Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
dem Fluß. Stabilisieren an manchen Stellen die Ufer mit Pflanzen oder Steinen. Sie sagen, in einigen Jahren ist das Flußbett genügend geglättet, damit das Wasser klar wird.«
»Es wird die Farbe der Klippen und des Himmels haben«, sagte Maya.
»Ja, natürlich. Aber klares Wasser sieht irgendwie besser aus als schlammiges Wasser.«
»Woher wißt ihr das?« fragte Maya.
Sie blinzelten und runzelten die Stirn und dachten nach. »Einfach davon, wie es in der Hand aussieht, nicht wahr?«
Maya lächelte. »Es ist wundervoll, daß ihr so viel Platz habt. Unglaublich, welch weite Räume sie heutzutage überdachen können.«
Sie zuckten die Achseln, als ob sie darüber noch nicht nachgedacht hätten. Einer sagte: »Wir erwarten den Tag, wenn wir die Kuppel endlich abnehmen können. Wir vermissen den Regen und den Wind.«
»Wieso wißt ihr davon?«
Jedenfalls wußten sie.
Maya und Diana fuhren weiter. Sie kamen an sehr kleinen Dörfern vorbei. Isolierte Farmen. Eine Schafweide. Weingärten. Obstgärten. Bebaute Felder. Große volle Gewächshäuser, die wie Labors glänzten. Einmal lief vor ihrem Wagen ein Cojote über den Weg. Dann erblickte Diana auf einem kleinen Rasenstück unter einem Abhang einen Braunbären und später einige Schafe. In den kleinen Dörfern handelten die Leute auf offenen Marktplätzen mit Nahrungsmitteln und Werkzeug und sprachen über die Ereignisse des Tages. Sie verfolgten die Nachrichten von der Erde nicht und kamen Maya in dieser Hinsicht erstaunlich unwissend vor. Bis auf eine kleine russische Gemeinde, die ein schlechtes Russisch sprach, das Maya trotzdem Tränen in die Augen trieb, und die ihr erzählte, daß die Dinge auf der Erde in Stücke gingen. Wie gewöhnlich. Sie waren glücklich, im Canyon zu sein.
In einem der kleinen Dörfer war ein Markt im Freien in vollem Gange, und dort war mitten in der Menge Nirgal, der einen Apfel mampfte und heftig nickte, als jemand mit ihm redete. Er sah Maya und Diana aus dem Wagen steigen, eilte herbei, nahm Maya in die Arme und hob sie hoch. »Maya, was tust du hier?«
»Einen Ausflug von Odessa. Dies ist Diana, Pauls Tochter. Und was machst du hier?«
»Oh, ich besuche das Tal. Die haben einige Probleme mit dem Boden, bei denen ich zu helfen versuche.«
»Erzähl mir davon!«
Nirgal war Ökologie-Ingenieur und schien einiges von Hirokos Talent geerbt zu haben. Der Mesokosmos des Tals war relativ neu, man pflanzte noch allenthalben; und obwohl der Boden präpariert worden war, ließ Mangel an Stickstoff und Pottasche viele Pflanzen nicht gedeihen. Während sie um den Marktplatz gingen, sprach Nirgal darüber, zeigte auf lokale und importierte Erzeugnisse und schilderte die Ökonomie des Tals. »Sie sind also nicht autark?« fragte Maya.
»Nein, nein. Nicht einmal annähernd. Aber sie ziehen eine Menge ihrer Nahrung und handeln mit anderen Produkten oder geben sie ab.«
Nirgal schien sich gut auf Öko-Ökonomie zu verstehen. Und er hatte schon eine Menge Freunde hier. Er kamen Leute, die ihn umarmten, und da er einen Arm um Mayas Schultern gelegt hatte, wurde sie mit einbezogen und einem jungen Eingeborenen nach dem anderen vorgestellt, die sich alle hocherfreut zeigten, Nirgal wiederzusehen. Er erinnerte sich an alle ihre Namen, fragte nach ihrem Befinden und merkte sich die Fragen, während sie weiter über den Markt schlenderten, vorbei an Tischen mit Brot und Gemüse und Säcken voll Gerste und Kunstdünger und Körben voll Beeren und Pflaumen, bis sich um sie herum eine kleine Volksmenge gebildet hatte wie eine mobile Party, die sich schließlich um lange Kieferntische vor einer Kneipe niederließ. Nirgal behielt Maya während des ganzen Restes des Nachmittags an seiner Seite; und sie betrachtete all die jungen Gesichter, entspannt und glücklich. Ihr fiel auf, wie sehr Nirgal John ähnelte, wie die Menschen sich vor ihm erwärmten und dann gegeneinander warm wurden. Jede Gelegenheit wie ein Fest, von seinem Charme angetan. Sie schenkten sich gegenseitig Getränke ein, sie spendierten Maya ein üppiges Mahl >alles Eigenbau, alles Eigenbau und redeten miteinander in ihrem schnellen Mars-Englisch, schwatzten über Klatsch und erzählten ihre Träume.
Oh, Nirgal war schon ein ganz besonderer Bursche, so weltentrückt wie Hiroko und doch gleichzeitig höchst normal. Zum Beispiel war Diana an seiner anderen Seite einfach eingehängt, und eine Menge der anderen jungen Frauen sahen so aus, als wären sie gern an ihrer oder Mayas Stelle.
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