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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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überbrücken; und es gab Witze, daß man zwischen den Vulkanen auf Tharsis Drahtseilbahnen einrichten würde, um den Leuten die vertikalen Abstiege zwischen den drei Piks zu ersparen.
    Wieder zurück in Hell's Gate, lieferten Maya und Diana den Wagen in der Garage ab und hatten ein großes Dinner in einem Restaurant auf halber Höhe der Mauer unter der Brücke. Danach hatte Diana sich mit Freunden verabredet; darum entschuldigte sich Maya und ging zum Büro von Deep Waters und in ihr Zimmer. Aber außerhalb der Glastüren, über ihrem kleinen Balkon wölbte sich der große Bogen der Brücke zwischen den Sternen und erinnerte sie an Dao Canyon und dessen Bewohner; und das schwarze Hadriaca mit den weißen Bändern seiner mit Schnee gefüllten Kanäle. Sie hatte Mühe einzuschlafen. Sie ging ins Freie und setzte sich in eine Decke gekuschelt auf ihrem Balkon in einen Sessel, um während eines großen Teils der Nacht die Unterseite der gigantischen Brücke zu betrachten und über Nirgal und die jungen Eingeborenen nachzudenken und was sie wollten.
     
    Am nächsten Morgen hatten sie den nächsten Zug rund um Hellas nehmen wollen; aber Maya bat Diana, sie statt dessen zum Boden des Beckens hinauszufahren, um selbst zu sehen, was mit dem Wasser geschah, das den Dao-Fluß hinabströmte. Diana gewährte ihr gern diese Bitte.
    Am unteren Ende der Stadt ergoß sich der Fluß in ein enges Reservoir, das von einer dicken Betonmauer und einer Pumpe umschlossen war, die sich direkt an der Kuppelwand befanden. Außerhalb der Kuppel wurde das Wasser quer über das Becken in einer dicken isolierten Rohrleitung gepumpt, die auf drei Meter hohen Pfeilern ruhte. Diese Pipeline verlief über den breiten sanften Abhang des Beckens, und sie folgten ihr in einem anderen Rover der Firma, bis die verfallenen Klippen von Hell's Gate über den niedrigen Dünen hinter ihnen verschwanden. Eine weitere Stunde später waren die Brückentürme immer noch sichtbar und ragten über den Horizont empor.
    Ein paar Kilometer weiter verlief die Pipeline über einer rötlichen Fläche aus zerbrochenem Eis - wie ein Gletscher, nur daß sie sich nach links fächerartig über die Ebene verbreitete, so weit sie sehen konnten. Das war faktisch die derzeitige Küste ihres neuen Sees oder mindestens eine Bucht davon, die an Ort und Stelle gefroren war. Die Rohrleitung führte über das Eis und senkte sich dann darunter, um einige Kilometer vom Ufer entfernt zu verschwinden.
    Ein kleiner, fast versunkener Kraterring ragte aus dem Eis hervor wie eine doppelte gekrümmte Halbinsel. Diana folgte Fahrspuren auf die eine Halbinsel, bis sie im Eis so weit draußen waren, wie sie kommen konnten. Die sichtbare Welt vor ihnen war völlig von Eis bedeckt; und hinter ihnen lag die ansteigende Böschung aus Sand. »Diese Bucht erstreckt sich jetzt sehr weit hinaus«, sagte Diana und zeigte auf ein silbriges Flimmern am westlichen Horizont.
    Maya nahm einen Feldstecher vom Armaturenbrett. Am Horizont konnte sie etwas ausmachen, das wie der Nordrand der Eisbucht zu sein schien, dort, wo er wieder ansteigendem Sand und Dünen Platz machte. Vor ihren Augen kippte an dieser Grenze ein Stück Eis um. Es sah aus wie ein Gletscher in Grönland, der ins Meer kalbt; nur daß es beim Auftreffen auf den Sand in Hunderte weißer Stücke zerbrach. Dann kam ein Wasserschwall, der dunkel über den Sand strömte. Staub wirbelte auf vom Fluß weg und wurde vom Wind nach Süden getragen. Die Ränder des neuen Flusses begannen sich weiß zu färben; aber Maya sagte, das wäre nichts gegenüber der erschreckenden Geschwindigkeit, mit der 2061 die Flut in Marineris eingefroren war. Hier blieb es fast ohne jeden Eisnebel minutenlang flüssig in der freien Luft! Oh, die Welt war schon wärmer und die Atmosphäre dichter. Manchmal hier unten im Becken bis zu 260 Millibar; und die Außentemperatur betrug im Moment 271 K. Ein sehr angenehmer Tag! Maya musterte mit dem Feldstecher die Eisfläche und sah, daß sie weithin von dem hellen weißen Schimmer der Schmelzwasserpfützen gesprenkelt war, die sauber und glatt wieder gefroren waren.
    »Die Dinge verändern sich«, sagte Maya, wenn auch nicht zu Diana, welche auch nicht antwortete.
    Schließlich war die Flut aus neuem dunklen Wasser auf ihrer ganzen Fläche weiß geworden und hörte auf, sich zu bewegen. »Es kommt jetzt von irgendwo anders heraus«, sagte Diana. »Es wirkt wie Sedimentation in einem Flußdelta. Der Hauptkanal für diese Bucht

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