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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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waren einige altmodisch wirkende Eisenbahngleise und eine dritte Schiene für Zahnräder in deren Mitte. Das Biest hatte diese Schienen aus Kohlenstoff vom Kabel angefertigt und dann andere Teile des Kabels und Magnesium aus dem Boden benutzt, um kleine, mit eigener Energie versehene Zahnrad-Miniwagen zu bauen, die dann Fracht aus geborgenem Material die Flanke von Pavonis hinauf zu den Ouroboros-Werken in Sheffield beförderten. Sehr geschickt, dachte Art, als er sah, wie ein kleiner Robotwagen in der umgekehrten Richtung an ihm vorbeifuhr, die Gleise hinauf zur Stadt. Der kleine Waggon war schwarz, niedrig und wurde von einem einfachen Motor angetrieben, der in die Zahnspur griff, beladen mit einer Fracht, die ohne Zweifel hauptsächlich aus Filamenten von Karbon-Nanorohren bestand. Oben darauf lag ein großer rechteckiger Diamantblock. Art hatte in Sheffield davon gehört und war deshalb nicht von dem Anblick überrascht. Der Diamant war aus den Doppelspiralen geborgen worden, die das Kabel verstärkten, und die Blöcke waren eigentlich viel weniger wert als die darunter verstauten Karbonfilamente. Sie waren nur eine Art Lukendeckel. Aber sie sahen hübsch aus.
    Am zweiten Tag seiner Fahrt erreichte Art den ungeheuren Kegel von Pavonis und kam zum eigentlichen Tharsisbuckel. Hier war der Boden mehr mit lockerem Gestein und Meteoritenkratern bedeckt als die Flanke des Vulkans. Und dort unten war alles mit angewehtem Schnee und Sand bedeckt in einem Gemisch, das nach gleichen Teilen von beidem aussah. Dies war der Firnhang von West-Tharsis, ein Gebiet, in das Stürme aus dem Westen oft Schnee abluden, der nie schmolz, sondern alljährlich zunahm und die darunterliegende Schicht zusammenpreßte. So bestand die Packung aus Firnschnee; aber nach weiteren Jahren würden die untersten Schichten zu Eis geworden sein und die Abhänge zu Gletschern. Jetzt waren die Hänge noch gesprenkelt von großen Felsen, die aus dem Firn herausragten, und kleinen Kraterringen, zumeist weniger als ein Kilometer im Durchmesser, die so frisch aussahen, als ob sie erst gestern entstanden wären, abgesehen davon, daß sie jetzt mit sandigem Schnee gefüllt waren.
    Als er noch viele Kilometer entfernt war, bekam Art Das Biest zu sehen, welches das Kabel barg. Sein Oberteil erschien über dem Westhorizont, und im Laufe der nächsten Stunde kam auch der Rest zum Vorschein. Draußen auf dem weiten, leeren Abhang wirkte das Gerät etwas kleiner als sein Zwilling droben in OstSheffield, zumindest, bis Art unter seine Flanke fuhr, wo es ihm wieder klar wurde, daß es so groß wie ein Häuserblock war. Unten an einer Seite war ein quadratisches Loch, das genau wie die Einfahrt zu einer Parkgarage aussah. Art fuhr seinen Rover direkt zu diesem Loch - Das Biest bewegte sich mit drei Kilometern am Tag, darum war es keine Kunst, es zu treffen - und als er drinnen war, fuhr er eine gewundene Rampe empor und folgte einem kurzen Tunnel in eine Schleuse. Dort sprach er per Funk zu dem KI des Biestes; und hinter ihm schlossen sich die Türen. Nach einer Minute konnte er einfach aus seinem Wagen aussteigen, zur Tür eines Aufzugs gehen und einen Lift zum Beobachtungsdeck nehmen.
     
    Es dauerte nicht lange, um zu erkennen, daß das Leben im Innern des Biestes keineswegs aufregend war. Nachdem Art sich beim Büro in Sheffield gemeldet und einen Blick auf den Ionenchromatographen unten im Labor geworfen hatte, begab er sich mit dem Rover wieder nach draußen, um sich dort weiter umzusehen. Zafir versicherte ihm, daß es so zu gehen pflegte, wenn man mit dem Biest arbeitete. Die Rover waren wie Pilotfische, die um einen großen Wal herumschwimmen; und obwohl der Ausblick vom Beobachtungsdeck hübsch und hoch war, verbrachten die meisten Leute schließlich einen guten Teil ihrer Zeit mit Umherfahren.
    Also tat Art das auch. Das vor dem Biest heruntergefallene Kabel zeigte deutlich, daß es hier beim Auftreffen nach dem Fall viel härter gewesen war als zu Beginn des Absturzes. Es war hier zu fast einem Drittel seines Durchmessers eingegraben, und der Zylinder war abgeflacht und durch lange Risse entlang seiner Seiten gekennzeichnet, die seine Struktur zeigten, die aus Bündeln von Bündeln aus Karbon-Nanorohrfilament bestand, einer der festesten Substanzen, die die Materialkunde kannte, obwohl anscheinend das Material des Aufzugskabels jetzt noch stärker war.
    Das Biest hockte quer über diesem Wrack, etwa viermal so hoch wie das Kabel, dessen angekohlter

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