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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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bei ihrem Anblick, und sie sagte: »Ich bin es satt, daß diese Sache in rein militärischen Ausdrücken diskutiert wird. Das ganze Modell der Revolution muß neu durchdacht werden. Das ist es, was Arkady '61 zu tun versäumt hat; und das ist es, warum das ein so blutiges Unheil geworden ist. Hört jetzt auf mich! So etwas wie bewaffnete Revolution auf dem Mars kann es nicht geben. Die Systeme zur Lebenserhaltung sind zu verwundbar.«
    Sax krächzte: »Aber wenn die Oberfläche lebenstüchtig - lebensträchtig - ist, dann sind die Erhaltungssysteme nicht so ... «
    Nadia schüttelte den Kopf. »Die Oberfläche kann kein Leben tragen und wird es auch in vielen Jahren nicht können. Und selbst wenn das so wäre, müßte man die Revolution überdenken. Seht, selbst wenn Revolutionen erfolgreich gewesen sind, haben sie so viel Zerstörung und Haß bewirkt, daß immer irgendein schrecklicher Rückschlag eintrat. Das liegt im Wesen der Methode. Wenn man Gewalt wählt, schafft man sich Feinde, die immer Widerstand leisten werden. Und skrupellose Männer werden Revolutionsführer. Daher sind sie an der Macht, wenn die Revolution vorüber ist, und dann wohl ebenso schlimm wie das, an dessen Stelle sie getreten sind.«
    »Nicht in - American«, sagte Sax, dem die Augen herausquollen vor Anstrengung, die Worte richtig herauszubringen.
    »Darüber weiß ich nichts. Aber meistens hat es gestimmt. Gewalt zeugt Haß, und dann gibt es schließlich einen Rückprall. Das ist unvermeidlich.«
    »Ja«, sagte Nirgal mit seinem gewöhnlichen scharfen Ausdruck, der sich durchaus nicht von Saxens Grimasse unterschied. »Aber wenn die Leute die Zufluchtsstätten angreifen und zerstören, haben wir keine große Wahl.«
    »Die Frage ist: Wer schickt diese Kräfte aus?« sagte Nadia. »Und wer sind die Leute in diesen Kräften selbst? Ich bezweifle, daß diese Personen uns irgendwie feindlich gesinnt sind. Sie könnten, was das angeht, ebenso leicht auf unserer Seite stehen wie gegen uns. Es sind ihre Befehlshaber und Eigner, auf die wir uns konzentrieren sollten.«
    »Ent-haup-tung«, rief Sax.
    »Das höre ich nicht gern. Ihr braucht einen anderen Ausdruck.«
    »Obligatorischer Rückzug?« schlug Maya bissig vor. Die Leute lachten, und Nadia sah ihre alte Freundin an.
    »Erzwungene Arbeitslosigkeit«, sagte Art laut von hinten, der gerade eingetroffen war.
    »Du meinst einen Staatsstreich«, sagte Maya. »Nicht gegen die gesamte Bevölkerung auf der Oberfläche kämpfen, sondern nur gegen die Führerschaft und deren Leibwächter.«
    »Und vielleicht deren Armeen«, unterstrich Nadia. »Wir haben kein Zeichen, daß sie unzufrieden oder gleichgültig sind.«
    »Nein. Aber würden sie ohne Befehle ihrer Anführer kämpfen?«
    »Einige vielleicht. Es ist schließlich ihr Job.«
    »Ja, aber für sie steht kein großes Ziel dahinter«, sagte Nadia, der dieser Gedanke kam, während sie sprach. »Ohne Patriotismus oder Volksverbundenheit oder irgendeine andere Art von Heimatgefühl, um das es ginge, glaube ich nicht, daß diese Leute bis zum Tode kämpfen würden. Sie wissen, daß sie auf Befehl losgeschickt werden, um die Mächtigen zu schützen. Da tritt ein mehr den Gleichheitsgedanken verfechtendes System auf, und sie könnten einen Konflikt der Loyalitäten empfinden.«
    »Pensionsvergütungen«, witzelte Maya, und die Leute lachten wieder.
    Aber von hinten sagte Art: »Warum sollte man es nicht so formulieren? Wenn man sich die Revolution nicht als Krieg vorstellen will, muß man dafür etwas anderes haben. Warum also nicht Ökonomie? Nennt es einen Wechsel der Verfahren. Das ist es, was die Leute von Praxis tun, wenn sie über menschliches Kapital sprechen oder Bioinfrastruktur - alles in ökonomischen Fachausdrücken formuliert. Das ist irgendwie komisch, aber es spricht jene an, für die Ökonomie das wichtigste Paradigma ist. Das schließt bestimmt die Transnationalen ein.«
    Nirgal sagte grinsend: »Also machen wir die lokale Führung arbeitslos und geben ihrer Polizei eine Gehaltserhöhung, während wir sie umschulen.«
    »Na ja, so etwas.«
    Sax schüttelte den Kopf und sagte: »Können nicht erreichen. Brauchen Gewalt.«
    Nadia war hartnäckig. »Es muß etwas verändert werden, um ein neues '61 zu vermeiden. Man muß darüber nachdenken. Vielleicht gibt es historische Modelle, aber nicht die, welche du erwähnt hast. Etwas mehr als zum Beispiel die samtenen Revolutionen, welche die Sowjetära beendet haben.«
    »Aber dabei waren

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