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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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wäre. Oder es hätte Peter gewesen sein können. Dann wäre sie Jackies Halbnichte und Anns und Simons Urenkelin. Maya fand das in jedem Fall interessant, und die junge Frau war bestimmt eine Yonsei, ein Marskind der vierten Generation und als solche für Maya interessant ohne Rücksicht auf ihre Vorfahren.
    Sie war auch an sich interessant, wie sich zeigte, als Maya sie einige Tage vor ihrer Reise im Büro von Odessa traf. Mit ihrer Größe (über zwei Meter und trotzdem sehr rundlich und muskulös) und ihrer geläufigen Anmut und asiatischen Zügen mit betonten Backenknochen wirkte sie wie die Angehörige einer neuen Rasse, die dort Maya in diesem neuen Winkel der Welt Gesellschaft leisten sollte.
     
    Es stellte sich heraus, daß Diana von dem Hellasbecken und seinem verborgenen Wasser ganz besessen war. Sie redete stundenlang darüber, so lange und in solchem Detail, daß Maya überzeugt wurde, das Rätsel der Elternschaft sei gelöst. Eine derart vom Mars besessene Person mußte mit Ann Clayborne verwandt sein. Damit ergab sich, daß Paul Peter zum Vater gehabt hatte. Maya saß im Zug neben der großen jungen Frau, beobachtete sie oder schaute aus dem Fenster auf den steilen Nordhang des Beckens. Sie stellte Fragen und sah, wie Diana ihre Knie gegen die Sitzbank vor ihr drückte. Man machte die Züge nicht groß genug für die Eingeborenen.
    Was Diana vor allem faszinierte, war, daß das Hellasbecken sich als von viel mehr Wasser unter dem Boden umgeben erwiesen hatte, als die areologischen Modelle hatten erwarten lassen. Diese während der letzten Dekade durch Feldforschung gelungene Entdeckung hatte das laufende Hellasprojekt inspiriert und das hypothetische Meer zu einer greifbaren Möglichkeit gemacht. Es hatte auch die Areologen gezwungen, ihre theoretischen Modelle der Frühgeschichte des Mars zu revidieren, und das Volk veranlaßt, über die Ränder der großen Einsturzbecken des Planeten hinauszuschauen. Es waren Forschungsexpeditionen unterwegs in den Charitum und Nereidum Montes rund um Argyre und dem South Isidis umgebenden Gebirge.
    Rings um Hellas stand man fast vor der Fertigstellung der Bestandsaufnahme. Man hatte alles in allem vielleicht dreißig Millionen Kubikmeter gefunden, obwohl manche Taucher erklärten, sie seien noch lange nicht zufrieden. »Gibt es einen Weg festzustellen, wann sie fertig sind?« fragte Maya Diana und dachte an alle Anforderungen, die ihr Büro überschwemmten.
    Diana zuckte die Achseln. »Nach einiger Zeit hat man überall hingeschaut.«
    »Was ist mit dem Boden des Beckens selbst? Könnte die Flutung alle unsere Möglichkeiten zerstören, dort einige Reservoire herauszubekommen?«
    »Nein.« Fast kein Wasser, berichtete sie Maya, war unter dem Beckenboden selbst vorhanden. Dieser war durch den ursprünglichen Aufprall ausgetrocknet und bestand jetzt aus einem etwa ein Kilometer dicken äölischen Sediment und darunter einer harten Schicht aus zu Brekzien verwandeltem Gestein, die sich während der kurzen, aber enormen Drücke des Aufpralls gebildet hatte. Die gleichen Drücke hatten auch rund um den Beckenrand tiefe Brüche bewirkt; und infolge der Brüche hatten aus dem Innern des Planeten ungewöhnlich starke Ausgasungen stattgefunden. Von unten waren flüchtige Substanzen hochgesickert und abgekühlt, und der Wasseranteil davon hatte sich in Wasserreservoiren und vielen Zonen stark gesättigten Permafrostes gesammelt.
    »Ein ganz beträchtlicher Aufschlag«, bemerkte Maya.
    »Das war er gewiß.« Diana sagte, in der Regel wären die aufschlagenden Brocken etwa halb so groß wie das Kraterbecken, das sie formten (wie historische Gestalten, dachte Maya); darum hätte das aufprallende Planetesimal in diesem Fall ungefähr zweihundert Kilometer Durchmesser gehabt. Es wäre auf einem alten, schon mit Kratern bedeckten Gebirge niedergegangen. Gewisse Anzeichen ließen darauf schließen, daß es wohl ein gewöhnlicher Asteroid gewesen war, größtenteils kohlehaltiger Chondrit mit viel Wasser und etwas Nickel im Innern. Er hatte beim Auftreffen eine Geschwindigkeit von rund 72 000 Kilometern in der Stunde gehabt und war in einem leicht nach Osten gerichteten Winkel aufgeprallt, was die große verwüstete Region östlich von Hellas erklärte sowie die hohen und verhältnismäßig regelmäßigen konzentrischen Ringe der Hellespontus-Berge im Westen.
    Dann führte Diana noch eine andere Daumenregel an, die Maya zu frei assoziierten Analogien mit der menschlichen Geschichte

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