Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
Angriffe bei ihnen müßten aufhören. Sie erreichen nichts, sondern erhöhen nur die Unsicherheit und machen die Dinge für uns noch schwieriger. Solche Sachen, wie Deimos aus seiner Bahn stoßen, machen sie nur noch mehr auf unsere Präsenz aufmerksam, ohne sonst etwas auszurichten.«
Sax, der immer noch die Enten beobachtete, sagte in seiner eigenartigen flotten Art: »Es gibt einhundertvierzehn Schiffe für die Verbindung zwischen Erde und Mars. Vierundsiebzig Objekte sind im Orbit - im Orbit um den Mars. Der neue Clarke ist eine voll verteidigte Raumstation. Deimos stand für dasselbe zur Verfügung als militärische Basis. Eine Waffenplattform.«
»Es war ein leerer Mond«, sagte Maya. »Was die Vehikel im Orbit angeht, so werden wir uns damit zu gegebener Zeit beschäftigen müssen*.«
Sax schien wieder nicht zur Kenntnis zu nehmen, daß sie etwas gesagt hatte. Er starrte auf die verfluchten Enten und blinzelte leicht. Von Zeit zu Zeit sah er Marina an.
Marina sagte: »Es muß eine richtige Enthauptung sein, wie Nirgal und Art in Dorsa Brevia gesagt haben.«
»Mal sehen, ob wir den Hals finden können«, meinte Vlad trocken.
Maya wurde immer noch wütender auf Sax und sagte: »Wir sollten uns jeder eine der größeren Städte vornehmen und das Volk dort zu einem vereinigten Widerstand organisieren. Ich möchte nach Hellas zurückkehren.«
»Nadia und Art sind in South Fossa«, sagte Marina. »Aber wir werden alle der Ersten Hundert brauchen, damit sie sich mit uns vereinigen, wenn das funktionieren soll.«
»Die Ersten Neununddreißig«, sagte Sax.
»Wir brauchen auch Hiroko«, warf Vlad ein. »Und sie wird auch Cojote etwas zur Vernunft bringen.«
»Das schafft keiner«, sagte Marina. »Aber Hiroko brauchen wir wirklich. Ich werde nach Dorsa Brevia gehen und mit ihr reden, und wir werden versuchen, den Süden in Schach zu halten.«
»Sax?« fragte Vlad.
Sax schreckte aus seiner Träumerei auf und blinzelte Vlad an. Immer noch kein Blick für Maya, selbst als sie über ihren Plan diskutierten. Er sagte: »Integrierte Seuchenbekämpfung. Man zieht zwischen dem Unkraut kräftigere Pflanzen. Und dann wird es von diesen verdrängt. Ich werde Burroughs übernehmen.«
Wütend, weil Sax ihr die kalte Schulter zeigte, stand Maya auf und ging um den kleinen Teich herum. Sie blieb am gegenüberliegenden Ufer stehen und packte mit beiden Händen das Geländer am Weg. Sie sah zu den anderen drüben am Wasser hinüber, die auf ihren Bänken saßen wie Rentner, die über Essen, das Wetter, die Enten und das letzte Schachturnier schwatzten. Verdammt Sax! Würde er ihr für immer Phyllis zum Vorwurf machen, dieses abscheuliche Weibsstück?
Plötzlich vernahm sie schwach, aber deutlich ihre Stimmen. Hinter dem Weg befand sich eine gekrümmte Wand, die fast um den ganzen Teich herumlief, und ihre Position war ihnen genau gegenüber. Offenbar wirkte die Wand wie eine perfekte kleine Flüstergalerie. Die zarten Stimmen ertönten einen Sekundenbruchteil später als die kleinen Mundbewegungen.
»Zu schade, daß Arkady nicht mehr lebt«, sagte Vlad. »Die Bogdanovisten würden sehr viel leichter einlenken.«
»Ja«, sagte Ursula. »Er und John und Frank fehlen uns.«
»Frank«, sagte Marina ärgerlich. »Wenn er John nicht getötet hätte, wäre alles dies nicht passiert.«
Maya blinzelte. Das Geländer hielt sie fest.
»Was?« schrie sie, ohne nachzudenken. Über dem Teich fuhren die kleinen Gestalten zusammen und sahen sie an. Maya machte sich mit einer Hand nach der anderen vom Geländer los und rannte halb um den Teich, wobei sie zweimal stolperte.
»Was meinst du damit?« brüllte sie Marina an, als sie näher kam. Die Worte brachen ungewollt aus ihr hervor.
Vlad und Ursula trafen sie einige Schritte vor den Bänken. Marina blieb sitzen und schaute verdrießlich weg. Vlad breitete die Hände aus, und Maya stieß direkt dazwischen hindurch, um an Marina heranzukommen. »Was behauptest du da für üble Dinge?!« schrie sie. Ihre Stimme tat ihr in der eigenen Kehle weh. »Warum? Warum? Es waren Araber, die John getötet haben. Das weiß jeder!«
Marina machte eine Grimasse und schüttelte mit zu Boden gerichtetem Blick den Kopf.
»Na und?« schrie Maya.
»Das war eine Redensart«, sagte Vlad von hinten. »Frank hat in jenen Jahren viel unternommen, John zu untergraben. Du weißt, daß das wahr ist. Manche sagen, er hätte die Muslimbruderschaft gegen John aufgehetzt. Das ist alles.«
»Pah!« sagte Maya.
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