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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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der Bau gerade beendet war. Sie stopften mich hinein mit Teilen der Ausrüstung, die Hiroko bestellt hatte; und danach war ich mir selbst überlassen. Von jenem Augenblick an bis jetzt lebte ich von meiner geistigen Wendigkeit! Deshalb war ich manchmal sehr hungrig, bis die Ares startete. Danach kümmerte sich Hiroko um mich. Und als sie die Crew der Farm ins Vertrauen gezogen hatte, stellte sie mich denen vor, und es war noch einfacher. Schwierig wurde es auf dem Boden in den ersten Wochen nach der Landung. Ich kam herunter in einem Lander, der nur mit der Farmcrew besetzt war, und die Leute halfen mir, in einem Schließfach in einem Anhänger unterzukommen. Hiroko ließ die Gewächshäuser sehr schnell errichten, hauptsächlich, um mich aus diesem Versteck herauszubringen. So etwa hat sie es mir wenigstens erzählt.«
    »Du hast in einem Schrank gelebt?«
    »Einige Monate lang. Das war schlimmer als Gefängnis. Aber danach wohnte ich in dem Gewächshaus und begann mit der Arbeit, indem ich einen Vorrat der Materialien anlegte, die wir für uns mitnehmen mußten. Iwao hatte gleich zu Beginn den Inhalt etlicher Frachtkisten versteckt. Und nachdem wir einen Rover aus Ersatzteilen gebaut hatten, verbrachte ich die meiste Zeit außerhalb von Underhill. Ich erkundete das chaotische Terrain, fand einen guten Platz für unser geheimes Versteck und schaffte Sachen dorthin. Ich war mehr als jeder andere auf der freien Oberfläche, sogar mehr als Ann. Als dann die Farm dorthin umgezogen war, pflegte ich einen großen Teil meiner Zeit auf eigene Faust zu verbringen. Nur ich und der Große Mann wanderten über den Planeten. Ich sage euch, das war wie der Himmel. Nein, nicht Himmel, sondern Mars, Mars pur. Ich glaube, ich habe dabei irgendwie den Kopf verloren. Aber ich liebte es so ... Ich kann gar nicht darüber sprechen.«
    »Du mußt eine Menge Strahlung abbekommen haben.«
    Cojote lachte. »O ja! Zwischen jenen Fahrten und dem Sonnensturm auf der Ares habe ich mehr Rems erwischt als jeder von den Ersten Hundert, außer vielleicht John. Vielleicht ist es das gewesen. Jedenfalls... « - er zuckte die Achseln und sah zu Art und Nirgal auf - »bin ich hier. Der blinde Passagier.«
    »Erstaunlich!« sagte Art.
    Nirgal nickte. Er hatte seinen Vater nie dazu gebracht, auch nur ein Zehntel soviel Informationen über seine Vergangenheit preiszugeben; und jetzt schaute er von Art zu Cojote und wieder zurück und fragte sich, wie Art das geschafft hatte. Und auch für ihn; denn Nirgal hatte versucht, nicht nur das zu erzählen, was ihm geschehen war, sondern auch, was es bedeutet hatte. Und das war viel schwieriger. Offenbar war das ein besonderes Talent, das Art besaß, obwohl es sich sehr schwer festlegen ließ. Vielleicht war es irgendwie seine Miene, das nach innen schielende Interesse, seine nüchternen kühnen Fragen, die auf Nettigkeiten verzichteten und direkt in das Wesen der Dinge zielten - die Annahme, daß ein jeder sprechen und den Sinn seines Lebens ausdrücken möchte. Selbst wortkarge alte Einsiedler wie Cojote.
    »Nun, so hart war es gar nicht«, fuhr Cojote fort. »Sich zu verbergen ist nie so schwierig, wie die Leute meinen. Das müßt ihr verstehen. Der schwierige Teil ist zu handeln, während man sich verbirgt.«
    Bei diesem Gedanken runzelte er die Stirn und zeigte dann mit dem Finger auf Nirgal. »Das ist es, weshalb wir gelegentlich herauskommen und offen kämpfen müssen. Das ist es, weshalb ich dafür gesorgt habe, daß du nach Sabishii gegangen bist.«
    »Was? Du hast mir gesagt, ich sollte nicht gehen! - Du hast gesagt, es würde mich ruinieren!«
    »Genau! Und so habe ich dich dazu gebracht, daß du gingst.«
    Sie behielten diese nächtlichen Gespräche über den größeren Teil einer Woche bei. Als diese vorbei war, näherten sie sich einer kleinen bewohnten Region, die das Mohole umgab, welches in der Mitte der Krater Hipparchus, Eudoxus, Ptolemäus und Li Fan gegraben worden war. Auf den Ausläufern dieser Krater gab es einige Uranminen; aber Cojote hatte keine Sabotageversuche mehr vor, und sie fuhren dicht an dem Ptolemäusmohole vorbei und entfernten sich so schnell wie möglich aus der Gegend. Bald kamen sie zu den Thaumasia Fossae, dem fünften oder sechsten großen Bruchsystem, das ihnen auf ihrer Reise begegnet war. Art fand es bemerkenswert, aber Spencer erklärte ihm, daß der Tharsis-Buckel von Bruchsystemen umgeben war, die seine Erhebung verursacht hatten. Und da sie den Buckel praktisch

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