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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Banden, Angriffe seitens der Immigranten auf Eingeborene, gewöhnlich Männer gegen Frauen, aber nicht immer. Und Banden junger Eingeborener üben Vergeltung, belästigen die neuen Siedlungen und so weiter. Es herrscht große Unruhe. Und das bei einer - wenigstens dem Gesetz nach - reduzierten Einwanderung. Aber die UN sind deswegen böse auf uns und wollen noch mehr schicken. Und dann werden wir eine Art menschlicher Müllplatz werden, und alle unsere Arbeit wird zuschanden kommen.«
    »Hmm.« Maya schüttelte den Kopf. Natürlich kannte sie das Problem. Aber es war ein deprimierender Gedanke, daß derartige Verbündete sich abwenden und der anderen Seite anschließen könnten, bloß weil die Situation schwierig wurde. »Aber bei allem, was ihr tut, müßt ihr die UN mit einberechnen. Wenn ihr die Immigration verbietet und sie trotzdem einwandern und die UN das unterstützen, dann wird unsere Arbeit noch schneller vertan sein. Das ist es doch, was mit diesen Übergriffen geschieht, nicht wahr? Es wäre besser, Einwanderung zu gestatten, aber auf dem niedrigsten Niveau zu halten, das die UN zufriedenstellt, und mit den Immigranten umzugehen, wenn sie hier sind.«
    Die beiden Frauen nickten mißmutig. Sie aßen eine Weile schweigend und schauten auf das frische Blau der morgendlichen See. »Die Exmetas sind auch ein Problem«, sagte Ariadne. »Die drängen noch mehr hier herein als die UN.«
    »Natürlich.« Für Maya war es keine Überraschung, daß die alten Metanationalen auf der Erde immer noch eine solche Macht hatten. Natürlich hatten sie alle das Modell der Praxis zum Überleben nachgeahmt und waren deshalb mit diesem fundamentalen Wandel in ihrer Natur nicht mehr wie totalitäre Lehnsherren, die sich anschickten, die Welt zu erobern. Sie waren aber immer noch groß und stark, umfaßten eine Menge Leute und besaßen viel angehäuftes Kapital. Und sie wollten immer noch Geschäfte machen, um den Lebensunterhalt ihrer Mitglieder zu bestreiten. Ihre Strategien dafür waren manchmal bewundernswert und manchmal nicht. Man konnte Dinge produzieren, die die Leute wirklich benötigten. Auf eine neue und bessere Art. Oder man konnte krumme Dinge drehen und versuchen, Vorteile herauszupressen oder falsche Bedürfnisse zu wecken. Die meisten Exmetas verfolgten natürlich eine gemischte Strategie und versuchten, durch Diversifikation Stabilität zu erzielen, wie in ihren alten Tagen des Investments. Aber dadurch wurde die Bekämpfung der schlechten Strategien irgendwie noch schlechter durchzuführen, weil jeder sie in gewissem Umfang anwandte. Und jetzt verfolgten viele Exmetas sehr aktive Marsprogramme. Sie arbeiteten für die Regierungen der Erde und transportierten Menschen von der Erde herauf, erbauten Städte und gründeten Farmen, Bergwerke, Produktionsstätten und Handelsplätze. Manchmal schien es, als ob die Emigration von der Erde zum Mars erst aufhören würde, wenn ein exaktes Gleichgewicht der Überfüllung erreicht wäre. Und das würde angesichts der hypermalthusianischen Lage auf der Erde für den Mars eine Katastrophe bedeuten.
    »Ja, ja«, sagte Maya ungeduldig. »Trotzdem müssen wir versuchen zu helfen und müssen uns im Bereich des Akzeptablen gegenüber der Erde halten. Sonst wird es Krieg geben.«
    Also gingen Charlotte und Ariadne fort. Beide sahen so besorgt aus, wie Maya sich fühlte. Und plötzlich fiel Maya ein, daß die beiden, wenn sie zu ihr um Hilfe kamen, wirklich in großen Schwierigkeiten stecken mußten.
    Sie nahm ihre direkte politische Arbeit wieder auf, obwohl sie sich bemühte, die in Grenzen zu halten. Sie reiste nur selten von Odessa fort, außer in Angelegenheiten der AWT. Sie arbeitete weiter mit der Theatergruppe, die jetzt auf jeden Fall das wahre Herz ihrer politischen Arbeit geworden war. Aber sie ging wieder zu Versammlungen und trat manchmal vor die Leute und redete. Der Wertewandel nahm viele Formen an. Eines Abends ließ sie sich sogar hinreißen und willigte ein, für Odessas Sitz im globalen Senat als Mitglied der Terranischen Gesellschaft von Freunden zu kandidieren, falls sich kein günstigerer Kandidat finden sollte. Später, als sie Gelegenheit hatte, darüber nachzudenken, bat sie, zuerst nach jemand anderem zu suchen; und am Ende entschloß man sich für einen der jungen Stückeschreiber der Gruppe, der in der Stadtverwaltung von Odessa arbeitete. Eine gute Wahl. Damit ging der Kelch an ihr vorüber und sie fuhr fort, die Quäker der Erde zu unterstützen, wenn

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