Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
Canyonboden zu finden, die am wenigsten mit Steinen bestreut war. Das Licht der Sterne erschien mehr als ausreichend, ihren Weg zu erhellen. 'Art stampfte zu seiner Rechten voran und drängte ihn zur Eile. Es wurde fast ein Wettrennen, und Nirgal lief viel schneller, als er es von sich aus oder unter normalen Verhältnissen getan hätte. So war ein großer Teil davon Rhythmus, Wärme und deren Abgabe aus dem Rumpf in die Haut und dann den Schutzanzug. Es war überraschend zu sehen, wie Art mit ihm Schritt hielt, ohne den Vorteil irgendeiner Ausbildung. Er war ein kräftiger Kerl.
Sie liefen fast an Cojote vorbei, der hinter einem Felsen hervortrat und sie so erschreckte, daß es sie wie Kegel umhaute. Dann erklommen sie gemeinsam die steinige Piste, die er auf der Wand der Klippe markiert hatte, und befanden sich auf dem Rand wieder unter der Kuppel voller Sterne. Die hellen Lichter von Senzeni Na waren wie ein Raumschiff, das in die gegenüberliegende Klippe getaucht war.
Zurück im Felsenwagen schnappte Art nach Luft, noch außer Atem von dem Lauf durch den Canyon. Er sagte zu Nirgal: »Du mußt mir ... dieses lung-gom beibringen. Mein Gott, läufst du schnell!«
»Nun, du auch. Ich weiß nicht, wie du das machst.«
»Angst.« Er schüttelte den Kopf und sog die Luft ein. »So etwas ist gefährlich«, beklagte er sich bei Cojote.
Cojote erwiderte heftig: »Es war nicht meine Idee. Wenn diese Schufte nicht meine Vorräte gestohlen hätten, hätten wir das nicht tun müssen.«
»Nun ja, aber du leistest dir doch die ganze Zeit solche Stücke, nicht wahr? Und das ist gefährlich. Ich meine, du solltest etwas anderes machen als Sabotage im Hinterland. Etwas, das zum System paßt.«
Es stellte sich heraus, daß fünfzig Kilo das absolute Minimum waren, welches sie brauchten, um nach Hause zu kommen. Darum krochen sie dahin nach Abschaltung aller nicht lebensnotwendigen Systeme. Darum war das Innere des Wagens dunkel und recht kalt. Draußen war es auch kalt. Wegen der länger werdenden Nächte des frühen südlichen Winters erschien Reif auf dem Boden, und es gab Schneetreiben. Salzkristalle in dem Gestöber dienten als Keime für Eisflocken, die so dick wie Eisblumen wurden. Zwischen diesen weißen Kristallfeldern, die im Sternenlicht matt schimmerten, navigierten sie, bis diese zu einer großen Decke von Schnee, Rauhreif und Eisblumen verschmolzen. Sie fuhren langsam darüber hin, bis eines Nachts das Wasserstoffperoxid zu Ende ging. Art sagte: »Wir hätten mehr holen sollen.«
»Halt den Mund!« knurrte Cojote.
Sie fuhren weiter mit Batteriekraft, die nicht lange vorhalten würde. Im Dunkel des unbeleuchteten Wagens war das von der weißen Welt draußen kommende Licht gespenstisch. Keiner von ihnen sagte etwas, außer um wichtige Punkte des Fahrens zu besprechen. Cojote war zuversichtlich, daß die Batterien sie weit genug bis nach Hause bringen würden. Und wenn etwas schiefgehen sollte, wenn eines der von Eis blockierten Räder mit seiner Achse steckenbleiben würde, hätten sie es mit Gehen versuchen müssen, dachte Nirgal. Laufen. Aber Spencer und Sax würden nicht weit laufen können.
In der sechsten Nacht nach dem Überfall auf Senzeni Na aber wurde gegen Ende des Zeitrutsches der frostige Boden vor ihnen zu einer rein weißen Linie, die am Horizont dicker wurde und sich dann von ihm löste. Weiße Klippen der Südpolkappe. Art sagte ginsend: »Das sieht wie eine Hochzeitstorte aus.«
Sie hatten die Batteriekraft fast ganz erschöpft, so daß der Wagen langsamer zu werden anfing. Aber Gamete lag nur ein paar Kilometer im Uhrzeigersinn um die Polkappe entfernt. Und so lenkte Cojote den Wagen kurz nach Tagesanbruch in die außerhalb liegende Garage im Nadia-Komplex am Kraterrand. Das letzte Stück marschierten sie. Fri'scher Reif knirschte unter ihren Füßen im Morgenlicht mit seinen langen Schatten unter dem großen weißen Überhang von Trockeneis.
G amete gab Nirgal das gleiche Gefühl wie immer, nämlich daß er versuchen würde, sich Kleider anzuziehen, die viel zu klein waren. Aber diesmal war Art bei ihm, und so war der Besuch dadurch interessant, daß er einem neuen Freund sein altes Heim zeigte. Jeden Tag führte Nirgal ihn herum, erklärte Besonderheiten des Platzes und machte ihn mit Leuten bekannt. Wenn er den Wandel von Mienen beobachtete, die in Arts Gesicht offen zum Ausdruck kamen, von Erstaunen bis hin zu Unglauben, so empfand er das als wirklich eigenartig. Die weiße
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