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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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etwas, das man Are- Urgen, also Marswerker, nennen könnte. Es ist ihre Natur, den Planeten zu bearbeiten. Das mußt du ihnen lassen.«
    Gewöhnlich duftete das Apartment, wenn Maya heimkam, von Michels Versuchen mit Küche der Provence, und auf dem Tisch stand eine offene Flasche Rotwein. Den größten Teil des Jahres speisten sie draußen auf dem Balkon. Und wenn er in der Stadt war und Lust hatte, kam Spencer zu ihnen, ebenso wie häufig andere Besucher. Beim Essen sprachen sie über die tägliche Arbeit und die Ereignisse rund um die Welt und auf der Erde.
    So lebten sie nun die gewöhnlichen Tage eines gewöhnlichen Lebens, la vie quotidienne. Michel genoß es mit ihr mit seinem verschmitzten Lächeln, ein kahlköpfiger Mann mit elegantem gallischen Gesicht, ironisch und gut gelaunt und immer objektiv. Das Licht des Abends konzentrierte sich auf den Streifen des Himmels über den schwarzen gezackten Gipfeln von Hellespontus. Strahlende rosa, silberne und violette Töne wurden gedämpft zu dunklem Indigo und tiefem Schwarz; und ihre Stimmen wurden oft leiser im letzten Teil der Dämmerung, den Michel entre chien et loup nannte. Dann nahmen sie ihre Teller, gingen wieder hinein und säuberten die Küche - alles gewohnheitsmäßig, alles bekannt, tief in jenem dejä vu, das man selbst bestimmt und das einen glücklich macht.
     
    Und dann hatte Spencer an manchen Abenden für sie den Besuch eines Meetings vorgesehen, gewöhnlich bei einer Gemeinschaft in der oberen Stadt. Diese hatten lose Verbindung mit MarsErst; aber die Leute, die zu den Versammlungen kamen, sahen den MarsErsten kaum ähnlich, die Kasei beim Kongreß in Dorsa Brevia geführt hatte. Sie waren mehr wie Nirgals Freunde in Dao, jünger, weniger dogmatisch, mehr in sich gekehrt und glücklicher. Es beunruhigte Maya, sie zu sehen, obwohl sie es wollte; und sie verbrachte den Tag vor einer Versammlung im Zustand rastloser Erwartung. Dann pflegte sie im Praxisgebäude nach dem Dinner eine kleine Schar von Spencers Freunden aufzusuchen und auf ihrem Weg durch die Stadt zu begleiten. Sie nahmen Straßenbahnen und gingen dann zu Fuß, gewöhnlich bis in die oberen Bereiche von Odessa, wo die Apartments mehr übervölkert waren.
    Hier wurden ganze Häuser allmählich zu alternativen Festungen, in denen die Bewohner ihre Miete bezahlten und einige Jobs unten in der Stadt hatten, sich aber sonst von der offiziellen Ökonomie absonderten. Sie trieben Ackerbau in Gewächshäusern und auf Terrassen und Dächern, beschäftigten sich mit Programmierung, Konstruktion und Herstellung von kleinen Geräten und Werkzeug für den Ackerbau, um sie unter sich zu verkaufen, zu tauschen oder zu schenken. Ihre Zusammenkünfte fanden in Wohnräumen der Gemeinschaft statt oder draußen in den kleinen Parks und Gärten der Oberstadt unter Bäumen. Manchmal kamen Gruppen von Roten außerhalb der Stadt zu ihnen.
    Maya bat zunächst Leute, sich vorzustellen, und erfuhr dann mehr. Die meisten von ihnen waren in ihren Zwanziger-, Dreißiger- oder Vierzigerjahren, geboren in Burroughs, Elysium oder Tharsis oder in Lagern auf Acidalia oder der Großen Böschung. Es gab auch immer einen kleinen Prozentsatz an alten Marsveteranen und einige neue Einwanderer, oft aus Rußland, die Maya gefielen. Es gab Agronomen, Öko-Ingenieure, Bauarbeiter, Techniker, Technokraten, Stadtbeamte und Dienstleistungspersonal. In ihrer sich entwickelnden Wirtschaft wurden immer mehr derartige Arbeiten geleistet. Die Gebäude in ihrer Gemeinschaft waren zunächst Mietskasernen mit Einzimmerwohnungen und gemeinsamen Baderäumen. Sie gingen oder fuhren mit der Straßenbahn zu ihren Jobs in der Innenstadt, vorbei an den festungsartigen Villen hinter der Corniche, die von den auf Besuch befindlichen leitenden Beamten der Metanationalen belegt wurden. (Jeder bei Praxis wohnte in derartigen Apartments, was beifällig vermerkt wurde.) Sie hatten alle die Behandlung erhalten und hielten das für normal. Sie waren schockiert zu hören, wie diese auf der Erde als Instrument der Kontrolle gehandhabt wurde, fügten das dann aber ihrer Liste von Übeln auf der Erde hinzu. Sie waren hervorragend gesund und wußten nur sehr wenig über Krankheit oder überfüllte Kliniken. Es war unter ihnen ein beliebter Brauch, in einem Schutzanzug ins Freie zu gehen und dann einen einzigen Atemzug der umgebenden Luft zu tun. Es hieß, daß man damit jedes erdenkliche Leiden abtöten könne. Sie waren groß und kräftig. Sie hatten in

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