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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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so erstaunlich dieser Gedanke war. Aber Diana und ihre Freunde, besonders die von griechischer - oder war es türkischer? - Abstammung, diese jungen Rutengänger des Mars waren weder von dieser nahe bevorstehenden Zukunft noch der ungeheuren Größe ihres Projekts eingeschüchtert. Es war ihr Werk, ihr Leben. Für sie hatte das menschliche Ausmaße und nichts Unnatürliches an sich. Ganz einfach - auf dem Mars bestand Menschenwerk aus pharaonischen Projekten wie diesem. Meere erschaffen. Brücken bauen, neben denen die Golden Gate Bridge sich wie ein Spielzeug ausnahm. Sie beachteten nicht einmal diese Hügelkette, die nur noch für einige Zeit zu sehen sein würde. Sie sprachen über andere Dinge, über gemeinsame Freunde in Sukhumi und dergleichen.
    »Das ist ein ungeheures Unterfangen!« sagte Maya ihnen energisch. »Das übertrifft um Größenordnungen alles, was irgendein Volk bisher hat schaffen können! Dieses Meer wird die Ausmaße des Karibischen haben. Auf der Erde hatte es nie ein Projekt wie dieses gegeben. Auch nicht annähernd!«
    Eine nette Frau mit schöner Haut lachte und sagte: »Ich gebe keinen Pfifferling für die Erde.«
     
    Die neue Strecke bog um den südlichen Rand und überquerte steile Grate und Schluchten, die Axius Valles hießen. Diese Unebenheiten verliefen von den Randbergen bis in das Becken hinunter und zwangen die Strecke abwechselnd zu großen Brückenbauten oder tiefen Schneisen oder Tunnels. Der Zug, den sie nach Zea Dorsa bestiegen hatten, war ein kurzer privater, der dem Büro in Odessa gehörte, so daß Maya ihn an den meisten kleinen Bahnhöfen entlang dieser Strecke halten lassen und aussteigen konnte, um die Wassersucher und Bautrupps kennenzulernen und mit ihnen zu sprechen. An einer Station waren nur auf der Erde geborene Einwanderer, für Maya viel besser zu verstehen als die fröhlichen Eingeborenen. Es waren Menschen von mittlerer Größe, die erstaunt und begeistert umherliefen oder enttäuscht und sich beklagend, aber auf jeden Fall sich der Ungeheuerlichkeit ihres Vorhabens bewußt waren. Sie führten Maya in einen Tunnel im Bergrücken; und es stellte sich heraus, daß diese Bodenwelle ein Lavatunnel war, der von Amphitrites herunterführte. Seine zylindrische Höhlung war ebenso groß wie die von Dorsa Brevia, aber sehr stark geneigt. Die Ingenieure pumpten das Wasser aus dem Reservoir von Amphitrite hinein und benutzten sie als Pipeline zum Boden des Beckens. Als daher jetzt die grinsenden, auf der Erde geborenen Wasserbautechniker sie in eine in die Seite der Lavaröhre gehauene Aussichtsgalerie führten und schwarzes Wasser den riesigen Tunnel hinabraste, wobei es selbst mit zweihundert Kubikmetern in der Sekunde kaum den Boden bedeckte und das Dröhnen seines Gusses in dem leeren Basaltzylinder widerhallte, fragten die Emigranten: »Ist das nicht großartig?« Und Maya nickte, erfreut, mit Menschen zusammenzusein, deren Reaktionen sie verstehen konnte. »Gerade wie ein verdammt großer Gewitterabfluß, nicht wahr?«
    Aber wieder im Zug nickten die jungen Eingeborenen zu Mayas Ausrufen - Lavaröhre als Pipeline - sehr groß, ja gewiß - ersparte ihnen eine Rohrleitung für die weniger begünstigten Unternehmen, ja? Und dann diskutierten sie weiter über etwas auf dem Boden des Beckens, das Maya nicht sehen konnte.
     
    Der Zug führte sie weiter um den Südwestbogen des Beckens, und die Strecke führte nach Norden. Sie überquerten vier oder fünf größere Pipelines, die sich aus hohen Canyons in den Hellespontus Montes zu ihrer Linken herausschlängelten. Diese Canyons lagen zwischen kahlen gezackten Felsgraten wie etwas aus Nevada oder Afghanistan. Ihre Gipfel waren weiß von Schnee. Aus den Fenstern zur Rechten auf dem Boden des Beckens breiteten sich noch mehr Flecken aus zerbrochenem Eis aus, oft gekennzeichnet durch die flachen weißen Flecken neuer Ergüsse. Auf den Hügeln neben der Piste war man dabei, kleine Kuppelstädte zu bauen, die an die Toscana erinnerten. Maya sagte zu Diana: »Auf diesen niedrigen Hügeln wird es sich gut leben lassen. Sie liegen zwischen dem Gebirge und dem Meer, und aus einigen dieser Canyonmündungen könnten kleine Häfen werden.«
    Diana nickte. »Gut für die Schiffahrt.«
    Nach der letzten Kurve ihrer Rundfahrt mußte die Strecke den Niesten-Gletscher überqueren, den gefrorenen Rest des mächtigen Ausbruchs, der 2061 Low Point überschwemmt hatte. Diese Passage war schwierig gewesen, da der Gletscher an seiner

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