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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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zu Besuch in die Stadt. Und als es dann im Sommer immer wärmer wurde, verbrachten sie einen Dezember in einer Hütte hinter den Dünen. Sie schwammen, segelten, surften und lagen unter einem Sonnenschirm am Strand, lasen und schliefen bis zum Perihel. Dann ging es wieder nach Odessa hinein zu den vertrauten Annehmlichkeiten ihrer Wohnung und der Stadt, im rötlichen Licht des Südherbstes, welcher die längste Saison des Marsjahres war und auch die Annäherung an das Aphel darstellte. Es wurde von Tag zu Tag düsterer, bis bei Ls 70 das Aphel kam. Zwischen diesem und der Wintersonnenwende bei Ls 90 fand das Eisfestival statt. Sie fuhren auf dem weißen Eis der See direkt unter der Corniche Schlittschuh und blickten zu der Küstenfront der Stadt auf, die ganz mit Schnee verweht war. Weiß unter schwarzen Wolken. Oder sie fuhren mit Eisbooten so weit hinaus, daß die Stadt nur noch eine Unterbrechung in der weißen Kurve des großen Randes war. Oder sie speisten in trüben, lauten Restaurants und warteten auf den Beginn der Musik, während feuchter Schnee draußen auf die Straße herabrieselte. Sie gingen in ein langweiliges kleines Theater mit seinem erwartungsvollen Gelächter. Im Frühling aßen sie zum ersten Mal draußen auf dem Balkon mit Pullovern gegen die Kühle, betrachteten die jungen Knospen auf den Spitzen der Baumzweige mit einem Grün ohnegleichen, wie kleine Tränentropfen von Viriditas. Und so verging die Zeit, tief in den Falten von Gewohnheit und deren Rhythmen, glücklich in dem dejä vu, das sie sich bereiteten.
    Dann schaltete Maya eines Morgens ihren Bildschirm ein, verfolgte die Nachrichten und stellte fest, daß man eine große Siedlung der Chinesen entdeckt hatte, die sich bereits in Huo-Hsing-Vallis (als ob der Name ein Eindringen rechtfertigte) etabliert hatte. Eine überraschte globale Polizei hatte sie zum Verlassen aufgefordert, aber sie trotzten gelassen diesem Befehl. Und die chinesische Regierung warnte den Mars, daß jede Einmischung bei der Siedlung als ein Angriff auf chinesische Bürger angesehen und entsprechende Reaktionen nach sich ziehen würde. Maya rief: »Was? Nein!«
    Sie rief jeden in Mangala an, den sie kannte. In diesen Tagen gab es da nicht viele Personen von Bedeutung. Sie fragte sie, was sie wüßten und bat um Mitteilung, warum die Siedler nicht wieder zum Aufzug eskortiert und nach Hause geschickt würden und so weiter. »Das ist einfach nicht akzeptabel. Ihr müßt das sofort unterbinden!«
    Aber es gab schon seit einiger Zeit illegale Einreisen, die nur etwas weniger kraß gewesen waren, wie sie selbst gelegentlich in Nachrichtenmeldungen gesehen hatte. Immigranten wurden in billigen Landevehikeln abgesetzt unter Umgehung des Aufzugs und der Behörden in Sheffield. Landungen mit Raketen und Fallschirmen wie in den alten Zeiten; und man konnte wenig dagegen tun, ohne einen interplanetaren Zwischenfall zu provozieren. Hinter den Kulissen arbeiteten die Leute hart daran. Die UN stärkten China den Rücken. Darum war es schwierig. Es wurde Fortschritt erzielt, langsam aber sicher. Sie sollte sich keine Sorgen machen.
    Sie stellte den Schirm ab. Sie hatte früher einmal unter der Illusion gelitten, daß sich die ganze Welt verändern würde, sofern sie sich nur selbst hart genug bemühte. Jetzt wußte sie es besser.
    Dennoch war es schwer, das zuzugeben. »Das reicht, um einen zum Roten werden zu lassen«, sagte sie Michel, als sie zur Arbeit ging. Sie warnte ihn: »Es reicht, um uns gegen Mangala aufzubringen.«
    Aber nach einer Woche war die Krise vorbei. Es wurde eine Übereinkunft erzielt. Die Siedlung durfte bleiben, und die Chinesen versprachen, im folgenden Jahr eine entsprechend kleinere Anzahl legaler Einwanderer zu schicken. Sehr unbefriedigend, aber immerhin. Das Leben ging unter diesem neuen Schatten weiter.
    Als sie an einem Nachmittag im Spätfrühling von der Arbeit nach Hause ging, erregte eine Reihe von Rosensträuchern hinter der Corniche ihre Aufmerksamkeit. Sie ging hinüber, um sie sich näher anzusehen. Hinter den Sträuchern gingen Leute auf der Harmakhis-Avenue an den Cafes vorbei, die meisten in Eile. Die Büsche hatten eine Menge neuer Blätter, deren Braun eine Mischung aus Grün und Rot war. Die frisch erblühten Rosen hatten eine rein dunkelrote Farbe, ihre leuchtenden samtigen Blütenblätter strahlten im nachmittäglichen Licht. Lincoln, besagte die Etikette auf dem Stamm. Eine Rosenart und zugleich der größte Amerikaner, ein Mann, der

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