Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
Vom Netzwerk:
nach alle. Einen Moment schien alles erstarrt zu sein. Dann fingen sie an zu applaudieren. Sie klatschten wild in die Hände, ihre Gesichter strahlten. Sie stießen Hochrufe aus.
     

 
VIERTER TEIL
 
 
DER GELEHRTE ALS HELD
     
     

 
    Halte es zwischen Daumen und Mittelfinger. Fühle die runde Kante. Beobachte die leichten Krümmungen des Glases. Eine Vergrößerungslinse. Sie hat die Einfachheit, Eleganz und Schwere eines steinzeitlichen Werkzeugs. Setz dich mit ihr an einem sonnigen Tage hin und halte sie über einen Haufen trockenem Reisig! Bewege sie auf und ab, bis du unter den Zweigen einen hellen Fleck siehst. Erinnerst du dich an das Eicht? Es ist, als ob die Zweige eine kleine Sonne eingefangen hätten.
    Der Amor-Asteroid, der zum Aufzugkabel versponnen worden war, bestand hauptsächlich aus kohlenstoffreichen Chondriten und Wasser. Die beiden Amor-Asteroiden, die von Robotlandern im fahr 2091 abgefangen wurden, bestanden zumeist aus Silikaten und Wasser.
    Das Material von New Clarke wurde von ihren Robotmannschaften zu einer einzigen langen Karbonfaser versponnen. Das Material der beiden Silikatasteroiden wurde von ihren Robotmannschaften zu Blechen für Sonnensegel verarbeitet. Siliziumdampf wurde zwischen zehn Kilometer langen Rollen verfestigt und zu Blechen ausgezogen, die mit einer dünnen Schicht aus Aluminium belegt waren. Und diese riesigen Spiegelflächen wurden durch Raumschiffe mit menschlichen Besatzungen zu kreisförmigen Konfigurationen ausgebreitet, die ihre Gestalt durch Rotation und Sonnenlicht beibehielten.
    Von einem in eine polare Umlaußahn um den Mars geschobenen Asteroiden, den sie >Birch< nannten, spannten sie die Spiegelflächen zu einem Ring von hunderttausend Kilometern Durchmesser auf. Dieser ringförmige Spiegel war gegen die Sonne gerichtet, so daß das von ihm reflektierte Eicht auf einen Punkt innerhalb der Marsbahn fiel, nahe ihrem Ersten Eagrangepunkt.
    Der zweite Silikat-Asteroid, genannt >Solettaville<, war in die Nähe dieses Eagrangepunktes gerückt worden. Dort spannten die Hersteller der Sonnensegel die Spiegelflächen in ein komplexes Gewebe aus vergitterten Ringen aus, die alle miteinander verbunden und so in Winkeln angeordnet waren, daß sie aussahen wie eine Linse aus kreisförmigen Jalousieblenden, die sich um eine Nabe drehten, die ein silberner Kegel war, mit der offenen Seite dem Mars zugewandt. Dieses große zarte Objekt von zehntausend Kilometern Durchmesser, hell und imposant, wie es sich zwischen Mars und Sonne drehte, wurde >die Soletta< genannt.
    Sonnenstrahlen, die die Soletta trafen, traten durch ihre Blenden und stießen erst auf die Sonnenseite der einen und dann auf die nächste nach draußen, die auf den Mars gerichtet war. Sonnenlicht, das den Ring im polaren Orbit traf, wurde in den inneren Kegel der Soletta reflektiert; und diese entgegengesetzten Drücke hielten ihn in Position - etwa hunderttausend Kilometer vom Mars entfernt, im Perihel näher und im Aphel etwas weiter entfernt. Die Winkel der Gitterteile wurden von dem Computer der Soletta ständig justiert, um Orbit und Focus beizubehalten.
    Während der Dekade, in der diese zwei großen Schwungräder aus ihren Asteroiden angefertigt wurden wie Silikatgewebe aus Felsenspinnen, sahen Beobachter auf dem Mars fast nichts von ihnen. Man konnte gelegentlich eine weiße gekrümmte Linie am Himmel erkennen oder zufälliges Aufleuchten bei Tag und Nacht, als ob die Brillanz eines viel größeren Universums durch die losen Nähte im Gewebe unserer Sphäre schiene.
    Als dann die beiden Spiegel fertiggestellt waren, wurde das reflektierte Licht des Ringspiegels auf den Kegel der Soletta gerichtet. Deren zirkuläre Latten wurden justiert, und sie bewegte sich in einen etwas abweichenden Orbit.
    Und eines Tages sahen die auf der Tharsis-Seite des Mars lebenden Menschen auf; denn der Himmel hatte sich verdunkelt. Sie erblickten eine Sonnenfinsternis, wie sie der Mars noch nie erlebt hatte. Die Sonne wurde angeknabbert, als ob da oben ein Mond von der Größe des irdischen ihre Strahlen blockierte. Dann ging die Finsternis weiter wie auf der Erde. Die dunkle Sichel schnitt immer tiefer in das gleißende Rund, als die Soletta in ihre Position zwischen Mars und Sonne rückte. Aber ihre Spiegel waren noch nicht so ausgerichtet, daß sie das Licht hindurchtreten ließen. Der Himmel wurde tief violett. Die Dunkelheit erfaßte den größeren Teil der Scheibe. Es blieb nur eine schmale leuchtende Sichel,

Weitere Kostenlose Bücher