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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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unglückliche Bevölkerungen betroffen«, sagte Cojote von hinten. »Und sie haben in einem System stattgefunden, das zerfiel. Hier gelten nicht die gleichen Bedingungen. Den Leuten geht es recht gut. Sie fühlen sich glücklich, daß sie hier sind.«
    »Aber die Erde - in Schwierigkeiten«, erklärte Sax. »Zerfällt.«
    »Hmm«, machte Cojote und setzte sich zu Sax, um darüber zu sprechen. Das Gespräch mit Sax war zwar immer noch frustrierend, aber dank seiner Arbeit mit Michel war es möglich. Es machte Nadia glücklich zu sehen, wie Cojote sich mit ihm beriet.
    Die Diskussion um sie herum ging weiter. Die Leute stritten über Revolutionstheorien; und wenn sie über 2061 selbst zu reden versuchten, waren sie behindert durch alten Groll und einen fundamentalen Mangel an Verständnis für das, was in jenen alptraumhaften Monaten geschehen war. Das wurde besonders deutlich, als Mikhail und einige frühere Insassen von Korolyov darüber zu streiten begannen, wer die Wachen ermordet hätte.
    Sax stand auf und schwenkte seine KI über dem Kopf.
    Er krächzte: »Brauchen Fakten zuerst. Dann die Dialyse - die Analyse.«
    »Eine gute Idee«, sagte Art sofort. »Wenn diese Gruppe eine kurze Geschichte des Krieges für den Gesamtkongreß zusammenstellen kann, wäre das wirklich nützlich. Wir können uns davon die Diskussion über revolutionäre Methodik für die Generalversammlungen aufheben - okay?«
    Sax nickte und setzte sich. Eine ganze Anzahl Leute verließ die Versammlung, und der Rest beruhigte sich und scharte sich um Sax und Spencer. Das waren jetzt meist Kriegsveteranen, wie Nadia bemerkte, aber da waren auch Jackie, Nirgal und einige andere Eingeborene. Nadia hatte etwas von der Arbeit gesehen, die Sax in Burroughs zur Frage von '61 geleistet hatte, und hoffte jetzt, daß man mit Augenzeugenberichten einiger anderer Veteranen zu einem besseren grundlegenden Verständnis des Krieges und seiner letzten Ursachen kommen würde - fast ein halbes Jahrhundert, nachdem er vorbei war. Aber als sie das Art gegenüber zur Sprache brachte, sagte der, daß das ganz und gar nicht atypisch wäre. Er ging mit der Hand auf ihrer Schulter neben ihr und schien unbekümmert zu sein über all das, was er an diesem Morgen gesehen hatte bei der ersten vollen Offenlegung vor der widerspenstigen Natur des Untergrunds. Er räumte ein: »Sie stimmen vielem nicht zu. Aber das fängt immer so an.«
     
    Spät am zweiten Nachmittag erschien Nadia in dem Workshop, der der Frage des Terraformens gewidmet war. Wie sie meinte, war das wohl die umstrittenste Frage, und die Beteiligung an dieser Arbeitssitzung brachte das zum Ausdruck. Der Raum am Rande vom Lato-Park war gedrängt voll; und vor Beginn des Meetings verlegte der Moderator es nach draußen in den Park auf den Rasen oberhalb des Kanals.
    Die anwesenden Roten beharrten darauf, daß das Terraformen an sich ihren Hoffnungen zuwiderlaufe. Wenn die Marsoberfläche für Menschen lebensmöglich würde, so argumentierten sie, würde sie Land im Wert einer ganzen Erde darstellen; und angesichts der akuten Bevölkerungssituation und Umweltprobleme auf der Erde und des gegenwärtig dort im Bau befindlichen Aufzugs als Gegenstück zu dem auf dem Mars würden die Gravitationssenken überwunden, und es würde sicher eine Massenauswanderung folgen und damit jede Möglichkeit einer Unabhängigkeit des Mars entschwinden.
    Leute, die für Terraformung waren, man nannte sie die Grünen oder einfach Grün, da sie keine eigene Partei waren, argumentierten, daß es mit einer für Menschen verträglichen Oberfläche möglich sein würde, überall zu leben, und daß in diesem Fall der Untergrund an der Oberfläche sein würde und sehr viel weniger durch Kontrolle oder Angriff gefährdet und damit in einer viel besseren Position, die Macht zu übernehmen.
    Diese beiden Ansichten wurden in jeder möglichen Kombination und Variation erörtert. Und es waren Ann Clayborne und Sax Russell beide anwesend im Zentrum des Meetings und gaben immer häufiger Stellungnahmen ab, bis die anderen Anwesenden zu reden aufhörten, zum Schweigen gebracht durch die Autorität dieser zwei alten Antagonisten. Man sah ihnen zu, wie sie wieder zur Sache gingen.
    Nadia verfolgte diese sich langsam anbahnende Kollision mit Bedauern. Sie hatte Sorge um ihre beiden Freunde. Und sie war nicht die einzige, die das Bild beunruhigend fand. Die meisten Anwesenden hatten das berühmte Videoband der Diskussion von Ann und Sax in Underhill

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