Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
Vom Netzwerk:
gelenkt. Sie wußten nicht, was sie taten. Es dauerte etwas, sich daran zu gewöhnen.
     
    Sax wanderte um die Halbinsel von Da Vinci, ein rechteckiges Stück Land, das den runden Randhügel des Kraters Da Vinci umgab und begrenzt wird von den Fjorden Simud, Shalbatana und Ravi, die alle in das südliche Ende des Chryse-Golfs einmünden. Zwei Inseln, Copernicus und Galileo, liegen im Westen in den Mündungen der Fjorde Ares und Tiu. Eine überaus üppige Verflechtung von Meer und Land, perfekt für das Hervorbringen von Leben. Die Ingenieure der Labors von Da Vinci hätten keine bessere Lage wählen können, obwohl Sax ziemlich sicher war, daß sie überhaupt keinen Sinn für ihre Umgebung gehabt hatten, als sie den Krater für die versteckten Areospace- Labors des Untergrundes gewählt hatten. Der Krater hatte einen dicken Rand und lag in guter Entfernung von Burroughs und Sabishii. Das war es auch schon. Ins Paradies gestolpert. In die Möglichkeit, mehr als die Beobachtungen einer Lebenszeit zu machen, ohne je das Haus zu verlassen.
    Hydrologie, Invasive Biologie, Areologie, Ökologie, Materialforschung, Teilchenphysik, Kosmologie - alle diese Gebiete interessierten Sax ungeheuer, aber der größte Teil seiner täglichen Arbeit in diesen Jahren galt dem Wetter. Die Halbinsel von Da Vinci war gebeutelt von dramatischen Wettererscheinungen. Feuchte Stürme fegten durch den Golf nach Süden, trockene katabatische Winde fielen vom südlichen Hochland und aus den Fjordcanyons und bewirkten auf See große, gen Norden laufende Wellen. Wegen der Nähe des Äquators beeinflußte sie der Zyklus von Perihel und Aphel viel mehr als die gewöhnlichen Jahreszeiten infolge der Inklination. Das Aphel brachte mindestens zwanzig Grad nördlich des Äquators kaltes Wetter, während das Perihel den Äquator ebenso stark erwärmte wie den Süden. Im Januar und Februar stieg von der Sonne erwärmte südliche Luft in die Stratosphäre auf, wendete sich in der Tropopause nach Osten und vereinigte sich mit den Strahlströmen bei ihren Umrundungen des Planeten. Diese Strahlströme trennten sich um den Tharsis- Buckel. Der südliche Strom beförderte die Feuchtigkeit der Amazonisbucht und lud sie auf Daedalia und Icaria ab, manchmal sogar auf dem Westwall der Berge des Argyre-Beckens, wo sich dann Gletscher bildeten. Der nördliche Strahlstrom verlief über das Gebirge Tempe-Mareotis, blies dann über das Nordmeer und nahm bei jedem Sturm die Feuchtigkeit auf. Weiter im Norden, über der Polkappe, kühlte die Luft ab und sank auf den rotierenden Planeten. Dabei erzeugte sie Oberflächenwinde aus Nordost. Diese kalten trockenen Winde schoben sich zuweilen unter die wärmere Luft des Wetters der gemäßigten Monsune und erzeugten Fronten riesiger Gewitterköpfe, die über dem Nordmeer bis in Höhen von zwanzig Kilometern aufstiegen.
    Die südliche Hemisphäre, in deren Bereich das Land gleichförmiger war als im Norden, hatte Winde, die deutlicher der Luftphysik über einer rotierenden Sphäre folgten. Südöstliche Monsune vom Äquator bis 30° Breite, überwiegend vom 30° bis 60° Breitengrad Westwinde und polare Ostwinde von dort bis zum Pol. Im Süden gab es große Wüsten, besonders zwischen dem 15° und dem 30° Breitengrad, wo die am Äquator aufgestiegene Luft wieder absank und hohen Luftdruck und warme Luft bewirkte, die eine Menge Wasserdampf enthielt, ohne jedoch zu kondensieren. Folglich regnete es in dieser Zone kaum. Dazu gehörten die außerordentlich trockenen Bereiche von Solis, Noachis und Hesperia. In diesen Regionen griff der Wind Staub von dem trockenen Boden auf; und die Staubstürme wurden dichter. Sax selbst hatte das zu seinem Leidwesen erfahren, als er mit Nirgal auf Tyrrhena war.
    Das waren die Hauptkennzeichen des Wetters auf dem Mars: Heftig ums Aphel, milde während der Sonnen-Äquinoktien. In der südlichen Hemisphäre extrem, die nördliche gemäßigt. Das ungefähr schlugen einige Modelle vor. Sax liebte es, die Simulationen zu generieren, die solche Modelle erzeugten. Er war sich aber bewußt, daß ihre Übereinstimmung mit der Realität bestenfalls angenähert war. Jedes aufgezeichnete Jahr bot irgendeine Ausnahme, wobei sich die Bedingungen bei jeder Stufe des Terraformens änderten. Die Zukunft ihres Klimas ließ sich unmöglich vorhersagen, selbst wenn man die Variabein einfror und so tat, als ob sich das Terraformen stabilisiert hätte, was gewiß nicht der Fall war. Immer und immer wieder beobachtete

Weitere Kostenlose Bücher