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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Canyons fiel steil ab. Die nach unten führende Straße war über eine künstliche Rampe geführt, die als Stütze dafür erbaut war. Aber jetzt war die Rampe verschwunden, mitsamt der Straße durch eine Explosion weggefegt.
    »Wir werden zu Fuß gehen müssen«, sagte Michel nach einer Weile. »Wir hätten diese Wagen ohnehin bald aufgeben müssen. Es sind nur ungefähr fünf Kilometer. Sind eure Anzüge voll versorgt?«
    Sie füllten ihre Tanks aus den Rovern auf und setzten wieder die Helme auf. Dann ging es durch die Schleusen wieder hinaus ins Freie.
    Als sie alle draußen waren, starrten sie einander an: die sechs Flüchtlinge, Michel und der jüngere Fahrer. Sie machten sich in der Dunkelheit zu Fuß auf den Weg. Während des tückischen Abstiegs auf dem abgebrochenen Teil der Straßenrampe ließen sie ihre Stirnlampen eingeschaltet. Als sie wieder auf der Straße waren, schalteten sie sie aus und verfielen auf dem steilen abschüssigen Kiesweg von selbst in die langen, hüpfenden Schritte, die bei diesem Neigungswinkel die bequemste Gangart bildeten. Die Nacht war sternenlos, und der Wind pfiff um sie in den Canyon hinunter, manchmal in so starken Böen, daß es war, als würden sie von hinten geschoben. Es schien so, als ob wirklich ein neuer Staubsturm im Anzug wäre. Sax murmelte etwas über äquatorial gegenüber global, aber es war nicht möglich vorauszusagen, wie er sich entwickeln würde. Michel sagte: »Hoffen wir, daß er global ist. Wir könnten die Deckung gebrauchen.«
    »Ich zweifle, ob er es sein wird«, meinte Sax.
    »Wohin gehen wir?« fragte Nadia.
    »Nun, in Aureum Chaos gibt es eine Notstation.«
    Also mußten sie sich durch die ganze Länge von Valles Marineris hindurchquälen - fünftausend Kilometer! »Wie sollen wir das schaffen?« rief Maya.
    »Wir haben Canyonwagen. Du wirst sehen«, sagte Michel knapp.
    Die Straße war steil, und sie behielten die schnelle Gangart bei, zur Qual für ihre Gelenke. Nadias rechtes Knie fing an zu schmerzen, und ihr Phantomfinger juckte zum ersten Mal seit Jahren wieder. Sie war durstig und fror in dem alten Anzug.
    Es wurde so staubig und finster, daß sie ihre Heimleuchten anstellen mußten. Die hüpfenden gelben Lichtkegel reichten kaum bis zur Straßenoberfläche, und beim Blick nach hinten meinte Nadia, sie sähen aus wie eine Kette Tiefseefische, deren leuchtende Flecken auf dem Boden eines großen Ozeans glühten. Oder wie Bergleute in einem stark verqualmten Tunnel. Ein Teil von ihr begann die Situation zu genießen. Es war nur eine kleine Erregung, eine überwiegend physische Empfindung, aber immerhin das erste positive Gefühl, seit sie Arkady gefunden hatte. Ein Vergnügen wie das Phantomjucken ihres verlorenen Fingers, schwach und leicht verwirrend.
    Es war noch mitten in der Nacht, als sie zum Boden des Canyons kamen, einem breiten U, das in allen Canyons von Noctis Labyrinthus sehr verbreitet ist. Michel trat an einen Felsblock, stieß mit einem Finger an eine Stelle und hob dann eine Luke in der Seite des Felsens hoch. Er sagte: »Geht hinein!«
    Wie sich herausstellte, gab es zwei solcher Felswagen: große Rover, die durch eine dünne Schicht aus echtem Basalt gepanzert waren. »Was ist mit ihren thermischen Signalen?« fragte Sax, als er in einen hineinkroch.
    »Wir lenken alle Wärme in Spulen, die wir dann vergraben. Also gibt es kein nennenswertes Signal.«
    »Eine gute Idee.«
    Der junge Fahrer half ihnen in den Wagen. »Sehen wir zu, daß wir hier herauskommen!« sagte er grob und schob sie fast durch die äußeren Schleusentüren. Licht aus der Schleuse erhellte sein Gesicht, das vom Helm umrahmt war. Asiatisch, vielleicht fünfundzwanzig, half er den Flüchtlingen, ohne ihnen ins Auge zu blicken. Er wirkte verstimmt, verärgert, vielleicht erschrocken. Er sagte zu ihnen vorwurfsvoll:
    »Wenn ihr das nächste Mal eine Revolution macht, solltet ihr es lieber irgendwie anders versuchen.«

 
ACHTER TEIL
 
 
SHIKATA GA NAI
     
     

 
    Als die Insassen des Aufzugswagens Bangkok Friend erfuhren, daß Clarke weggebrochen war und das Kabel abstürzte, eilten sie ins Foyer und zum Gepäckraum und zogen, so schnell sie konnten, Not-Raumanzüge an. Es war ein Glück, daß keine allgemeine Panik ausbrach. Alles geschah im Innern, auf der Oberfläche war jeder sachlich und achtete auf die kleine Gruppe an der Schleusentür, die versuchte herauszubringen, wo sie genau waren und wann sie den Wagen verlassen sollten. Diese Nüchternheit

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