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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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über andere Dinge. Plötzlich wurde Ann von einer jähen Ermüdung befallen, was seltsam war, da sie so viel Zeit mit Nichtstun verbracht hatte. Aber so war es. Sprechen war eine anstrengende Tätigkeit, und sie war das nicht mehr gewohnt. Und Cojote war ein anstrengender Gesprächspartner.
    »Du solltest zu Bett gehen«, sagte er und unterbrach seinen Monolog. »Du siehst erschöpft aus. Deine Hände ...«Er half ihr auf. Sie legte sich in Kleidern auf ein Bett. Cojote breitete eine Decke über sie. »Du bist müde. Ich überlege, ob es bei dir nicht Zeit für eine neue Langlebigkeitsbehandlung ist, altes Mädchen.«
    »Ich werde keine mehr nehmen.«
    »Nein? Gut, du überraschst mich. Aber schlaf jetzt! Schlaf!«
    Sie zog mit Cojote zusammen wieder nach Süden, und abends aßen sie zusammen, und er erzählte ihr von den Roten. Das war eine lockere Gruppierung und nicht eine starr organisierte Bewegung. Wie der Untergrund selbst. Er kannte einige der Gründer: Ivana, Gene und Paul von dem Farmteam, die mit Hirokos Areophanie und ihrem Beharren auf Viriditas nicht übereinstimmten, Kasei und Harmakhis und einige Zygote-Exogene, eine Menge von Arkadys Gefolgsleuten, die von Phobos heruntergekommen waren und dann mit Arkady aneinandergerieten über den Wert des Terraformens für die Revolution. Eine ganze Menge Bogdanovisten einschließlich Steve und Marian waren in den Jahren seit 2061 Rote geworden, wie auch Anhänger des Biologen Schnelling und einige radikale japanische Nisei und Sansei von Sabishii und Araber, die wollten, daß der Mars für immer arabisch bleiben sollte. Außerdem geflohene Gefangene von Korolyov und so weiter. Ein Haufen Radikaler. Nicht gerade ihr Typ, dachte Ann, denn sie hatte immer noch das Gefühl, daß ihre Einwände gegen das Terraformen rationaler wissenschaftlicher Natur wären. Oder mindestens eine zu verteidigende ethische oder ästhetische Position. Aber dann kam in ihr plötzlich wieder der Ärger hoch, und sie schüttelte den Kopf, von sich selbst angewidert. Wer war sie, daß sie über die Ethik der Roten urteilen könnte? Die hatten wenigstens ihren Ärger ausgedrückt und zugeschlagen. Wahrscheinlich fühlten sie sich besser, selbst wenn sie nichts ausgerichtet hatten. Und vielleicht hatten sie doch etwas ausgerichtet, zumindest in früheren Jahren, ehe das Terraformen in diese neue Phase von transnationalem Gigantismus eingetreten war.
     
    Cojote beharrte darauf, daß die Roten das Terraformen erheblich verlangsamt hätten. Manche von ihnen hatten sogar Rekorde erzielt in dem Versuch, den von ihnen bewirkten Unterschied zu quantifizieren. Es gab auch, wie er sagte, unter einigen Roten eine wachsende Bewegung, die Realität anzuerkennen und zuzugeben, daß das Terraformen kommen würde. Aber sie entwickelten Programme, die verschiedene Arten von Terraformen geringster Einwirkung befürworteten. »Es gibt einige sehr detaillierte Vorschläge für eine weitgehend Kohlendioxid enthaltende Atmosphäre, warm, aber arm an Wasser, die das Pflanzenleben fördern würde und bei der die Leute Gesichtsmasken tragen müßten, wobei die Welt aber nicht in ein terrestrisches Modell gezwängt würde. Das ist sehr interessant. Es gibt auch etliche Vorschläge, bei denen die tiefen Zonen arktisch und für uns nur eben erträglich sind, während die höherliegenden Gebiete oberhalb des Großteils der Atmosphäre bleiben und damit in einem natürlichem Zustand oder nahe daran. Die Calderas der vier großen Vulkane würden in einer solchen Welt besonders rein bleiben, so etwa sagen sie.«
     
    Ann bezweifelte, daß die meisten dieser Vorschläge realisierbar wären oder die vorausgesagten Wirkungen haben könnten. Aber Cojotes Mitteilungen reizten sie dennoch. Er war, wie es schien, ein starker Befürworter aller Bemühungen der Roten und war ihnen von Anfang an eine große Hilfe gewesen. Er hatte ihnen aus dem Untergrund Asyl gewährt, ihre gegenseitigen Verbindungen gefördert und ihnen geholfen, ihre eigenen Zufluchsstätten zu bauen, die sich hauptsächlich in den Mesas und dem unübersichtlichen Gelände der Großen Böschung befanden, wo sie der terraformenden Tätigkeit nahe blieben und sich deshalb leichter einmischen konnten. Ja - Cojote war ein Roter oder mindestens ein Sympathisant. »Eigentlich bin ich nichts. Ein alter Anarchist. Ich denke, du würdest mich jetzt einen Anhänger von Boone nennen insofern, als ich an alles glaube, dessen Verwirklichung helfen würde, den Mars zu einem

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