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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Technik des Kuppelbaus hatte einen Punkt erreicht, wo man weite Mesokosmen überwölben konnte; und Sax hatte gehört, daß eine Transnationale Hebes Chasma bedecken wollte - ein Vorschlag, über den Sax selbst sich lustig gemacht hatte. Und jetzt taten sie es also. Man sollte nie die Möglichkeiten der Materialkunde überschätzen. Das war klar.
    Der alte Kanalpark von Burroughs und die breiten Grasboulevards, die vom Park zu den Mesas hinaufführten, waren jetzt Grünstreifen, die zwischen Dächern mit orangefarbenen Ziegeln verliefen. Die alte Doppelreihe aus Salzsäulen stand noch neben dem blauen Kanal. Dort war sicher viel gebaut worden, aber die Konfiguration der Stadt war noch die gleiche. Nur an den Außenbezirken konnte man deutlich sehen, wie sehr sich die Dinge geändert hatten und wieviel größer die Stadt wirklich war. Die Stadtmauer lag gut außerhalb der neun Mesas, so daß ein ziemlicher Teil des umgebenden Landes geschützt war, worauf man inzwischen schon viel gebaut hatte.
    Burroughs, 2100 n. Chr.
     

     
    Der Personalmensch machte mit Sax einen schnellen Rundgang durch Biotique und stellte ihn mehr Leuten vor, als er sich merken konnte. Dann wurde Sax gebeten, sich am nächsten Morgen in seinem Labor zu melden. Den Rest des Tages hatte er zur Verfügung, um sich einzugewöhnen.
    Als Stephen Lindholm hatte er vor, Zeichen von intellektueller Energie, Umgänglichkeit, Wißbegier und guter Stimmung zu geben. Darum verbrachte er sehr überzeugend den Nachmittag damit, Burroughs kennenzulernen. Er ging von einem Bezirk in den andern und schlenderte über die breiten Rasenflächen, wobei er über das mysteriöse Phänomen des Wachstums von Städten nachdachte. Das war ein kultureller Prozeß ohne gute physikalische oder biologische Analogie. Er konnte keinen deutlichen Grund dafür erkennen, weshalb dieses untere Ende von Isidis Planitia der Sitz der größten Stadt auf dem Mars geworden war. Keiner der ursprünglichen Gründe für die Ortswahl der Stadt war überhaupt ausreichend, das zu erklären. Soweit er wußte, hatte sie als eine gewöhnliche Wegstation auf der Route von Elysium nach Tharsis angefangen. Vielleicht lag es gerade an diesem Mangel an strategischer Lage, daß sie gediehen war; denn sie war die einzige größere Stadt, die 2061 nicht beschädigt oder zerstört worden war. Und so war es vielleicht nur ein Vorsprung an Wachstum in den Nachkriegsjahren gewesen. Man könnte analog zu dem betonten Modell der Evolution sagen, daß diese spezielle Spezies zufällig einen Einsturz überlebt hätte, der die meisten anderen Spezies ausgerottet hatte, und ihr eine offene Ökosphäre zur Expansion geboten.
     
    Und zweifellos bot die bogenförmige Gestalt der Region mit ihrem Archipel aus kleinen Mesas auch einen eindrucksvollen Anblick. Als er auf den breiten begrasten Boulevards herumging, schienen die neun Mesas gleichmäßig verteilt zu sein. Und jede Mesa sah anders aus. Ihre rauhen Felswände unterschieden sich durch charakteristische Vorsprünge, Pfeiler, glatte Wände, Überhänge und Spalten, und jetzt auch durch die horizontalen Bänder aus farbigen spiegelnden Fenstern und die Gebäude und Parks, die auf den flachen Plateaus jeder Mesa saßen. Von jedem Punkt der Straße aus konnte man immer einige Mesas sehen, verteilt wie prächtige Kathedralen; und das erfreute das Auge gewiß. Und wenn man dann einen Aufzug zu einem Gipfel der Mesas nahm, die alle etwa hundert Meter höher lagen als der Boden der Stadt, hatte man eine Aussicht über die Dächer mehrerer verschiedener Distrikte und eine andere Perspektive für die anderen Mesas, und hinter ihnen auf das Land des Mars, weil man sich auf dem Boden einer schüsselartigen Senke befand. Über die flache Ebene von Isidis im Norden und den dunklen Anstieg von Syrtis im Westen; und im Süden konnte man die ferne Erhebung der Großen Böschung selbst sehen, die wie ein Himalaya am Horizont stand.
     
    Natürlich war es eine offene Frage, ob eine hübsche Aussicht bei der Gründung einer Stadt eine Rolle spielte; aber es gab Historiker, die versicherten, daß viele alte griechische Städte grundsätzlich wegen ihrer Aussicht angelegt worden wären, trotz anderen Unbequemlichkeiten. Also war das mindestens ein möglicher Faktor. Und auf jeden Fall war Burroughs jetzt eine stolze kleine Metropole von etwa hundertfünfzigtausend Einwohnern und die größte Stadt auf dem Mars. Und sie wuchs immer noch. Gegen Ende seines Nachmittagsspaziergangs

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