Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
Übergangsbehörde. Wir haben von Hiroko eine Nachricht bekommen. Sie haben die Einheit, welche Zygote angegriffen hat, zu einer Art Expeditionstruppe verstärkt, die sich jetzt nach Süden bewegt, zwischen Argyre und Hellas. Sie scheinen nicht zu wissen, wo sich die meisten verborgenen Zufluchtsstätten befinden, kontrollieren aber nacheinander alle heißen Punkte. Sie sind in Christianopolis eingedrungen und haben es als Operationsbasis übernommen. Es sind ungefähr fünfhundert Mann, schwer bewaffnet und aus dem Orbit geschützt. Hiroko sagt, daß sie nur mit Mühe Cojote, Kasei und Harmakhis davon abhalten kann, die Guerilleros des Mars zu einem Angriff gegen sie zu führen. Wenn sie aber noch mehr Sanktuarien finden, sind die Radikalen zum Angriff entschlossen.«
Damit waren die wilden jungen Burschen von Zygote gemeint, dachte Maya bekümmert. Sie hatten sie mühsam großgezogen, die Ektogenen und die ganze Sansei-Generation - jetzt fast vierzig und kampfeslüstern. Und Peter und Kasei und der Rest der Nisseigeneration näherten sich den Siebzigern und hätten im regulären Lauf der Dinge längst die Anführer ihrer Welt sein müssen. Aber sie standen immer noch im Schatten ihrer nicht sterbenden Eltern. Welche Gefühle mochte das bei ihnen wecken? Wie konnten sie mit solchen Gefühlen handeln? Vielleicht dachten sich einige, daß eine neue Revolution gerade richtig wäre, um ihnen ihre Chance zu geben. Revolution war schließlich das Reich der Jungen.
Die Alten saßen da und beobachteten schweigend die Enten. Eine düstere, niedergeschlagene Gruppe. Maya fragte: »Was ist aus den Christen geworden?«
»Einige sind nach Hiranyagarbha gegangen. Der Rest ist dageblieben.«
Falls die Kräfte der Übergangsbehörde die Gebirge im Süden eroberten, dann könnte 1 der Untergrund die Städte infiltriert haben. Aber zu welchem Zweck? So dünn verstreut könnten sie nicht der Ordnung zweier Welten trotzen, da diese auf der Erde ihre Basis hatte. Maya hatte plötzlich das unangenehme Gefühl, das ganze Unabhängigkeitsprojekt wäre nur ein Traum, eine kompensatorische Phantasie für die gebrechlichen Überlebenden einer verlorenen Sache.
»Weißt du, weshalb diese Aufstockung der Sicherheit erfolgt ist?« fragte sie Sax. »Das haben jene großen Sabotagen bewirkt.«
Sax ließ nicht erkennen, ob er ihr zuhörte.
»Es ist jammerschade, daß wir uns in Dorsa Brevia nicht auf einen Aktionsplan festgelegt haben«, sagte Vlad.
»Dorsa Brevia«, sagte Maya ärgerlich.
»Es war eine gute Idee«, widersprach Marina.
»Vielleicht. Aber ohne einen von allen angenommenen Aktionsplan war das konstitutionelle Zeug bloß ... « Maya machte eine Handbewegung, »ein Bau von Sandburgen. Ein Spiel.«
»Der Gedanke war«, sagte Vlad, »daß jede Gruppe tun würde, was sie für das beste hielt.«
»Das war der Gedanke im Jahre einundsechzig«, erklärte Maya. »Und wenn jetzt Cojote und die Radikalen einen Guerillakrieg anfangen und es wirklich losgeht, dann sind wir genau wieder so weit wie damals 2061.«
»Was denkst du, das wir tun sollten?« fragte Ursula neugierig.
»Wir sollten selbst die Macht übernehmen! Wir machen den Plan, und wir entscheiden, was zu tun ist. Wir verbreiten das im ganzen Untergrund. Wenn wir dafür nicht die Verantwortung übernehmen, dann ist es unsere Schuld, was immer geschieht.«
»Das ist es, was Arkady versucht hat«, erklärte Vlad.
»Arkady hat es wenigstens versucht! Wir sollten auf dem aufbauen, was an seiner Arbeit gut gewesen ist.« Sie lachte kurz. »Ich hätte nie gedacht, daß ich mich selbst dies würde sagen hören. Aber wir sollten mit den Bogdanovisten zusammenarbeiten und dann mit jedem, der zu uns stoßen will. Wir müssen die Führung übernehmen! Wir sind die Ersten Hundert, wir sind die einzigen mit der Autorität, es zu schaffen. Die von Sabishii werden uns helfen, und die Bogdanovisten werden anrücken.«
»Wir brauchen auch Praxis«, sagte Vlad. »Praxis und die Schweizer. Es muß ein Staatsstreich werden und kein allgemeiner Krieg.«
»Praxis will uns helfen«, sagte Marina. »Was ist aber mit den Radikalen?«
»Wir müssen sie zwingen«, erklärte Maya. »Ihre Versorgung abschneiden, ihnen ihre Mitglieder wegnehmen ... «
»Das führt zum Bürgerkrieg«, wandte Ursula ein.
»Nun ja, man muß ihnen Einhalt gebieten! Wenn sie eine Revolte zu früh beginnen und die Metanationalen über uns kommen, ehe wir bereit sind, sind wir verloren. Alle die unkoordinierten
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