit.«
Während Greetings ein Mittagessen aus Leberpastete und kurz aufgebähtem Weißbrot zubereitete und Natascha Kirow und Bass versuchten, Mission Design ausfindig zu machen, untersuchte Jeffries die Marsreisenden auf schädliche Nebenwirkungen der ausgedehnten Aufenthalte außerhalb des Schiffs während des Vormittags. Obwohl der Luftdruck niedrig war, war es auf dem Mars nicht wie im Weltraum. Die elastischen Thinsulate-Marsanzüge verhinderten eine durch zu wenig Luftdruck verursachte Blasenbildung der Haut, und die Körperwärme reichte aus, damit keiner frieren mußte – zumindest hier am Äquator im Hochsommer. Anscheinend gab es keine schädlichen Nebeneffekte, weder durch die Anzüge noch durch die langen Aufenthalte im Freien.
Dann fiel ihm noch ein, die Mary Poppins anzurufen und sich in den Dicktracy von Beverly Glenn einzuschalten; sie schlief friedlich.
Unterdessen hatte Natascha Kirow Sweeney erreicht. »Wir können den Flüssigsauerstoff ersetzen«, erklärte sie. »Der Luftaufbereiter pumpt ihn in diesem Augenblick aus dem Boden, und wir können ihn bis zum flüssigen Zustand herunterkühlen. Wir können auch Wasserstoff heraufpumpen. Aber Dieseltreibstoff ist etwas Organisches, und so etwas gibt es auf dem Mars nicht. Auf irgendeine Weise ist er aus den Tanks gesickert oder abgelassen worden. Wir brauchen eine verbindliche Auskunft von Ihnen. Gibt es irgendeine Möglichkeit, den F-1 so umzuwandeln, daß er mit Wasserstoff betrieben werden kann?«
»Nein«, sagte Sweeney dreißig Minuten später. »Er läuft nur mit Diesel. Hier haben wir also eindeutig ein Problem. Die Agnew diente als Sicherung für die russische Treibstoff-Einheit, die Gagarin, die bei der Landung aus dem Kurs geriet und verlorenging. Wenn wir doch nur…«
»Diese Gagarin«, sagte Jeffries, da ihm das Licht eingefallen war, das er vom Orbit aus gesehen zu haben glaubte. »Fragen Sie ihn, ob sie möglicherweise in dem Canyon gelandet sein könnte, sagen wir, fünfunddreißig Kilometer weit entfernt?«
»Essen!« rief Greetings. Auf einer Kiste, die als Tisch diente, hatte sie mit Papiertellern und Servietten gedeckt. Draußen vor dem winzigen Fenster mutete der Mars immer noch wie ein Strand ohne Meer an.
»Möglicherweise«, antwortete Sweeney dreißig Minuten später. »Ich habe alle alten NASA-Zahlen auf Diskette, aber die Schwierigkeit ist, sie durch unser überarbeitetes Ökosphären-Programm laufen zu lassen. Ich brauche einen Cray, und es ist Wochenende. Aber, zum Teufel, dies ist ein Notfall! Ich sause zu CM rüber und rufe Sie von dort in ein paar Stunden wieder an. Ende.«
»Ich dachte, man hätte ihn rausgeschmissen«, sagte Bass.
»Gib mal das Ketchup rüber«, sagte Glamour.
»Ist ein Essen mit Schwerkraft nicht schön?« sagte Greetings, wobei sie die Flasche durch die Luft warf. Sie zweifelte nicht daran, daß Natascha Kirow eine Lösung für das Treibstoffproblem finden würde. Schließlich war die Kirow die Kommandantin.
Nach dem Essen, während sie auf Sweeneys Rückruf warteten, errichtete Jeffries ein Mini-Labor aus einer Kiste und untersuchte die Lehmproben. Sie waren weiß; nicht schneeweiß, sondern totenweiß, wie die Unterseiten von Pilzen und etwa von der gleichen
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