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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Eiskuppel, die Winde, Nebel, Vögel, der Teich, das stets unter Frost stehende Dorf, seltsam ohne Schatten, seine weißblauen Gebäude, die von der Sichel aus Bambusbaumhäusern umrahmt wurden ... Es war ein ungewöhnlicher Ort. Und Art fand sämtliche Issei ebenso erstaunlich. Er schüttelte ihnen die Hände und sagte: »Ich habe euch im Video gesehen und freue mich sehr, euch kennenzulernen.« Nachdem er Vlad und Ursula, Marina und Iwao vorgestellt worden war, bemerkte er leise zu Nirgal: »Das ist wie ein Wachsfigurenkabinett.«
    Nirgal brachte ihn zu Hiroko hinunter; und sie war wie üblich freundlich und distanziert. Sie behandelte Art mit etwa der gleichen Herzlichkeit, die sie Nirgal zukommen ließ. Muttergöttin der Welt... Sie waren in ihren Labors; und da sie sich von ihr irgendwie beunruhigt fühlten, führte Nirgal Art zu den Ektogentanks und erklärte, um was es sich handelte. Art machte ganz runde Augen, wenn er überrascht war, und jetzt waren sie wie weißblaue Kugeln. »Die sehen aus wie Kühlschränke«, sagte und starrte Nirgal an. »War es einsam?«
    Nirgal zuckte die Achseln und schaute nach unten auf die kleinen klaren Fenster wie Bullaugen. Einstmals hatte er darin geschwommen, träumend und strampelnd ... Es war schwer, sich die Vergangenheit vorzustellen, und schwer, an sie zu glauben. Milliarden von Jahren lang hatte er nicht existiert. Und dann eines Tages, in diesem kleinen schwarzen Kasten... eine plötzliche Erscheinung, Grün im Weiß, Weiß im Grün.
    »Es ist hier so kalt«, bemerkte Art, als sie wieder hinausgingen. Er trug einen großen geliehenen Mantel mit Textilfutter und hatte die Kapuze über den Kopf gezogen.
    »Wir müssen eine Schicht aus Wassereis aufrechterhalten, die das Trockeneis bedeckt. So bleibt die Luft gut. Darum ist sie immer ein wenig unter dem Gefrierpunkt, aber nicht viel. Mir selbst gefällt es. Ich halte es für die beste Temperatur von allen.«
    »Kindheit.«
    »Allerdings.«
     
    Sie besuchten Sax jeden Tag, und er krächzte dann zum Gruß »Hallo!« oder »Lebt wohl!« und versuchte sein Bestes, um zu sprechen. Michel arbeitete jeden Tag stundenlang mit ihm. Er sagte ihnen: »Es ist entschieden Aphasie. Vlad und Ursula haben ihn gescannt; der Schaden steckt im linken vorderen Sprachzentrum. Er hat Mühe, das Wort zu finden, und denkt manchmal, daß er es erwischt hat. Aber was herauskommt, sind synonyme, antonyme oder tabuisierte Wörter. Ihr solltet hören, wie er sagen kann: >Schlimme Resultates Es ist für ihn frustrierend, aber die Verbesserung gegenüber seiner speziellen Versehrtheit ist oft gut. Allerdings langsam. Es ist im Grunde so, daß andere Teile des Gehirns lernen müssen, die Funktionen des geschädigten Teils zu übernehmen. So - arbeiten wir daran. Es ist hübsch, wenn es gut vorangeht. Und es könnte natürlich schlimmer sein.«
    Sax, der sie währenddessen angeschaut hatte, nickte seltsam und sagte: »Ich will lehren. Sprechen.«
     
    Von allen Leuten in Gamete, mit denen Nirgal Art bekannt machte, kam dieser am besten mit Nadia zurecht. Sie waren zu Nirgals Überraschung sofort voneinander angezogen. Aber er freute sich darüber und sah seine alte Lehrerin zärtlich an, als sie in Beantwortung des Schwalls von Arts Fragen ihrerseits ein Geständnis ablegte. Ihr Gesicht wirkte sehr alt im Vergleich zu ihren auffallenden hellbraunen Augen mit den grünen Flecken um die Pupillen - Augen, die freundliches Interesse und Intelligenz ausstrahlten und Belustigung über Arts Fragen.
    Am Ende verbrachten sie drei Stunden miteinander in Nirgals Zimmer. Sie plauderten und schauten auf das Dorf hinunter oder durch die äußeren Fenster zum Teich. Art ging in dem kleinen Zylinder zwischen Tür und Fenstern hin und her und betastete die Einschnitte in dem glänzenden grünen Holz. »Nennt ihr das Holz?« fragte er mit Blick auf den Bambus. Nadia lachte und sagte: »Ich nenne es Holz. Es ist Hirokos Idee, in diesen Dingern zu leben. Und die ist gut. Gute Isolation, unglaubliche Festigkeit, keine Zimmermannsarbeit außer Installation von Tür und Fenstern ... «
    »Ich vermute, diesen Bambus hättest du gern in Underhill gehabt, nicht wahr?«
    »Die Räume waren dort zu klein. Vielleicht in den Arkaden. Im übrigen ist diese Spezies erst kürzlich entwickelt worden.«
    Sie richtete jetzt Fragen an ihn und stellte dutzendweise Erkundigungen über die Erde an. Was benutzten sie jetzt als Baumaterial für Häuser? Würden sie Fusionsenergie kommerziell

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