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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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»Mit der Atmosphäre ist etwas Merkwürdiges im Gange. Ich will hören, was Sax dazu zu sagen hat. Die Sauerstoffwerte steigen schneller, als ich erwartet hätte, besonders auf Nord- Tharsis. Es ist so, als wäre ein wirklich erfolgreiches Bakterium ohne jede selbstmöderischen Gene eingeschleust worden. Sax hat sein altes Team von Echus Overlook praktisch wieder beisammen, alle noch am Leben, und sie haben in Acheron und Da Vinci an Projekten gearbeitet, über die sie uns nichts erzählen. Das ist wie damals bei diesen verdammten Windmühlenheizern. Darum will ich mit ihm sprechen. Wir müssen uns dabei zusammentun, sonst... «
    »Sonst einundsechzig«, betonte Maya.
    »Ich weiß, ich weiß. Du hast damit recht, Maya. Das heißt, ich stimme zu. Ich hoffe, daß das auch für hinreichend viele des Restes von uns gilt.«
    »Wir werden mehr tun müssen als bloß hoffen.«
    Das bedeutete, sie würde hinausgehen und es selbst machen. Völlig in den Untergrund gehen, von Stadt zu Stadt reisen, von Unterschlupf zu Unterschlupf, wie Nirgal es schon seit Jahren tat, ohne einen Job oder ein Heim, mit so vielen revolutionären Zellen zusammenkommen, wie sie konnte, und versuchen, sie bei der Stange zu halten. Oder sie mindestens davon abhalten, daß sie es zu früh täten. Arbeit am Hellasprojekt würde nicht mehr möglich sein.
    Somit war also dieses Leben vorbei. Sie stieg aus der Straßenbahn und blickte kurz über den Park zur Corniche, machte dann kehrt und ging durch das Tor und den Garten, die Treppe hinauf und über den vertrauten Korridor. Sie fühlte sich schwer und alt und äußerst erschöpft. Sie steckte den richtigen Schlüssel ins Schloß., ohne nachzudenken, ging in das Apartment und sah ihre Sachen an, Michels Haufen von Büchern, den Kandinsky-Druck über der Couch, Spencers Zeichnungen, den abgenutzten Kaffeetisch, den abgenutzten Eßtisch mit den Stühlen, die Kochecke, wo alles an seinem Platz war einschließlich des kleinen Gesichtes am Schrank über der Spüle. Vor wie vielen Lebenszeiten hatte sie dieses Gesicht kennengelernt? Alle diese Möbelstücke würden ihrer Wege gehen. Sie stand mitten im Zimmer, aufgebraucht und vereinsamt, bekümmert wegen dieser Jahre, die fast unmerklich verstrichen waren, fast eine Dekade produktiver Arbeit, voll echten Lebens, die jetzt dieser letzte Sturm der Geschichte wegblasen würde in einem Paroxysmus, den sie jetzt versuchen müßte zu lenken oder mindestens zu überdauern. Sie müßte ihr Bestes tun, um ihn in die Wege zu lenken, die ihnen erlauben würden zu überleben. Verdammt sei die Welt, verdammt ihre Zudringlichkeit, ihre gedankenlose Last, ihr unerbittlicher Lauf durch die Gegenwart, der Leben zerstörte, wie es so kam... Sie hatte dieses Apartment, diese Stadt und dieses Leben gern gehabt, mit Michel, Spencer, Diana und allen ihren Arbeitskolleginnen und -kollegen, allen ihren Gewohnheiten, ihrer Musik und ihren kleinen täglichen Freuden.
    Sie schaute traurig Michel an, der in der Tür hinter ihr stand und umherblickte, als ob er den Platz seiner Erinnerung einprägen wollte. Ein gallisches Achselzucken. Er sagte: »Nostalgie im Anrücken« und versuchte zu lächeln. Auch er hatte dieses Gefühl. Er verstand, es war diesmal nicht einfach ihre Stimmung, sondern die Realität selbst.
    Sie machte eine Anstrengung und lächelte zurück, ging hin und faßte seine Hand. Unten im Treppenhaus war ein Gepolter zu hören, als die Zygotegruppe heraufkam. Sie konnten in Spencers Apartment bleiben, diese Kerle. »Wenn es gelingt, werden wir eines Tages zurückkommen«, sagte Maya.

S ie gingen im frischen Morgenlicht zum Bahnhof hinunter, vorbei an all den Cafes, bei denen noch die Stühle auf den feuchten Tischen standen. Am Bahnhof riskierten sie ihre alten Personalausweise und bekamen ohne Schwierigkeiten Tickets. Sie nahmen einen entgegen dem Uhrzeigersinn fahrenden Zug nach Montepulciano, legten gemietete Schutzanzüge und Helme an und gingen aus dem Zelt hinaus bergab und verschwanden von der Karte der Oberflächenwelt in einer steilen Schlucht der Vorberge. Dort wartete Cojote auf sie in einem Felsenwagen und fuhr sie mitten durch Hellespontus ein sich verzweigendes Netz von Tälern hinauf über einen Paß nach dem anderen in dieser chaotischen Bergkette, die genau so wild war, wie vom Himmel fallendes Gestein erwarten ließ, ein alptraumhaftes Labyrinth, bis sie auf der Höhe des westlichen Hanges waren, am Rabe-Krater vorbei und auf den von Kratern umgebenen

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