Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
und dachte scharf nach. Schließlich war er ja hier draußen, um vom Untergrund aufgegriffen zu werden. Nirgal hatte gesagt, daß das wie ein Unfall aussehen würde. Natürlich war das nicht unbedingt dieser Unfall; aber, ob er es war oder nicht, Panik würde nicht helfen. Am besten machte er die Arbeitshypothese, daß es ein reales Problem wäre; und er würde von hier weggehen. Er könnte versuchen, zum Biest zurückzukehren, oder er könnte versuchen, in den Pilotfisch-Rover zu gelangen.
Er überlegte noch und tippte auf der Tastatur der Schleusentür herum wie ein Schreibmaschinenchampion, als man ihm kräftig auf die Schulter klopfte. »Aaa!« schrie er und fuhr erschrocken herum.
Zwei Männer in Schutzanzügen und zerkratzten alten Helmen standen neben dem Rover. Durch die Gesichtsscheiben konnte er sie erkennen: eine Frau mit einem Gesicht wie ein Falke, die so aussah, als ob sie nach ihm hacken wollte, und ein kleiner Mann mit schmalem Gesicht und grauen Haarzotteln, die den Rand seiner Visierscheibe bedeckten wie die Bilderrahmen aus Tauen, die man gelegentlich in Matrosenkneipen findet.
Dies war der Mann, der Art auf die Schulter geklopft hatte. Jetzt hob er drei Finger und zeigte auf seine Armbandkonsole. Offenbar das Interkomband, das sie benutzten. Art schaltete es ein und rief: »He!« Er fühlte sich mehr erleichtert, als er eigentlich sollte, in Anbetracht dessen, daß dies wahrscheinlich von Nirgal arrangiert worden war und er sich nie in Gefahr befunden hatte. »He, anscheinend bin ich von meinem Wagen ausgesperrt? Könnt ihr mich mitnehmen?«
Sie starrten ihn an.
Der Mann lachte furchterregend und sagte: »Willkommen auf dem Mars!«
DRITTER TEIL
EIN WEITER WEG
Ann Clayborne fuhr den Geneva-Vorsprung hinunter und hielt alle paar scharfen Kehren an, um auszusteigen und Proben der Straßeneinschnitte zu entnehmen. Die Transmarineris-Fernstraße war nach '61 aufgegeben worden und verschwand jetzt unter dem schmutzigen Strom aus Eis und Steinen, der den Boden von Coprates Plasma bedeckte. Die Straße war ein archäologisches Relikt, eine Sackgasse.
Aber Ann studierte den Geneva-Vorsprung. Er war das letzte Ende eines viel größeren Lavadeichs, dessen größter Teil in dem Plateau im Süden begraben war. Der Deich war einer von mehreren - der nahe gelegenen Melas Dorsa, der Teils Dorsa weiter östlich und der Solis Dorsa weiter westlich - alle rechtwinklig zu den Marineris-Canyons und alle geheimnisvollen Ursprungs. Aber als die Südwand von Melas Chasma zurückgewichen war durch Einsturz und Winderosion, wurde der harte Fels vines Deichs freigelegt. Und dies war der Geneva-Vorsprung, der den Schweizern eine perfekte Rampefür ihre Straße die Canyonwand hinunter geliefert hatte. Jetzt verschaffte sie Ann eine angenehm frei liegende Basis für einen Deich. Es war möglich, daß dieser und alle zugehörigen Deiche durch konzentrische Risse infolge des Aufstiegs von Tharsis entstanden waren. Aber sie könnten auch viel älter sein, Überreste einer Spreizung von Basis und Breite infrühester Vorzeit, als der Planet sich noch aufgrund seiner inneren Wärme ausdehnte. Wenn man den Basalt am Fuß des Deichs datieren könnte, würde das helfen, die Frage in dem einen oder anderen Sinne zu beantworten.
Also fuhr Ann in einem kleinen Felswagen langsam die von Reif bedeckte Straße hinunter. Man würde die Bewegung des Wagens aus dem Weltraum recht gut erkennen können; aber das machte ihr nichts aus. Sie war im vorigen Jahr durch die ganze südliche Hemisphäre gefahren ohne Vorsichtsmaßnahmen, außer wenn sie sich Cojotes versteckten Zufluchtsplätzen zwecks Versorgung näherte. Es war nichts passiert.
Sie erreichte den Boden des Vorsprungs, nur eine kurze Strecke von dem Strom aus Eis und Gestein entfernt, der jetzt den Boden des Canyons blockierte. Sie stieg aus und klopfte mit einem Geologenhammer am Boden des letzten Straßeneinschnittes herum. Sie kehrte dem riesigen Gletscher den Rücken zu und machte sich nichts daraus. Sie war auf den Basalt konzentriert. Der Deich stieg vor ihr in die Sonne auf, eine perfekte Rampe zur Spitze der Klippe, etwa drei Kilometer über ihr und fünfzig Kilometer im Süden. Auf beiden Seiten des Vorsprungs krümmte sich die riesige südliche Klippe von Melas Chasma in großen Einbuchtungen zurück und dann wieder nach außen zu kleineren Vorsprüngen - ein kleiner Punkt auf dem fernen Horizont zur Linken und ein massives Vorgebirge etwa
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