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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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endlich hinab zu Vastitas Borealis, einer alten Lavafläche mit Kratern, die die nördliche Hemisphäre zwischen 60° und 70° Breite umrundet. Ann und die anderen Geologen verbrachten jeden Morgen einige Stunden auf dem kahlen schwarzen Gestein dieser Ebene und nahmen Proben, woraufhin sie dann den Rest des Tages weiter nach Norden fuhren und ihre Funde besprachen. Ann schien mehr von der Arbeit absorbiert und glücklicher zu sein. Eines Abends zeigte Simon, wie Phobos gerade über die niedrigen Berge im Süden stieg. Die Fahrstrecke des nächsten Tages würde ihn ganz unter dem Horizont verschwinden lassen. Das war eine eindrucksvolle Demonstration dafür, wie niedrig die Bahn dieses kleinen Mondes verlief. Sie waren erst auf 69° Breite! Aber Phobos befand sich nur etwas mehr als 5000 Kilometer über dem Äquator des Planeten. Nadia winkte ihm einen Abschiedsgruß zu in dem Bewußtsein, daß sie immer noch mit Arkady würde sprechen können mittels der kürzlich eingetroffenen areo synchronen Radiosatelliten.
    Drei Tage später hörte der kahle Fels auf und verschwand unter Wellen schwärzlichen Sandes. Es war, als käme man an das Ufer eines Meeres. Sie hatten die Großen Nördlichen Dünen erreicht, die den Planeten zwischen Vastitas und der Polkappe wie ein ungefähr 800 Kilometer breites Band umschließen. Der Sand hatte die Farbe von Holzkohle mit purpurnen und rosa Tönen, eine wahre Erleichterung für das Auge nach all dem roten Schotter des Südens. Die Dünen zogen sich nach Norden und Süden hin in parallelen Kämmen, die gelegentlich gebrochen wurden oder zusammenliefen. Es war leicht, darüberzufahren. Der Sand war fest gepackt, und sie mußten sich nur eine große Düne aussuchen und dann an ihrer buckligen Westseite entlangziehen.
    Nach ein paar Tagen wurden die Dünen allerdings größer und zu etwas, das Ann (mit einem Ausdruck für einzeln stehende Dünen in der Kirgisensteppe) als >Barchan< bezeichnete. Sie sahen aus wie große gefrorene Wellen mit hundert Meter hohen Vorderseiten und waren einige Kilometer lang. Wie so viele andere landschaftliche Merkmale auf dem Mars waren sie hundertmal größer als ihre Entsprechungen in der Sahara und Gobi. Die Expedition hielt einen ebenen Kurs ein über die Rücken dieser großen Wellen, indem sie von einer Welle zur nächsten kurvte. Die Rover waren wie kleine Schiffe, die über ein dunkles Meer fuhren, das im Höhepunkt eines titanischen Sturms eingefroren war.
    Eines Tages hielt Rover Zwei auf diesem gigantischen Meer an. Ein rotes Licht auf dem Kontrollpaneel besagte, daß das Problem in dem flexiblen Rahmen wischen den beiden Elementen steckte. Es zeigte sich, daß das hintere Modul nach links gekippt war und mit den Rädern an der linken Seite im Sand schaufelte. Nadia legte einen Anzug an und ging nach hinten, um nachzusehen. Sie nahm die Staubhülle von dem Gelenk, wo der Rahmen mit dem Chassis des Moduls verbunden war, und fand, daß alle Bolzen, die diese Teile zusammenhalten sollten, gebrochen waren.
    »Das wird eine Weile dauern«, sagte Nadia. »Ihr könnt euch inzwischen gut noch etwas umschauen.«
    Bald kamen in ihren Anzügen Phyllis und George heraus, hinter ihnen Simon, Ann und Edvard. Phyllis und George nahmen einen Transponder von Rover Drei und stellten ihn drei Meter rechts von ihrer »Straße« auf. Nadia machte sich bei dem gebrochenen Rahmen an die Arbeit, wobei sie die Dinge so wenig wie möglich anfaßte. Es war ein kalter Nachmittag, vielleicht siebzig Grad unter Null, und sie spürte die schneidende Kälte bis ins Mark.
    Die Enden der Bolzen wollten nicht aus der Seite des Moduls herausgehen, darum holte sie einen Bohrer und machte neue Löcher. Sie fing an, >The Sheik of Araby< zu summen. Ann, Edvard und Simon diskutierten über Sand. Es war so nett, dachte Nadia, einen Boden zu sehen, der nicht rot war. Zu hören, wie Ann in ihre Arbeit versunken war. Und selbst etwas zu tun zu haben.
    Sie hatten fast den Polarkreis erreicht, und es war L s = 84. Bis zur nördlichen Sonnenwende waren es nur noch zwei Wochen. Also wurden die Tage lang. Nadia und George arbeiteten den ganzen Abend, während Phyllis das Essen erhitzte und Nadia danach wieder hinausging, um die Arbeit zu vollenden. Die Sonne war rot in braunem Dunst, klein und rund, selbst kurz vor dem Untergang. Es gab nicht genug Atmosphäre, um sie durch Refraktion zu vergrößern und abzuflachen. Nadia wurde fertig, hatte ihr Werkzeug weggepackt und die äußere

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