Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
Vom Netzwerk:
bis auch die verschwand und die Sonne eine dunkle Scheibe am Himmel bildete, umrahmt vom Hauch der Korona. Und dann war sie völlig verschwunden. Eine totale Sonnenfinsternis .. .
    In der dunklen Scheibe erschien ein ganz schwaches Moiremuster, wie man es noch nie bei einer natürlichen Sonnenfinsternis gesehen hatte. Alle Leute auf der Tagesseite des Mars schnappten nach Luft und schauten mit zusammengekniffenen Augen nach oben. Und dann, als ob man eine Jalousie aufgezogen hätte, kam die Sonne mit einemmal zurück.
    Blendendes Licht!
    Und noch blendender als je zuvor, da die Sonne nun merklich heller war als zuvor, ehe die seltsame Finsternis begonnen hatte. Jetzt wandelte man unter einer verstärkten Sonne, deren Scheibe ungefähr so groß aussah wie auf der Erde. Das Licht war um mehr als zwanzig Prozent stärker als vorher - merklich heller und wärmer auf der Haut. Die rote Fläche der Ebenen war leuchtender. Als ob man plötzlich Flutlicht eingeschaltet hätte und sie alle jetzt auf einer großen Bühne spazierten.
    Ein paar Monate später wirbelte ein dritter Spiegel, viel kleiner als die Soletta, in die höchsten Bereiche der Marsatmosphäre. Das war eine weitere Linse, aus kreisrunden Latten erbaut. Sie sah aus wie ein silbernes UFO. Sie fing etwas von dem Licht auf, das von der Soletta herabströmte, und bündelte es noch weiter auf ausgesuchte Punkte an der Oberfläche des Planeten von weniger als einem Kilometer Durchmesser. Und sie flog wie ein Segelflugzeug über die Welt und hielt diesen konzentrierten Lichtstrahl im Focus, bis direkt auf dem Land kleine Sonnen zu erblühen schienen und das Gestein schmolz - von fest zu flüssig und dann zu Feuer.
     
    *  *  *

D er Untergrund war nicht groß genug für Sax Russell. Er wollte wieder an die Arbeit gehen. Er hätte sich in die Demimonde begeben können und vielleicht eine leitende Position als Lehrer an der neuen Universität in Sabishii annehmen können, die außerhalb des Netzes lief und viele seiner alten Kollegen deckte und manchen Kindern des Untergrunds Erziehung bot. Aber nach einigem Nachdenken kam er zu der Erkenntnis, daß er weder unterrichten noch an der Peripherie bleiben wollte. Er wollte wieder zum Terraformen zurück, wenn möglich in das Herz des Projektes oder so nahe, wie er nur herankommen könnte. Und das bedeutete die Oberflächenwelt. Kürzlich hatte die Transnationale Behörde ein Komitee zur Koordinierung aller Arbeiten zur Terraformung gegründet; und ein Team unter der Führung von Subarashii hatte den alten Auftrag zur Synthese bekommen, den Sax früher gehabt hatte. Das war ungünstig, da Sax nicht Japanisch sprach. Aber die Führung im biologischen Teil des Unternehmens war den Schweizern übertragen worden und wurde von einem Schweizer Kollektiv aus biotechnischen Firmen namens Biotique betrieben mit Hauptbüros in Genf und Burroughs und engen Verbindungen zur transnationalen Praxis.
    Also mußte er sich zunächst unter einem falschen Namen bei Biotique einschleichen und Burroughs zuweisen lassen. Desmond übernahm dies und schrieb eine Computer-Persona für Sax, ähnlich der, die er vor Jahren Spencer gegeben hatte, als dieser nach Echus Overlook gegangen war. Spencers Persona und eine gründliche kosmetische Chirurgie hatten ihm ermöglicht, erfolgreich in den Labors von Echus Overlook und später in Kasei Vallis zu arbeiten, dem eigentlichen Herzen der transnationalen Sicherheitsdienste.
    Die neue Persona listete Saxens physische Identitätsmerkmale auf - Genom, Netzhaut, Stimme und Fingerabdrücke -, alle leicht verändert, so daß sie immer noch fast alle auf Sax selbst zutrafen, aber bei allen Vergleichssuchen in komparativen Netzen nicht auffielen. Diese Daten bekamen einen neuen Namen mit vollem terranischem Hintergrund, Kreditstatus und Einwanderungsdokumenten sowie einem viralen Untertext gegen alle konkurrierenden Identitäten für die physischen Daten. Das ganze Paket wurde an das Schweizer Paßbüro geschickt, das solchen Ankommenden ohne Kommentar Pässe geliefert hatte. Und in der balkanisierten Welt der transnationalen Netze schien das zu funktionieren. Desmond sagte: »O ja, der Teil ist unproblematisch. Aber ihr Ersten Hundert seid alle Filmstars. Du brauchst auch ein neues Gesicht.«
    Sax ließ mit sich reden. Er erkannte die Notwendigkeit, und sein Gesicht hatte ihm nie etwas bedeutet. Und in diesen Tagen sah sein Gesicht im Spiegel ohnehin dem nicht sehr ähnlich, das er sich gedacht hatte. Also

Weitere Kostenlose Bücher