Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
der Gefälligkeitsflaggen waren attraktiv; aber sie müssen weitergetrieben werden, so daß wir mehr Kontrolle über unser Investment haben. Das haben wir mit Sri Lanka gemacht und hatten dort in unserem Abkommen so viel Erfolg, daß alle anderen großen Transnationalen uns nachahmen und aktiv Länder rekrutieren, die in Schwierigkeiten stecken.«
»Aber der Mars ist kein Land.«
»Nein. Aber er steckt in Schwierigkeiten. Als der erste Aufzug herunterstürzte, war die Ökonomie in Scherben. Jetzt ist der neue Aufzug an Ort und Stelle, und es wird allerhand passieren. Ich will, daß Praxis die Kurve zuerst nimmt. Natürlich sind alle anderen großen Investitoren auch da und rennen um die Wette nach Positionen. Und das wird nur noch heftiger werden jetzt, da der neue Aufzug oben ist.«
»Wer betreibt den Aufzug?«
»Ein Konsortium unter Leitung von Subarashii.«
»Ist das nicht ein Problem?«
»Nun, es gibt den Dingen eine gewisse Schärfe. Aber die verstehen den Mars nicht. Sie sehen in ihm nur eine neue Quelle von Metallen. Sie sehen nicht die Möglichkeiten.«
»Die Möglichkeiten für... «
»Für Entwicklung! Der Mars ist nicht bloß eine leere Welt, Randolph, in ökonomischer Hinsicht ist er fast eine nicht existierende Welt. Seine Bioinfrastruktur muß konstruiert werden, sehen Sie. Ich meine, man könnte bloß die Metalle herausholen und dann weiterziehen, was Subarashii und die anderen vorzuhaben scheinen. Aber so behandelt man ihn nicht anders als einen großen Asteroiden. Das ist töricht; denn sein Wert als Operationsbasis, als ein richtiger Planet, übersteigt bei weitem den Wert seiner Metalle. Alle seine Metalle zusammen machen ungefähr zwanzig Billionen Dollar aus. Aber der Wert eines terraformten Mars liegt eher bei zweihundert Billionen Dollar. Das ist ungefähr ein Drittel des derzeitigen Bruttowertes der Welt; und das berücksichtigt noch nicht gebührend den Wert seiner Seltenheit, meine ich. Nein, der Mars ist eine Bioinfrastrukturinvestition, genau wie die, über welche ich gesprochen habe. Genau das, wonach Praxis Ausschau hält.«
»Aber der Erwerb ...«, sagte Art. »Ich meine, worüber reden wir eigentlich? Von was ...?«
»Nicht was, sondern wen.«
»Wen?«
»Den Untergrund.«
»Den Untergrund?«
Fort ließ ihm Zeit, darüber nachzudenken. Das Fernsehen, die Boulevardzeitungen und die Netze waren voll von Geschichten über die, welche 2061 überlebt hatten, indem sie in unterirdischen Verstecken in der wilden Südhemisphäre lebten, angeführt von John Boone und Hiroko Ai, die überall Tunnels bauten, in Kontakt mit Fremdwesen, toten Berühmtheiten und derzeitigen Weltführern... Art starrte Fort an, einen aufrichtigen derzeitigen Weltführer, schockiert durch die plötzliche Vorstellung, daß an diesen durchsichtigen Phantasien etwas Wahres sein könnte. »Gibt es das wirklich?«
Fort nickte. »O ja. Ich stehe damit nicht in vollem Kontakt, verstehen Sie, und weiß nicht, wie umfangreich es ist. Aber ich bin sicher, daß manche der Ersten Hundert noch am Leben sind. Sie kennen die Theorien über Taneev-Tokareva, über die ich bei Ihrer Ankunft gesprochen habe? Nun, auch diese zwei und Ursula Kohl und das ganze biomedizinische Team lebten alle in dem Acheron-Vorsprung, nördlich von Olympus Mons. Während des Krieges wurde die Anlage zerstört. Aber es gab keine Leichen an der Stelle. Also habe ich vor etwa sechs Jahren ein Team von Praxis hineingehen und die Anlage wieder aufbauen lassen. Als das getan war, nannten wir sie das Acheron-Institut und ließen es leer zurück. Alles ist eingerichtet und startfertig; aber nichts geschieht dort außer einer kleinen alljährlichen Konferenz über seine Ökonomie. Und letztes Jahr, als die Konferenz vorbei war, fand jemand von der Reinigungsgruppe ein paar Seiten in einem Faxbehälter. Auf einem Papier waren Bemerkungen. Keine Unterschrift, keine Quelle. Aber da war eine Arbeit, von der ich überzeugt bin, daß sie von Taneev oder Tokareva geschrieben wurde oder jemandem, der mit ihrer Arbeit sehr vertraut war. Und ich halte das für ein kleines Signal.«
Ein sehr kleines Signal, dachte Art. Aber Fort schien seine Gedanken zu lesen.
»Ich habe gerade ein noch größeres Signal erhalten. Ich weiß nicht, von wem. Die sind sehr vorsichtig. Aber es gibt sie da draußen.«
Art schluckte. Das war eine große Nachricht, wenn sie stimmte. »Und so wünschen Sie, daß ich ...«
»Ich wünsche, daß Sie zum Mars gehen. Wir haben dort ein
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