Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
Einkommensquelle, um die anderen zu unterstützen. Wenn die Bevölkerung weit genug gesunken wäre, könnte der Herrscher der Welt erwägen, das Geburtsrecht auf ein Kind je Person zu senken, was einem demokratischen Gleichgewichtszustand nahe käme. Aber in Anbetracht der Langlebigkeitsbehandlung dürfte die Schranke von drei Vierteln lange in Kraft bleiben.
Als Art seinen Vorschlag fertig dargelegt hatte, blickte er von Notizen auf seinem Gerät auf. Alle starrten ihn an.
»Drei Viertel eines Kindes«, wiederholte Fort grinsend, und alle lachten wieder. »Das gefällt mir.« Das Gelächter hörte auf. »Ich würde auf dem offenen Markt einen Geldwert für ein Menschenleben festsetzen. Bisher ist das, was auf diesem Gebiet geleistet wurde, bestenfalls schlampig. Einkommen und Ausgaben auf Lebenszeit und dergleichen.« Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Die Wahrheit ist, daß die Ökonomen die meisten Zahlen im Hinterzimmer ausbrüten. Wert ist eigentlich keine ökonomische Kalkulation. So nicht. Sehen wir zu, ob wir abschätzen können, wie hoch der Preis für ein halbes Kind sein würde. Ich bin sicher, es würde Spekulation, Mittelspersonen und einen ganzen Marktapparat geben.«
Also beschäftigten sie sich für den Rest des Nachmittags mit dem Dreiviertelspiel. Sie gerieten tief in die Marktverhältnisse und die Entwürfe für Seifenopern hinein. Als sie fertig waren, lud Fort sie zu einer Grillparty am Strand ein.
Sie gingen wieder auf ihre Zimmer, zogen Windjacken an und gingen den Weg ins Tal hinunter im Licht des Sonnenuntergangs. Am Strand brannte an einer Düne ein großes offenes Feuer, das von einigen jungen Studenten versorgt wurde. Als sie herangekommen waren und sich auf Decken um das Feuer hingesetzt hatten, landeten etwa ein Dutzend der Achtzehn Unsterblichen aus der Luft, liefen über den Sand und brachten ihre Flügel langsam herunter. Dann öffneten sie die Reißverschlüsse ihrer Anzüge, wischten sich nasses Haar aus den Augen und unterhielten sich miteinander über den Wind. Sie halfen sich gegenseitig aus den langen Flügeln und standen in ihren Badeanzügen mit Gänsehaut zitternd da. Hundertjährige Flieger mit dürren zum Feuer ausgestreckten Armen. Die Frauen waren ebenso muskulös wie die Männer und ihre wie von einer Million Jahren gezeichneten Gesichter blinzelten in die Sonne und lachten rings um das Feuer.
Art sah, wie Fort mit seinen alten Freunden scherzte und wie lässig sie einander abtrockneten. Geheimes Leben der Reichen und Berühmten! Sie aßen Hot Dogs und tranken Bier. Die Flieger gingen hinter eine Düne und kamen zurück in Hosen und Trainingsblusen, erfreut, etwas länger am Feuer zu stehen und ihr feuchtes Haar auszukämmen. Es war tiefe Dämmerung, und die zur Küste wehende Brise war salzig und kühl. Die große orangefarbene Flamme tanzte im Wind, und Licht und Schatten flackerten über Forts affenähnliches Gesicht. Wie Sam früher gesagt hatte - er sah keinen Tag älter aus als achtzig.
Jetzt saß er zwischen seinen sieben Gästen, die sich zusammendrängten. Er starrte in die Glut und fing wieder an zu reden. Die Leute auf der anderen Seite des Feuers fuhren in ihren Gesprächen fort, aber Forts Gäste beugten sich vor, um ihn über dem Wind, den Wellen und dem knisternden Feuer zu hören. Ohne ihre Lesegeräte im Schoß wirkten sie etwas hilflos.
»Sie können Menschen nicht dazu bringen, daß sie etwas tun«, sagte Fort. »Es kommt darauf an, sich selbst zu ändern. In der Ökologie gibt es ein sogenanntes Gründerprinzip. Die Bevölkerung einer Insel beginnt mit einer kleinen Anzahl von Siedlern, die nur einen kleinen Bruchteil der Gene der Elternbevölkerung besitzt. Das ist der erste Schritt zur Aussonderung. Ich denke, wir brauchen jetzt eine neue Spezies - natürlich ökonomisch gesprochen. Und Praxis selbst ist die Insel. Die Art, wie wir sie strukturieren, ist eine Art von technischer Manipulation der Gene, mit der wir zu ihr gekommen sind. Wir sind nicht verpflichtet, bei den Regeln zu bleiben, wie sie jetzt bestehen. Wir können eine neue Spezies machen. Nicht feudal. Wir haben den kollektiven Besitz, können gemeinsam Entscheidungen treffen und konstruktiv handeln. Wir arbeiten auf einen körperschaftlichen Zustand hin, ähnlich dem, den die Bürger in Bologna gemacht haben. Das ist eine Art von demokratisch kommunistischer Insel, die tüchtiger ist als der sie umgebende Kapitalismus und einen neuen Lebensstil schafft. Glauben Sie,
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