Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
hatte.
Sie parkten dicht bei einem der letzten großen ausgeschleuderten Brocken, zogen sich an und gingen hinaus, um einen Blick auf die Stelle zu werfen.
Überall gab es in Brekzien verwandelte Steinklumpen, so daß es nicht deutlich war, welche Stücke des Meteoriten und welche beim Sturz des Kabels herausgerissen worden waren. Aber Spencer verstand sich sehr gut auf das Bestimmen von Mineralien und sammelte mehrere Proben, die er für exotische kohlenstoffhaltige Chondrite erklärte, sehr ähnlich den Stücken des aufgeprallten Meteoriten. Es würde eine chemische Analyse erfordern, um sicher zu sein; aber nachher, wieder im Wagen, betrachtete er sie unter Vergrößerung und erklärte sich zuversichtlich, daß es Stücke von Phobos wären. »Arkady hat mir, als er zum ersten Male herunterkam, ein Stück gezeigt, das genauso war.« Sie reichten ein schwarzes Stück herum, das sehr schwer verbrannt aussah. »Brekzienbildung durch Aufprall hat eine Metamorphose bewirkt«, sagte Spencer und sah sich den Stein genau an, als er wieder zu ihm kam. »Ich nehme an, man müßte es Phobosit nennen.«
»Auch nicht gerade das seltenste Mineral auf dem Mars«, erklärte Cojote.
Südöstlich vom Nicholson-Krater liefen die zwei großen parallelen Canyons der Medusae Fossae über dreihundert Kilometer weit ins Herz der Gebirge des Südens. Cojote beschloß, nach East Medusa hinaufzufahren, dem größeren der beiden Brüche. »Ich liebe es, durch Canyons zu fahren, wenn ich kann, und zu sehen, ob die Wände Überhänge oder Höhlen haben. Auf diese Weise habe ich die meisten meiner Versteckplätze gefunden.«
»Was ist, wenn du auf eine steile Böschung stößt, die quer durch den ganzen Canyon geht?« fragte Nirgal.
»Ich mache kehrt. Das ist mir schon unerhört oft passiert, ohne Zweifel.«
Also fuhren sie den Rest der Nacht den Canyon hinauf, der, wie sich zeigte, größtenteils einen flachen Boden hatte. Als sie in der folgenden Nacht weiter nach Süden gingen, begann der Boden des Canyons anzusteigen in Stufen, die man immer bewältigen konnte. Dann erreichten sie ein neues höheres Niveau des Bodens, und Nirgal, der fuhr, hielt den Wagen an. »Da oben gibt es Häuser!«
Sie alle drängten sich, um durch die Frontscheibe zu blicken. Am Horizont stand schweigend eine Ansammlung kleiner weißer Gebäude aus weißem Stein.
Nachdem sie diese eine halbe Stunde lang mit den verschiedenen Sichtgeräten untersucht hatten, zuckte Cojote die Achseln. »Keine erkennbare Elektrizität oder Wärme. Sieht nicht so aus, als ob dort jemand wohnte. Laßt uns einen Blick darauf werfen!«
Also fuhren sie auf die Gebilde zu und hielten vor einem massiven Stück der Klippenwand an, das bis auf den Boden gerollt war. Sie stellten fest, daß die Gebäude frei dastanden, ohne eine Kuppel um sie herum. Sie schienen solide Blöcke aus weißlichem Gestein zu sein, wie die caliche blanco im Wüstenland nördlich von Olympus. Zwischen den Gebäuden standen reglos kleine weiße Figuren auf weißen, von weißen Bäumen umgebenen Plazas.
»Statuen«, sagte Spencer. »Eine Stadt aus Stein!«
Sax krächzte: »Mu - Muh! - du! sa!«
Spencer, Art und Cojote lachten. Sie klopften Sax auf die Schulter, als ob sie ihn in den Boden hämmern wollten. Dann zogen sie sich alle wieder an und gingen hinaus, um sich genauer umzuschauen.
Die weißen Wände der Gebäude schimmerten unheimlich im Sternenlicht wie gigantische Reklameplakate. Es waren etwa zwanzig Gebäude und viele Bäume und etwa hundert Menschen - und auch einige Dutzend Löwen, die frei unter die Leute verteilt waren. Alles aus weißem Stein gehauen, den Spencer als Alabaster identifizierte. Die zentrale Plaza schien während eines aktiven Morgens versteinert worden zu sein. Es gab einen voll besuchten Bauernmarkt und eine um zwei Schach spielende Männer gescharte Gruppe mit hüfthohen Figuren auf einem großen Brett. Die schwarzen Schachfiguren und die schwarzen Quadrate des Schachbretts hoben sich von ihrer Umgebung dramatisch ab. Onyx in einer Welt aus Alabaster.
Eine andere Gruppe von Statuen schaute einem Jongleur zu, der zu unsichtbaren Bällen aufblickte. Mehrere Löwen beobachteten diese Vorstellung genau, als ob sie bereit wären, etwas aus der Luft zu schlagen, falls der Jongleur zu dicht herankäme. Alle Gesichter der Statuen, menschlich oder katzenartig, waren abgerundet und fast ohne Kennzeichen; aber jede drückte irgendeine Haltung aus.
Spencer sagte über Interkom:
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